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Der Schoenste Fehler Meines Lebens

Der Schoenste Fehler Meines Lebens

Titel: Der Schoenste Fehler Meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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flankierten die doppelflügelige Eingangstür. Der Schlüssel drehte sich ganz leicht im Schloss. Innen war es muffig und heiß von der Hitze des Tags. Bei ihrem letzten Besuch war das Innere in Sonnenlicht getaucht gewesen, jetzt hingegen erinnerte die Dunkelheit sie an sämtliche Horrorfilme, die sie je gesehen hatte. Sie tastete nach einem Lichtschalter in der Hoffnung, dass Strom vorhanden war. Wunderbarerweise leuchteten zwei weiße Kugeln auf. Aus Angst, jemand könnte sie sehen, durfte sie diese nicht lang anlassen – nur lang genug, um sich umzusehen. Sie ließ ihren Koffer fallen und verriegelte hinter sich die Tür.
    Man hatte das Gestühl entfernt, sodass ein leerer, hallender Raum zurückblieb. Den Gründervätern war Schmuck nicht wichtig gewesen. Diese strengen Lutheraner kannten keine Buntglasfenster, hoch aufstrebende Gewölbe oder Steinsäulen. Der Raum war schmal, keine zehn Meter breit, mit einem blankgescheuerten Nadelholzboden und ein paar Deckenventilatoren, die von einer schlichten Decke aus Stanzmetall hingen. An jeder Wand waren fünf lange Sprossenfenster eingebaut. Eine schlichte Treppe führte auf der Rückseite zu einer kleinen Chorempore aus Holz hinauf, dem einzigen Luxus dieser Kirche.
    Von Lucy wusste Meg, dass Ted ein paar Monate lang in der Kirche gewohnt hatte, während sein Haus gebaut wurde, aber er hatte keine Möbelstücke zurückgelassen. Nur ein hässlicher Sessel, dessen Polsterfüllung an einer Ecke herausquoll, war zusammen mit einem schwarzen Futon aus Metall noch vorzufinden, den sie auf der Chorempore entdeckte. Lucy hatte geplant, den Raum mit einer bequemen Sitzecke, bemalten Tischen und Volkskunst auszustatten. Doch im Moment kam es Meg nur darauf an, fließendes Wasser zu entdecken.
    Mit quietschenden Turnschuhen ging sie über den alten Nadelholzboden auf die kleine Tür zu, die rechts vom früheren Altar lag. Dahinter lag ein kaum drei Meter tiefer Raum, der sowohl als Küche als auch als Vorratsraum diente. Ein alter, geräuschloser Kühlschrank mit abgerundeten Ecken stand neben einem kleinen Seitenfenster. Außerdem war die Küche mit einem altmodischen vierflammigen emaillierten Herd, einem Metallschrank und einer Spüle aus Porzellan bestückt. Im rechten Winkel zur Tür öffnete sich eine weitere Tür zu einem Badezimmer, das viel moderner war als der Rest der Kirche, mit Toilette, weißem Sockelspülstein und einer Dusche. Ihr Blick fiel auf die x-förmigen Wasserhähne, und langsam und voller Hoffnung drehte sie einen auf.
    Frisches Wasser sprudelte heraus. Es war so selbstverständlich, und doch so luxuriös.
    Dass es kein heißes Wasser gab, machte ihr nichts aus. Binnen weniger Minuten hatte sie ihren Koffer geholt, ihre Kleider abgestreift, sich Shampoo und Seife genommen, die sie im Gasthof stibitzt hatte, und stellte sich unter die Dusche. Keuchend ließ sie das kalte Wasser auf sich niederprasseln. Nie wieder würde sie diesen Luxus als selbstverständlich ansehen.
    Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, band sie die Seidenstola, die sie zum Probedinner getragen hatte, unter ihren Armen fest. Gerade als sie eine ungeöffnete Schachtel Salzcracker und sechs Dosen Tomatensuppe im Metallschrank entdeckt hatte, läutete ihr Telefon. Sie nahm ab und hörte eine vertraute Stimme.
    »Meg?«
    Sie stellte die Suppendose beiseite. »Luce? Ist alles in Ordnung mit dir?« Fast zwei Wochen waren seit dem Abend vergangen, als ihre beste Freundin abgehauen war, und da hatten sie das letzte Mal miteinander gesprochen.
    »Mir geht es gut«, sagte Lucy.
    »Warum flüsterst du?«
    »Weil …« Sie machte eine Pause. »Wäre es … wäre ich … eine absolute Schlampe, wenn ich jetzt mit einem anderen Mann schliefe? Sagen wir, in etwa zehn Minuten?«
    Meg richtete sich auf. »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Habe ich mir schon gedacht.«
    »Magst du ihn denn?«
    »Gewissermaßen. Er ist kein Ted Beaudine, aber …«
    »Dann solltest du unbedingt mit ihm schlafen.« Meg sagte dies mit mehr Nachdruck als beabsichtigt, doch Lucy ging nicht darauf ein.
    »Ich möchte ja, aber …«
    »Sei eine Schlampe, Luce. Es wird dir guttun.«
    »Wenn ich ernsthaft gewollt hätte, dass man mir das ausredet, hätte ich wohl jemand anderen angerufen.«
    »Das spricht Bände.«
    »Da hast du recht.« Meg hörte, wie im Hintergrund Wasser abgedreht wurde. »Ich muss aufhören«, erklärte Lucy überstürzt. »Ich ruf dich an, wenn ich wieder kann. Ich habe dich lieb.« Sie legte auf.
    Lucy

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