Der Schoenste Fehler Meines Lebens
einfallen lassen, und dies erforderte erneut eine kleine Ausgabe.
»Mann. Das habe ich schon seit Jahren nicht mehr bekommen«, sagte Mr. Samuels, als er am Samstagnachmittag die Tür öffnete.
»Hausgemacht.« Mit ihrem breitesten und gewinnendsten Lächeln reichte sie ihm die frischen Handtücher zusammen mit einem individuell eingewickelten Puffreisriegel, für deren Herstellung sie bis weit nach Mitternacht aufgeblieben war. Plätzchen wären natürlich noch besser gewesen, doch ihre kulinarischen Fähigkeiten waren begrenzt. »Ich wünschte, es wäre ein kaltes Bier«, sagte sie. »Wir wissen es nämlich zu schätzen, dass die Herren hier übernachten.«
Dieses Mal gab er ihr einen Zehner.
Arlis, die wegen ihres schwindenden Handtuchvorrats bereits misstrauisch geworden war, hätte sie zweimal beinahe erwischt, aber Meg gelang es, ihr auszuweichen, und als sie sich der Suite im dritten Stock näherte, die von einem Herrn namens Dexter O’Connor belegt wurde, hatte sie schon ein hübsches Sümmchen in ihrer Uniformtasche. Mr. O’Connor war bei ihrem gestrigen Versuch, auch ihm was Gutes zu tun, nicht da gewesen, aber heute öffnete ihr eine große und umwerfend schöne Frau, die in einen der weißen flauschigen Bademäntel des Gasthofs gehüllt war, die Tür. Obwohl sie geradewegs aus der Dusche kam, das Gesicht bar jeglichen Make-ups, und nasse tiefschwarze Haarsträhnen an ihrem Hals klebten, war sie makellos – groß und dünn mit herausfordernden grünen Augen und eisberggroßen Diamantensteckern an ihren Ohrläppchen. Nach Dexter sah sie allerdings nicht aus. Und auch nicht der Mann, auf den Meg über ihre Schulter hinweg einen Blick erhaschte.
Ted Beaudine saß im Sessel des Raums, hatte die Schuhe abgestreift und hielt ein Bier in der Hand.
Irgendwas machte klick, und Meg erkannte in der Dunkelhaarigen die Frau, die Ted vor ein paar Wochen an der Tankstelle geküsst hatte.
»Oh, wie schön. Zusätzliche Handtücher.« Ihr protziger Diamant-Ehering funkelte, als sie das Paket entgegennahm. »Und ein leckerer hausgemachter Puffreisriegel! Sieh nur, Teddy! Wie lange ist das her, seit du einen Puffreisriegel hattest? «
»Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern«, erwiderte Teddy.
Die Frau klemmte sich die Handtücher unter den Arm und zog an der Plastikverpackung. »Ich liebe diese Dinger. Gib ihr doch bitte einen Zehner.«
Er rührte sich nicht vom Fleck. »Ich habe keinen Zehner. Und auch sonst kein Geld.«
»Warten Sie.« Die Frau drehte sich um, vermutlich um ihre Geldbörse zu holen, doch nur um gleich wieder zurückzuschnellen. »Heiliger Bimbam!« Sie ließ die Handtücher fallen. »Sie sind die, die die Hochzeit hat platzen lassen! In Ihrer Uniform habe ich Sie erst gar nicht erkannt.«
Ted schälte sich aus dem Sessel und näherte sich der Tür. »Verkaufst du etwa Backwaren ohne Lizenz, Meg? Das ist ein Verstoß gegen die Gesetze dieser Stadt.«
»Das sind Geschenke, Bürgermeister.«
»Wissen Birdie und Arlis denn von diesen Geschenken?«
Die Dunkelhaarige schob sich vor ihn. »Ist doch egal.« Ihre grünen Augen glitzerten vor Aufregung. »Die Frau, derentwegen die Hochzeit geplatzt ist. Ich fass es nicht. Kommen Sie doch rein. Ich habe ein paar Fragen an Sie.« Sie riss die Tür ganz auf und zerrte an Megs Arm. »Ich möchte ganz genau von Ihnen hören, warum Sie dachten, Wie-heißt-sie-noch-mal sei nichts für Teddy gewesen.«
Endlich lernte Meg noch jemand anderen außer Haley Kittle kennen, die sie nicht für das hasste, was sie getan hatte. Und es schockierte sie auch nicht, dass dies Teds offenbar verheiratete Geliebte war.
Ted stellte sich vor die Frau und löste deren Hand von Megs Arm. »Du machst dich jetzt am besten wieder an die Arbeit, Meg. Ich werde schon dafür sorgen, Birdie wissen zu lassen, wie fleißig du bist.«
Meg knirschte mit den Zähnen, aber Ted war noch nicht fertig. »Wenn du das nächste Mal mit Lucy sprichst, sag ihr doch bitte, wie sehr ich sie vermisse.« Und mit einem Schnippen seiner Finger löste er den lockeren Knoten, der den Bademantel der Frau zusammenhielt, zog sie an sich und küsste sie.
Gleich darauf wurde Meg die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Scheinheiligkeit war Meg verhasst, und es machte sie wahnsinnig, dass Ted, den die ganze Stadt für den Inbegriff der Anständigkeit hielt, mit einer verheirateten Frau bumste. Und sie war sich mehr als sicher, dass er diese Affäre bereits gehabt hatte, während er noch mit Lucy
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