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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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sie herab sah, sich daran weidete, wie sie zusammengekrümmt und wehrlos vor ihm lag. Dann hievte er sie mit dem Rücken voran auf eine Art Gestell.
    Kaum lag sie darauf, wurde das Gestell am Kopfende ein wenig angehoben. Ihre nackten Füße berührten eine kalte Metallfläche. Sie spürte, wie er Seile um ihren Brustkorb, ihren Bauch und ihre Oberschenkel zurrte, dabei keuchte er, und einmal ruckte er ihre nackten Füße zurecht, mit kalten schwitzigen Händen.
    Als er sie ganz fixiert hatte, fasste er das Gestell am Kopfende, hob es an und schob sie holpernd vorwärts. Eine Sackkarre, dachte sie. Er hat mich auf eine Sackkarre gebunden. Vorsichtig öffnete sie die Augen.
    Vor ihr erhob sich ein großzügiges Gebäude, ein zweigeschossiger Altbau mit orangerotem Ziegeldach, Gauben und einer schmutzigen grauen Fassade. Der Eingang war eine schwere Holztür, ein Ungetüm aus Eiche oder Nussholz, dunkelbraun und Ehrfurcht gebietend, mit ein paar Stufen davor.
    Hinter ihr schrie eine Krähe und erhob sich flatternd aus einem Baum. Buck wendete die Sackkarre, zog Laura dann rückwärts die Treppe empor, schloss auf und rollte sie in den Hausflur. Die Tür fiel mit einem dumpfen Krachen zu, und ihr Herz wurde eng.
    Buck ließ sie mit dem Gesicht zum Eingang stehen und ging weiter ins Haus. Hinter ihrem Rücken klimperten Schlüssel an einem Bund, dann rüttelte Buck an einer Klinke. Offenbar erfolglos. Er brummte verärgert, probierte weitere Schlüssel aus. Doch auch die schienen nicht zu passen.
    »Verfluchte Scheiße.« Er kam näher, und sie schloss rasch die Lider. Grob fasste er die Sackkarre bei den Griffen, machte mit ihr eine Vierteldrehung und hievte sie eine Stufe empor, dann noch eine und noch eine. Schon wieder eine Treppe. Sie öffnete die Augen und sah eine mit fleckigem Marmor ausgekleidete Eingangshalle. Zu beiden Seiten schwangen sich halbmondförmige Treppen empor, die oben in eine Empore mündeten. Unter der Empore war eine geschlossene Tür, im Obergeschoss dagegen führte von dort ein Flur ins Gebäude.
    Bei jeder Stufe drückte sich das Gestell schmerzhaft in ihren Rücken. Bucks Ächzen mischte sich mit dem Quietschen der Räder auf dem Marmor. Oben angekommen, machte er eine kurze Pause, holte Luft und schob sie dann vorwärts in den Flur.
    Hier gab es keinen Marmor, nur den nackten Estrich, bedeckt von Staub und Betonkrümeln, als wäre der erste Stock in einer späten Bauphase erstarrt. Rechter Hand befand sich ein grau lackierter Lastenaufzug. Danach kamen zu beiden Seiten des Flurs Zimmer mit Nummern.
    Am Ende des Flurs, vor der letzten Tür auf der rechten Seite, machte Buck halt. Diesmal passte der Schlüssel.
    Er schob sie in die Mitte eines kahlen Raums, schnitt sie von der Sackkarre los und ließ sie gefesselt zurück. Als er ohne ein Wort den Raum verließ, meinte sie aus dem Augenwinkel zu sehen, wie er die Klinge eines Schweizer Messers einklappte. Gandalfs Messer.
    Lauras Blick flog durch das Zimmer. Ein zugemauertes Fenster, eine Glühbirne an der Decke. Mehr nicht. Nicht einmal eine Matratze.
    Fünf Minuten später kam er wieder. Mit Heizlüfter, Toilettenpapier, Wasser, der Bohrmaschine und weiterem Werkzeug.
    Sie gab sich keine Mühe mehr zu verbergen, dass sie inzwischen bei Bewusstsein war. Seine Augen blitzten, als er es entdeckte.
    »Guck an. Wieder wach, hä?«
    Was jetzt kam, kannte sie bereits. Das Kreischen der Bohrmaschine, Ösen in der Decke und an der Wand, Handschellen und Seile.
    »Dann hoch mit dir!«
    Ihre Hände wurden emporgerissen. Das Seil ruckte durch die Öse und richtete sie mit unbarmherzigem Zug auf, bis sie auf Zehenspitzen stand. Sie stöhnte und schwankte.
    »Wie lange bist du schon wach?«, fragte Buck.
    Sie gab keine Antwort. Was für einen Sinn hätte eine Antwort auch gehabt.
    Die Ohrfeige traf sie mit einer solchen Wucht auf den rechten Wangenknochen, dass ihr Kopf beiseiteflog. Dann schlug er sie von links, und sie schrie vor Schmerzen auf.
    »Endlich«, knurrte er. »Hier gibt es niemanden, der mich kontrolliert. Und niemanden, der dich schreien hört.« Er sah sie an. Lauerte auf eine Reaktion.
    Sie wollte ihm den Gefallen nicht tun.
    Er rieb sich die Faust mit der linken Hand, dann grub er sie in ihren Magen, so dass sie sich krümmte und die Handschellen ihre Handgelenke aufrissen.
    »Weißt du, wie verrückt das ist?« Plötzlich kicherte er. »Das hast du ihr zu verdanken. Ausgerechnet der Frau, von der du dein mieses Naturell geerbt hast.«

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