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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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seiner Beschwerde die entsprechende Form, er tat seine Pflicht. Doch ehe der Torpedo abgefeuert werden konnte, der Grahams Karriere vernichten sollte, mußten zwei Dinge ins reine gebracht werden. Das erste war Lord Cazalays Beitrag zu den Anwaltskosten, eine Angelegenheit, bei welcher der Sohn die Gerissenheit seines Vaters an den Tag legte. Das zweite war, Graham aufrichtig zu sagen, was das tödliche rotverschnürte Bündel enthielt.
    Er sprach an einem Augustabend unangemeldet vor. Die Tür in der Queen Street wurde von einem Dienstmädchen geöffnet. In der Halle stand ein dunkler, gutaussehender junger Mann in grauen Flanellhosen und einer Donegaljacke. Haileybury bemerkte angeekelt, daß der Bursche Wildlederschuhe trug.
    «Mein Vater wird in ein paar Minuten herunterkommen, Sir», begrüßte ihn Desmond leutselig. «Er zieht sich eben um.»
    Im Salon war noch ein junger Mann, klein, spitz, spindelig und blaß.
    «Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?» fragte Desmond. «Cocktail, Whisky mit Soda oder etwas anderes?»
    «Nein, danke.» Haileybury war darüber schockiert, von einem Jüngling alkoholische Erfrischungen angeboten zu bekommen, besonders in so familiärer Art, ja sogar Herablassung, verdammt noch einmal! Doch was konnte man schließlich von Trevoses Sohn erwarten? Er saß auf dem Sofa mit dem Hut auf den Knien. Es war derselbe, den er vor fünfzehn Jahren für das Ernennungskomitee getragen hatte.
    «Glauben Sie, Sir, daß es Krieg geben wird?» fragte Desmond freundlich, die Beine vor dem Kamin gestreckt und die Hände in den Hosentaschen.
    «Ich nehme nicht an. Mr. Chamberlain ist ein fähigerer Diplomat, als viele glauben.»
    «In der Schweiz glauben alle, es gibt Krieg. Ich komme eben von dort zurück, wissen Sie. Dort draußen sind sie ziemlich raffiniert in diesen Dingen.» Er rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. «Bargeld. Die Schweizer haben ein feines Gefühl dafür, ebenso rührend wie das der Italiener für die Kunst oder das der Franzosen für Küche und Frauen. Die Bankiers sind der Meinung, daß ein Krieg unvermeidbar ist.»
    Haileybury schien nicht gerade entzückt über diese Zurechtweisung.
    «Wußten Sie, daß das Lufthansa-Flugzeug immer noch regelmäßig Croydon anfliegt?» fuhr Desmond mitteilsam fort. «Jedesmal mit einem anderen Piloten. Verstehen Sie? Damit sie mit der Route vertraut werden. Ziemlich bedeutsam, wenn Sie mich fragen.»
    Haileyburys Unterweisung in den verderbten Tricks der Deutschen wurde davon unterbrochen, daß der andere junge Mann einen Apparat mit einem Gummiballon aus der Tasche zog und sich lautstark den Rachen besprühte. «Mein Cousin Alec», stellte Desmond nachträglich vor. «Er hat Asthma.»
    «Ein quälendes Leiden», sagte Haileybury.
    Graham eilte im Smoking herein. «Es tut mir leid, daß ich Sie diesen beiden Bengels überlassen mußte. Desmond, kannst du dich nicht irgendwie unterhalten? Geh ins Kino.»
    «Aber ich sah doch schon alle neuen Filme in Genf.»
    «Dann geh irgendwohin essen, oder was du sonst willst.» Er nahm eine Pfundnote aus der Brieftasche. «Du kannst den Wagen nehmen.»
    Desmonds Augen leuchteten. «Uh, Dad, wirklich? Komm, Alec. Wir fahren ein bißchen aufs Land. Guten Abend, Sir», fügte er fröhlich zu Haileybury hinzu.
    Er ging, «Jeepers Creepers» pfeifend, aus dem Zimmer. Alec folgte mit gemischten Gefühlen. Einen Bentley zu fahren war etwas so Weltgewandtes, daß man es sich in seiner ganzen Großartigkeit nicht einmal im Traum vorstellen konnte, und er wand sich unter dem schmerzhaften, stummen Neid der Pubertät. Aber er machte, wie immer, Desmonds Pläne mit. Außerdem konnte eine Fahrt in der frischen Luft vielleicht sein Asthma erleichtern.
    «Was kann ich für Sie tun?» fragte Graham kurz angebunden, als die Tür geschlossen war.
    Haileybury schüttelte seine Manschetten aus seinem Sergeanzug. «Ich muß Ihnen etwas ausgesprochen Unangenehmes sagen.»
    Graham zuckte die Schultern. Das brachte ihn nicht aus der Fassung. Haileybury schien beinahe immer etwas Unangenehmes zu sagen zu haben.
    «Ich will direkt zur Sache kommen, Trevose. Es ist wegen Miss Stella Garrod. Ich glaube, Sie kennen sie persönlich?»
    Das ist es also, dachte Graham. «Ich bin sehr stolz auf meine Bekanntschaft mit Miss Garrod. Was soll es? Wollen Sie, daß ich Ihnen ihr Autogramm besorge?»
    «Ich fürchte, meine Mission eignet sich nicht zur Leichtfertigkeit.» Haileybury trommelte mit den Fingern auf der Krempe seines

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