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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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überlegte. Ach, es kann nicht schaden, wenigstens mal zu schauen, wer's ist. Sie seufzte, schaltete die Kamera ein und sah einen ihr unbekannten Mann: jung, blond, schmuddlig, in vernachlässigter Kleidung.
    »Sie sind Kate«, sagte er freundlich.
    »Und Sie.?«
    »Ich heiße Sid. Sid Fessier. Habe die Sommerferien in den Pauschalzonen verbracht. Bin dort einem Keiler namens Sandy begegnet, der sagte, ich solle Sie grüßen, wenn ich durch KC komme, und da ich nun in einem Hotel bin, das sich nur einen Block weiter befindet. Hätte wohl vorher anrufen sollen, aber zum Teufel. nur ein Häuserblock, und bei so schönem Wetter!«
    »Na, das ist ja großartig. Kommen Sie rauf.« Er pfiff vor sich hin, als er die Treppe heraufstieg: einen Reel oder eine Gigue. Und als sie die Wohnungstür öffnete, warf er ein elastisches Netz über sie, das sich zusammenzog und sie augenblicklich zu einem Bündel verschnürte. »Bagheera!« schrie sie, als sie seitwärts fiel, weil die Plastikstränge sich um ihre Beine schlossen.
    Pop. Der Berglöwe, der soeben zu einem Sprung ansetzte, mit dem er die volle Länge des Flurs durchmessen hätte und dem Eindringling an die Gurgel gelangt wäre, zuckte zusammen, ächzte, vollführte eine Bewegung, als wolle er sich ein lästiges Insekt von der Brust streifen - und sackte nieder. Er war tüchtig, dieser Mann, und sehr schnell. Noch während er die Luftpistole zurück in die Tasche schob, drückte er einen breiten Streifen Klebeband auf Kates Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. »Betäubungsnadel«, nuschelte er, »kein Anlaß, sich um ihn zu sorgen. Man wird sich um ihn kümmern. In zwei bis drei Stunden steht er wieder auf den Beinen. Aber ich wollte ihm lieber die Maximaldosis verpassen, weißt du. Das ist nicht gerade mein Lieblingssport, mich mit solchen Viechern anzulegen.« Nachdem er die Tür leise geschlossen hatte, nahm er aus seiner Tasche ein Funkgerät und sprach hinein. »Alles klar, ihr könnt sie abholen. Aber seid besser still und unauffällig. Das sieht wie eine Nachbarschaft aus, wo man sich noch für anderer Leute Angelegenheiten interessiert.«
    »Hast du den Löwen unschädlich gemacht?«
    »Glaubst du, sonst könnte ich jetzt seelenruhig mit dir plaudern?« Er steckte das Funkgerät ein. »Spar dir den Atem, Pfläumchen«, fügte er hinzu, an Kate gewandt, die erbittert, aber nutzlos schnob und grunzte. »Ich habe keine Ahnung, was du angestellt hast, aber es ist ernst. Ich bin im Besitz eines Haftbefehls gegen dich und der Anweisung zur sofortigen Inhaftierung, unterschrieben vom Stellvertretenden Direktor des Bundesamtes für Datenverarbeitung, und das ist ein ziemlich hoher Ölgötze am Washingtoner Totempfahl. Außerdem bin ich sowieso nicht der richtige Mann für Diskussionen. Ich bin sozusagen nur ein Laufbursche.«
Differenzierung
    Die Dinge standen nun anders. Nicht nur an der Oberfläche; vielmehr hatte sich seine Situation erheblich verändert. Statt mit Drogen und Cortexstimulation an- und abgeschaltet zu werden, hatte er in der vergangenen Nacht auf natürliche Weise schlafen dürfen; und außerdem in einem richtigen Zimmer, hotelmäßig eingerichtet, aber komfortabel und gut ausgestattet, mit echten Fenstern, durch die er sich davon hatte überzeugen können, daß er sich tatsächlich im Tarnover befand. Während des Verhörs war er dagegen in einer Art von Fach aufbewahrt worden, einer mannslangen Schublade, worin aufgrund des Bewegungsmangels Apparate seine Muskulatur stärkten. Davon abgesehen jedoch, mußte noch irgend etwas anderes geschehen sein, nicht so offenkundig, aber trotzdem von größerer Bedeutung. Was?
    Unterm Klicken der Schlösser öffnete man die Tür zu seinem Zimmer. Ein Mann kam - unscheinbarer Typ, gekleidet in Weiß, bewaffnet. Er hatte damit gerechnet, daß man ihn aus diesem Zimmer nur mit einer Eskorte gehen ließ. Er erhob sich und gehorchte dem Befehl, auf den Korridor zu treten und sich nach links zu wenden. Sie waren lange unterwegs und bogen um zahlreiche Ecken. Dann stiegen sie ein Treppenhaus hinunter, das dreizehn Treppen umfaßte. Schließlich kamen sie an eine entlegene Abzweigung. Sie bogen ab, und er trat in einen Gang, dessen eine Wand aus einseitig durchsichtigem Panzerglas bestand. Davor lungerte Freeman herum und blickte hindurch in einen schlecht beleuchteten Raum. Er grüßte mit einem Nicken und tippte dann mit einer Fingerkuppe lautlos ans Glas. Dahinter lag auf einem Polstertisch bewußtlos ein sehr

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