Der Schoenste Fehler Meines Lebens
verlobt war.
Als es Abend war, parkte sie vor der Kirche, um in mühsamer Prozedur ihre Habseligkeiten hinzuschleppen – ihren Koffer, Handtücher, Essen, die Bettbezüge, die sie sich vom Gasthof ausgeliehen hatte und auch so bald es ging wieder zurückgeben wollte. Keine Sekunde mehr wollte sie darauf verschwenden, an Ted zu denken. Stattdessen wollte sie sich auf das Positive konzentrieren. Dank der Golfspieler hatte sie nun Geld für Sprit, Tampons und ein paar Lebensmittel. Kein großer Fortschritt, aber groß genug, um demütigende Anrufe bei ihren Freundinnen hinausschieben zu können.
Ihre Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer. Gleich am nächsten Abend, am Sonntag, musste sie, als sie von der Arbeit nach Hause gehen wollte, feststellen, dass einer der Golfer – und es bedurfte keiner besonderen Spürnase, sich auszumalen, wer dieser war – sich bei Birdie über ein Zimmermädchen beschwert hatte, das wegen des Trinkgeldes vorbeikam. Birdie zitierte Meg in ihr Büro und feuerte sie höchst befriedigt auf der Stelle.
Das in Birdies Wohnzimmer tagende Komitee zum Wiederaufbau der Stadtbibliothek genoss die berühmten Ananas-Mojitos der Gastgeberin. »Haley ist schon wieder sauer auf mich.« Birdie lehnte sich in den stromlinienförmigen Sessel aus der Jahrhundertmitte zurück, den sie gerade in vanillefarbenem Leinen neu hatte beziehen lassen, ein empfindlicher heller Stoff, der in Emmas Haushalt keinen Tag unbeschadet überlebt hätte. »Und das ausgerechnet, weil ich Meg Koranda gefeuert habe. Sie meint, sie könne keinen anderen Job finden. Ich zahle meinen Zimmermädchen mehr als einen gerechten Lohn, und Miss Hollywood hätte nicht vorsätzlich um Trinkgelder bitten sollen.«
Die Frauen tauschten Blicke aus. Sie wussten alle, dass Birdie Meg drei Dollar Stundenlohn weniger als allen anderen bezahlt hatte, was Emma von Anfang an nicht richtig gefunden hatte, obwohl der Vorschlag von Ted gekommen war.
Zoey spielte mit einer glitzernden rosa Muschelnudel, die von der Nadel abgefallen war, mit der diese am Kragen ihrer ärmellosen weißen Bluse gesteckt hatte. »Haley hatte immer schon ein weiches Herz. Und Meg wird das zu ihrem Vorteil genutzt haben.«
»Ein weicher Kopf trifft es besser«, meinte Birdie. »Euch ist sicher allen aufgefallen, wie sie sich in letzter Zeit kleidet, und ich finde es gut, dass mich keiner darauf angesprochen hat. Sie glaubt offenbar, Kyle Bacsom auf sich aufmerksam machen zu können, indem sie ihren Busen heraushängen lässt …«
»Ich hatte ihn als Schüler in der sechsten Klasse«, sagte Zoey. »Und ich sage dir, Haley ist viel zu klug für diesen Jungen. «
»Versuch, ihr das zu sagen.« Birdie trommelte mit ihren Fingern auf die Sessellehne.
Kayla legte ihren Lipgloss beiseite und griff nach ihrem Mojito. »In einem hat Haley aber recht. Keiner in der Stadt wird Meg Koranda Arbeit geben, nicht wenn sie Ted Beaudine danach noch ins Gesicht schauen wollen.«
Schikanen hatte Emma noch nie gemocht, und sie verfolgte die Rachsucht, die diese Stadt Meg entgegenbrachte, mit zunehmender Beklemmung. Gleichzeitig konnte sie Meg aber nicht verzeihen, dass diese dazu beigetragen hatte, dass einer der Menschen, die sie am liebsten mochte, verletzt wurde.
»Ich habe in letzter Zeit viel über Ted nachgedacht.« Shelby klemmte eine Seite ihres blonden Bobs hinters Ohr und schielte auf ihre neuen Peep-Toe-Ballerinas.
»Haben wir das nicht alle?«, meinte Kayla, zog die Stirn kraus und fasste an den Diamantstern ihrer Halskette.
»Viel zu oft.« Zoey kaute an ihrer Unterlippe.
Dass Ted wieder Single war, ließ beide erneut hoffen. Emma wünschte sich, sie fänden sich damit ab, dass er sich für keine von beiden entscheiden würde. Kayla war zu kostspielig, und Zoey löste bei ihm Bewunderung aus, aber keine Liebe.
Es war höchste Zeit, das Gespräch wieder auf das Thema zurückzuführen, dem sie ausgewichen waren, nämlich wie sie den Rest des Geldes beschaffen wollten, der für die Reparatur der Bibliothek benötigt wurde. Die üblichen Geldquellen der großzügigen Spender der Stadt, zu denen Emma und ihr Ehemann Kenny gehörten, hatten sich noch nicht von den Einbrüchen erholt, die ihre Portfolios während des letzten wirtschaftlichen Abschwungs erlitten hatten, und waren außerdem bereits von einem halben Dutzend weiterer lebenswichtiger Wohlfahrtseinrichtungen angezapft worden, denen ebenfalls unter die Arme gegriffen werden musste. »Hat irgendjemand eine
Weitere Kostenlose Bücher