Der Schoenste Fehler Meines Lebens
klang erschöpft, aber gleichzeitig auch erregt. Während Meg einen Teller Suppe leerte, dachte sie darüber nach. Vielleicht würde am Ende doch noch alles gut werden. Wenigstens für Lucy.
Seufzend spülte sie den Topf ab, wusch dann ihre schmutzigen Klamotten mit einem Spülmittel, das sie unter der Spüle inmitten verstreuter Mäuseköttel fand. Sie würde jeden Morgen alle Anzeichen, dass sie hier gewesen war, beseitigen und ihren ganzen Krempel wieder im Wagen verstauen müssen, für den Fall, dass Ted vorbeischaute. Aber erst einmal hatte sie jetzt was zu essen, ein Dach über dem Kopf und fließendes Wasser. Auf diese Weise hatte sie ein wenig Zeit gewonnen.
Die folgenden paar Wochen waren die schlimmsten ihres Lebens. Da Arlis ihr das Leben von Tag zu Tag schwerer machte, träumte Meg von einer Rückkehr nach Los Angeles. Doch auch dort hätte sie keine Bleibe gehabt. Nicht bei ihren Eltern, deren liebevoll gemeinte, ernste Worte sich ihr ins Gedächtnis gebrannt hatten. Nicht bei ihren Freunden, die alle Familie hatten und bei denen man mal für eine Nacht bleiben, sich aber nicht für länger einnisten konnte. Als Birdie ihr mürrisch mitteilte, dass sie endlich ihre Schulden abgearbeitet hatte, empfand Meg nur Verzweiflung. Sie konnte den Gasthof nicht verlassen, solange sie keine andere Einnahmequelle hatte, und sie konnte nicht weiterziehen, solange Lucys Kirche ihre einzige Zuflucht war. Sie musste sich einen neuen Job suchen, und zwar in Wynette. Vorzugsweise einen Job, der ihr sofort Trinkgelder sicherte.
Sie bewarb sich im Roustabout, dem Schuppen, der dieser Stadt als allgemeiner Treffpunkt diente, als Kellnerin. »Sie haben Teds Hochzeit vermasselt«, sagte der Besitzer, »und versucht, Birdie auszutricksen. Warum sollte ich Sie einstellen?«
So viel zum Roustabout.
Im Lauf der nächsten Tage hielt sie bei jeder Bar und jedem Restaurant in der Stadt an, aber keiner stellte jemand ein. Jedenfalls sie nicht. Sie hatte keine Essensvorräte mehr, kaufte Sprit nur noch gallonenweise und musste sich bald Tampons kaufen. Sie brauchte Geld, und das schnell.
Als sie wieder einen widerwärtigen Haarpfropfen aus einer verkrusteten Badewanne zog, musste sie daran denken, wie oft sie vergessen hatte, den Zimmermädchen ein Trinkgeld zu geben, die hinter ihr die Hotelzimmer sauber machten. Bis jetzt hatte sie magere achtundzwanzig Dollar an Trinkgeldern eingenommen. Es hätten mehr sein können, doch Arlis verfügte über die unheimliche Gabe, die Gäste auszuspähen, die großzügig zu sein versprachen, und sorgte dafür, als Erste in deren Zimmer zu sein. Das bevorstehende Wochenende könnte lukrativ werden, sofern Meg sich was einfallen ließ, um sie auszutricksen.
Teds ehemaliger Trauzeuge Kenny Traveler war Gastgeber eines Golfwochenendes für seine Freunde, die aus allen Landesteilen angereist kamen und im Gasthof wohnten. Meg hatte für diesen Sport, der die natürlichen Ressourcen zerstörte, nur Verachtung übrig, allerdings ließ sich mit seinen Anhängern Geld verdienen. Und so überlegte sie den ganzen Donnerstag, wie sie aus diesem Wochenende Profit ziehen könnte. Am Abend hatte sie einen fertigen Plan. Dieser erforderte Ausgaben, die sie sich kaum leisten konnte, aber trotzdem hielt sie nach der Arbeit am Lebensmittelladen an und investierte dort zwanzig Dollar ihres mickrigen Lohns in ihre unmittelbare Zukunft.
Am nächsten Tag wartete sie, bis die Golfer von ihren Runden am Freitagnachmittag nach und nach im Gasthof eintrudelten. Als Arlis nicht aufpasste, grapschte sie sich ein paar Handtücher und marschierte los, um an den Türen zu klopfen. »Einen schönen Nachmittag, Mr. Samuels.« Sie setzte für den grauhaarigen Herrn, der ihr öffnete, ein breites Lächeln auf. »Ich dachte, Sie werden ein paar zusätzliche Handtücher sicherlich gut gebrauchen können. Da draußen ist es bestimmt heiß.« Sie legte einen der kostbaren Schokoriegel obendrauf, die sie am Abend zuvor gekauft hatte. »Hoffentlich lief es gut bei Ihnen, aber für den Fall, dass nicht, ist hier was Süßes. Meine Empfehlung!«
»Danke, Liebes. Das ist wirklich aufmerksam.« Mr. Samuels holte seine Geldscheinklammer hervor und zog eine Fünfdollarnote heraus.
Als sie den Gasthof an diesem Abend verließ, hatte sie vierzig Dollar eingenommen. Darauf war sie so stolz, als hätte sie ihre erste Million verdient. Aber wenn sie vorhatte, ihren Plan am Samstagnachmittag noch mal anzuwenden, musste sie sich was Neues
Weitere Kostenlose Bücher