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Der Schönheitschirurg

Der Schönheitschirurg

Titel: Der Schönheitschirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Hutes. «Soviel ich weiß, ist sie auch eine Ihrer Patientinnen?»
    «Und warum sollte ich Ihnen Geheimnisse aus meiner Praxis mitteilen?»
    «Ich weiß aus sicherer Quelle, daß Sie die Dame operierten», beharrte Haileybury. «Und aus ebenso sicherer Quelle, daß Ihre Beziehung um einiges tiefer geht als bloße Freundschaft.»
    «Zum Teufel doch, Mensch!» Graham verlor die Beherrschung. «Welches Recht haben Sie, Ihre Nase in meine persönlichen Angelegenheiten zu stecken? Das ist doch die reinste, verdammte Frechheit, sonst nichts.»
    «Ich habe das Recht eines Berufskollegen in Affären dieser Art.»
    «Wer glauben Sie denn, daß ich bin?» Graham begann zu brüllen. «Irgendein Quacksalber, der sich mit einer geilen Hausfrau herumbalgt? Irgendein schmutziger kleiner Doktor, der in eine Vorstadtscheidung verwickelt ist? Mensch, benehmen Sie sich doch Ihrem Alter entsprechend! Miss Garrod ist Schauspielerin, berühmt, auf der ganzen Welt bekannt. Sie können mir glauben, sie kann recht gut auf sich selbst aufpassen. Ohne die Assistenz des General Medical Council, wobei ich bezweifle, ob sie je von dieser Institution gehört hat.»
    «Das Prinzip bleibt immer dasselbe», sagte Haileybury.
    «Oh, Blödsinn! Gut denn, ich habe sie operiert. Na und? Ich habe meine Arbeit getan und fertig. Ich bin nicht für ihr Wohl verantwortlich. Ich bin nicht ihr Hausarzt. Guter Gott, wenn es nach Ihnen ginge, dürfte ich mit der Hälfte aller attraktiven Frauen in London nicht einmal reden. Übrigens hat sie keinen Mann, niemanden. Niemand hat etwas dagegen. Niemand außer Ihnen.»
    Sie standen in einer professionellen Beziehung zu dieser Frau ...»
    «Werden Sie bitte aufhören, sie zu nennen? Das klingt, als sprächen Sie von einer Bardame. Sie scheinen zu übersehen, daß Miss Garrod in ihrem Beruf weiter gekommen ist als Sie in dem Ihren.»
    Haileybury erhob sich. «Ich würde mir kein Urteil über dergleichen Werte anmaßen. Ich kam nur aus Höflichkeit. Ich bringe eine Beschwerde über Ihr Verhalten beim General Medical Council ein.»
    «Oh, beschweren Sie sich, bei wem Sie wollen. Beim Lord Chief Justice oder bei der Bischofssynode, wenn Sie Lust haben. Aber lassen Sie mich bitte in Ruhe.»
    «Ich wollte, Sie wären sich selbst und auch mir gegenüber fair, Trevose.» Haileyburys Stimme klang allmählich verärgert. «Sie müssen das ernst nehmen. Ich bin nicht der einzige, der sich beschwert. Andere sind bereit, als Zeugen auszusagen.»
    «Mit anderen meinen Sie vermutlich Tom Raleigh?» Haileyburys Schweigen gab die Antwort. «Nun gut, tun Sie Ihr Ärgstes. Ich nehme mir den besten Anwalt von London, und Sie werden als Narrenpack dastehen.»
    «Es macht mir nichts aus, lächerlich dazustehen, wenn ich aus Pflichtgefühl etwas Unangenehmes tue.»
    «Pflicht? Neid, meinen Sie. Ja, Neid. Sie waren immer neidisch auf mich, Haileybury, neidisch auf meine Praxis, neidisch auf mein Einkommen, auf meine gesellschaftliche Stellung. Und jetzt neiden Sie mir Stella Garrod. Wenn Sie mich nicht einholen können, werden Sie dafür sorgen, daß ich von der Liste gestrichen werde. Das ist doch Ihr Plan, nicht wahr?»
    Zum erstenmal im Lauf ihrer Beziehungen verlor Haileybury seine Selbstkontrolle. «Wie können Sie es wagen, mir das zu sagen! Natürlich bin ich nicht neidisch auf Sie. Ich verachte Sie. Ich habe Sie vom ersten Tag an verachtet. Sie würden alles für Geld tun. Sie haben weder Moral noch Prinzipien, noch Nächstenliebe. Was haben Sie mit dieser Kunstfertigkeit getan, auf die Sie so stolz sind? Eine Menge alter Frauen ein paar Jahre jünger aussehen lassen. Wenn Sie etwas nicht für Geld bekommen können, verkaufen Sie Ihre Selbstachtung dafür. So leicht, wie eine Hure ihren Körper verkauft.»
    Er schwieg. Er wunderte sich undeutlich, wieso er plötzlich von Huren sprach. Er konnte sich nicht erinnern, je vorher dieses Wort verwendet zu haben. «Wenn Sie gestatten, Trevose», endete er leise, «werde ich jetzt gehen.»
    Graham sagte nichts. Haileybury verbeugte sich, drehte sich halb um, als wollte er noch etwas sagen, und ging.
    Haileyburys Taktlosigkeit schien sogar auf der Ebene des Unbewußten zu wirken. Er hätte keinen schlechteren Abend für seinen Besuch wählen können. Graham war einer Frau verfallen, zum erstenmal in seinem Leben, im Alter von vierundvierzig Jahren. Sie war zwar eine Titania, eine Zauberin, die die Männer mit der stärksten aller Waffen zu ihren Sklaven machte - mit ihren eigenen

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