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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Träumen. Sie hatte ihn leicht in ihre eigene übernatürliche Welt gelockt, die in ihrer sorglosen Extravaganz in jeder Hinsicht, von materiellem Luxus bis zu menschlichen Gefühlen, unwirklich war.
    Zunächst hatte es Stella Garrod Spaß gemacht, einen Mediziner, und noch dazu einen solchen Modearzt, im Schlepptau zu haben. Aber sie wurde seiner überdrüssig, so wie sie ihrer Sekretärinnen, ihrer Agenten, ihrer Liebhaber und ihrer selbst regelmäßig überdrüssig wurde. Dann fand sie Gefallen an einem jungen kanadischen Schauspieler, der in ihrem Film in Mr. Ranks neuem Studio in Pinewood eine kleine Rolle hatte. Aber Graham hatte sich in ihrer Wohnung so sehr eingenistet, daß sie sich gezwungen sah, mit der des Kanadiers vorliebzunehmen, und nichts verbitterte sie so sehr gegen Graham, als sich in einem billigen Bett unter billigen Möbeln zu finden, mit der Aussicht auf ein schiefes Dach irgendwo in Bayswater. Sie war fest entschlossen, Graham loszuwerden. Gott sei Dank war die Ohrengeschichte erledigt! Sie schrieb ihm, daß sie ihn nie mehr in ihrem Leben sehen wolle.
    Verstört und ungläubig überschüttete Graham sie mit Briefen,
    Blumen und Geschenken, die vom uniformierten Korps der Dienstmänner überbracht wurden, einer unwahrscheinlichen Schar von Liebesboten. Als die Filmrolle des jungen Kanadiers zu Ende war, machte er sich eilig auf den Heimweg nach Kanada, da er überzeugt war, daß der Krieg kommen werde, und keine Lust hatte, in seinem Bett in Stücke gerissen zu werden, selbst dann nicht, wenn Stella Garrod bei ihm war. Sie ließ sich erweichen und gestattete Graham, wieder zu kommen. Dann aber tauchte ein alter Freund auf, ein großer, reicher Schwede mit farblosem Haar und farblosen Augen, der in die hoffnungslose inoffizielle Diplomatie verwickelt war, die in jenem Sommer hinter den Fußleisten der europäischen Staatskanzleien umherhuschte. Graham wurde wieder gleichgültig abgestoßen. Am Abend von Haileyburys Besuch hatte er es fertiggebracht, Stella durch Selbstmitleid und Dienstmänner so weit mürbe zu machen, daß sie einwilligte, mit ihm ins Theater zu gehen. Er war so benommen vor Angst, ob sie Ihr Wort auch halten würde, daß er die Schärfe von Haileyburys Drohung gar nicht fühlte.
    Sobald sein Besucher gegangen war, nahm Graham ein Taxi in die Brook Street. Er läutete an Stellas Türglocke. Wie er schon halb gefürchtet hatte, geschah nichts. Er hämmerte gegen die Tür. Er rief durch den Briefschlitz. Er lief auf die Straße zurück und sah, daß alle Fenster der Wohnung geschlossen und dunkel waren. Er stand auf dem Gehsteig und fluchte auf die Frau. Er fand eine Telefonzelle und wählte ihre Nummer. Keine Antwort. Er warf den Hörer nieder und stand draußen, die Hände in den Taschen seiner Smokinghosen.
    Er überlegte, was er tun sollte. Er konnte nicht gut durch die Straßen irren - das wäre unwürdig. Allein zu Hause war untragbar. Er konnte seinen Klub voller Männer, die großmäulig über die internationale Krise redeten, jetzt nicht sehen. Stella mit Hilfe ihrer Freunde suchen zu wollen, würde lächerlich aussehen, außerdem war es hoffnungslos, da sie sie gewarnt haben würde. In einer gegenüberliegenden Sackgasse fiel ihm eine Schankwirtschaft auf. Er ging in die Bar und verlangte einen doppelten Whisky. Er war seit zwanzig Jahren nicht in einem solchen Lokal gewesen, seit der Zeit, da er Edith den Hof gemacht hatte.
    Er saß auf einem Holzstuhl in einer Ecke der Bar und trank noch mehrere Whiskys. Er nahm an, daß Stella bei irgendeinem anderen Mann war. Schließlich war sie ein klarer Fall von Nymphomanie. Aber es war ihm gleichgültig, solange sie ihn nur ab und zu an ihrer Gunst teilhaben ließ. Er hatte sich vor diesem Abend nie die Mühe gemacht, seine ethische Position zu überdenken. Nun schlich sich die Angst an ihn heran, daß Haileybury recht haben könnte. Für das General Medical Council galt der Körper jeder Frau gleich, ob sie nun eine Hausfrau, ein Luder oder eine Dirne war. Und er war zweifellos in «professioneller Beziehung» zu ihr gestanden. Angenommen, er würde wirklich aus dem Ärztestand ausgestoßen? Dann traf ihn ein zweiter Gedanke wie ein Schlag. Er würde ruiniert sein.
    Stella war ein entsetzlich kostspieliger Luxus gewesen. In diesem Sommer war seine Praxis beunruhigend zurückgegangen, wie jede andere auch. Er war bereits verschuldet. Da war sein Haus, seine Einkommensteuer, Desmond - und, o Gott! der mickrige Alec. Er konnte

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