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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ergehen, daß er oder sie sonstwohin übersiedelte, um einen anderen Job anzunehmen, und im günstigsten Fall ein Andenken und einen Zettel hinterließ. Gleichermaßen schlecht war es, jemanden zu sehr zu fürchten oder zu verabscheuen; so etwas führte zu Situationen, in denen man das eigene Verhalten und das Benehmen anderer nicht vorauszusehen vermochte. >Schlafende Löwen.. Aber die Fähigkeit zu Gefühlen war in ihm vorhanden, er war sich ihrer nur nicht bewußt gewesen. Mit einer Anwandlung von Ironie erinnerte er sich an seine Begutachtung des Spannungsentlasters in seiner Unterkunft im Personal-Apartmentblock der IIA, und daran, wie er jene bemitleidet hatte, die dazu imstande waren, feste Bindungen einzugehen. Vermutlich habe ich mich selbst bemitleidet. Na, Mitleid war wohl genau das, was ich verdient hatte.
    Nun war er anzuerkennen gezwungen, wie stark er empfinden konnte, und er sah einen vernünftigen, logischen Grund, um diese Entwicklung zu fördern. Die Daten, welche Freeman und seine Vorgesetzten über ihn gespeichert hatten, stammten von einer Person mit der Haupteigenschaft kalter Berechnung - man mochte ihn Mr. X minus E(motion) nennen. Zu ersetzen durch Mr. X plus E. Und was dabei herauskommen wird, ihr Lumpenhunde, ist das, was ihr am meisten fürchtet. Ein dickes Ende in Irrationalität!
    Schwacher Regen begann, das westwärtige Fenster seines Zimmers zu trüben. Er stand auf und ging hinüber, um die Wolken draußen anzustarren, rötlich gefärbt, weil die Sonne sank und der Regen von Osten herantrieb. Ich befinde mich schätzungsweise in der gleichen Situation wie jemand, der aus einem Kernforschungszentrum genug Plutonium klauen will, um eine Atombombe bauen zu können. Ich muß das Zeug hinausschmuggeln, ohne im Lager ein auffälliges Zuwenig zu verursachen, die Detektoren am Tor des Betriebsgeländes auszulösen oder mir Strahlungsverbrennungen zuzuziehen. Ein Problem, über dem man gut und gerne drei Pfeifen rauchen kann, Watson. Es könnte eine Woche beanspruchen, vielleicht sogar zehn Tage.
Spieglein, Spieglein
    Sie befinden sich in kreisrundem Orbit um einen Planeten. Sie werden von einem anderen Objekt überholt, ebenfalls in kreisrundem Orbit, da es sich um mehrere km/h schneller bewegt. Sie beschleunigen und wollen es einzuholen versuchen.
    Bis später, kleiner Beschleuniger.
    Viel später.
Wer sein Hartz voll hat, dem geht der Mund über
    Im Vernehmungsraum war der 3dF-Schirm durch einen Zerrspiegel ersetzt worden. Weil er nicht den Eindruck erwecken wollte, er betrachte den nackten Körper des Mädchens auf dem metallenen Stuhl zu ausgiebig oder zu interessiert, musterte Hartz statt dessen das in die Länge verzerrte Spiegelbild. Er sah ein wenig Schweiß auf seiner Stirn glitzern und holte ein großes Taschentuch hervor, wobei er unbeabsichtigt seine Besucherkarte von der Jacke zupfte, und er reagierte nicht rasch genug, um sie abzufangen, ehe sie auf den Fußboden flatterte. Höflich hob Freeman sie auf und gab sie ihm zurück. Hartz dankte gemurmelt, steckte sie sich wieder an und schnob laut in sein Taschentuch. »Ihre Berichte sind«, sagte er dann, »um es gelinde auszudrücken, recht mager ausgefallen.«
    »Selbstverständlich hätte ich Sie unverzüglich informiert, wären irgendwelche bedeutsamen Entwicklungen erkennbar gewesen.«
    »Oh, sie sind erkennbar«, entgegnete Hartz schroff. »Deshalb bin ich ja hier.« Er entschied, daß es völlig überflüssig sei, so zu tun, als sehe er das Mädchen nicht an; knochig, geschoren, kindlich nackt, wie es war, ähnelte es kaum einem Menschen, mehr einem Versuchstier, etwa einem übergroßen Exemplar von mutierter haarloser Ratte.
    »Was für Entwicklungen?« fragte Freeman, indem seine Haltung sich nahezu unmerklich versteifte, und seine Stimme neigte in kaum wahrnehmbarem Maße zur Heiserkeit, nur mit einem Anflug davon.
    »Das wissen Sie nicht, hm?« lautete Hartz' scharfe Erwiderung. »Sie sollten's aber, denn Sie kennen doch ihre Mutter! Zumindest müßte Ihnen doch klar sein, welche Gewichtsklasse sie dank ihres Postens bei der IIA gegen uns in den Ring stellt.«
    »Von ihrer Mutter«, antwortete Freeman mit gezwungener Höflichkeit, »ist ein gründliches Persönlichkeitsprofil erstellt worden. Es besteht keine ungünstige emotionale Bindung zwischen den beiden.«
    »Persönlichkeitsprofil«, wiederholte Hartz in dahingeschlepptem Tonfall. »So, aha. Was können Sie mir außer dem Persönlichkeitsprofil über sie

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