Der Schoenste Fehler Meines Lebens
einen Schreibtisch und einen Bleistiftspitzer und all das.«
»Wo?«
»An einem geheimen Ort.«
»Um die Frauen fernzuhalten?«
»Um alle fernzuhalten.«
Sie dachte darüber nach. »Ich weiß, dass du ein ganz ausgefuchstes Softwaresystem entwickelt hast, das dir Millionen von Dollar eingebracht hat, aber ich habe davon noch nicht viel gehört. Was für einen Job hast du genau?«
»Einen lukrativen Job.« Das begleitete er mit einem entschuldigenden Nicken. »Tut mir leid. Ein Fremdwort, das du nicht verstehen wirst.«
»Das ist einfach gemein.«
Er lächelte und schaute hoch zum Deckenventilator. »Nicht zu fassen, wie heiß es hier drinnen ist, und dabei haben wir erst Anfang Juli. Schwer vorzustellen, wie viel schlimmer das noch werden wird.« Er schüttelte den Kopf und trug dabei die arglose Miene eines Heiligen zur Schau. »Ich hatte vor, für Lucy eine Klimaanlage einzubauen, doch jetzt bin ich froh, dass ich es nicht getan habe. Du könntest bestimmt nicht schlafen beim Gedanken an die Fluorkohlenstoffe in der Atmosphäre. Hast du ein Bier?«
Sie schaute ihn finster an. »Ich kann mir kaum die Milch fürs Müsli leisten.«
»Du wohnst hier mietfrei«, gab er ihr zu verstehen. »Da könntest du für Besuch wenigstens Bier im Kühlschrank parat haben.«
»Du bist kein Besuch. Du bist eine Plage. Was willst du?«
»Das hier gehört mir, schon vergessen? Ich brauche gar nichts zu wollen.« Er zeigte mit der Spitze eines abgewetzten, aber sehr teuren Halbschuhs auf den Schmuck, der auf dem Boden ausgebreitet lag. »Was ist das denn?«
»Modeschmuck.« Sie kniete nieder und begann die Stücke aufzuheben.
»Hoffentlich hast du dafür nicht wirklich Geld bezahlt. Der Wert liegt wohl im Auge des Betrachters.«
Sie blickte zu ihm hoch. »Hat dieser Ort eine Postadresse?«
»Natürlich hat er eine Adresse. Warum willst du das wissen? «
»Ich möchte einfach nur wissen, wo ich wohne.« Sie benötigte ein paar Sachen, die zu Hause in einem Schrank aufbewahrt wurden. Sie suchte nach einem Fetzen Papier und schrieb die Anschrift auf, die er ihr nannte. Sie zeigte mit dem Kopf auf die Vorderseite der Kirche. »Wenn du schon mal hier bist, könntest du mir vielleicht auch das Warmwasser aufdrehen? Ich bin es leid, immer kalt zu duschen.«
»Sag bloß.«
Sie lächelte. »Du wirst doch nicht etwa noch unter den Nachwirkungen von Lucys dreimonatigem Enthaltsamkeitsmoratorium leiden?«
»So ein Mist, ihr Frauen könnt aber auch nichts für euch behalten.«
»Ich habe ihr gesagt, wie dumm ich das finde.« Gern wäre sie jetzt boshaft genug gewesen, ihm zu stecken, dass Lucy sich bereits einen Liebhaber gesucht hatte.
»Da sind wir endlich mal einer Meinung«, meinte er.
»Und dennoch …« Sie beschäftigte sich wieder damit, den Schmuck einzupacken. »Alle wissen, dass du jede hirnlose Frau in Wynette kriegen kannst. Und deshalb verstehe ich dein Problem nicht, jemanden fürs Bett zu finden.«
Er sah sie an, als wäre sie gerade dem Idiotenclub beigetreten.
»Stimmt ja«, korrigierte sie sich. »Wir sind hier in Wynette, und du bist Ted Beaudine. Wenn du es mit einer machst, musst du es mit allen machen.«
Er grinste.
Sie hatte ihn ärgern, nicht amüsieren wollen und holte zum nächsten Schlag aus. »Nur schade, dass ich mich geirrt habe, was dich und Torie betrifft. Eine heimliche Affäre mit einer verheirateten Frau wäre die Lösung für dein Problem. Fast so gut, wie mit Lucy verheiratet zu sein.«
»Was willst du denn damit sagen?«
Sie streckte ihre Beine aus und stützte sich auf ihren Händen ab. »Kein überflüssiges Gefühlschaos. Du weißt schon. Wie wahre Liebe und echte Leidenschaft.«
Er starrte sie einen Moment lang mit seinen unergründlichen bernsteinfarbenen Augen an. »Du denkst also, Lucy und ich hätten keine leidenschaftliche Beziehung gehabt?«
»Ich will dich nicht beleidigen – na ja, ein bisschen vielleicht schon –, doch ich bezweifele, dass du auch nur einen Funken Leidenschaft im Leib hast.«
Ein normaler Sterblicher wäre beleidigt gewesen, aber nicht der heilige Theodore.
Er wirkte nur nachdenklich. »Dass ich das richtig verstehe: Eine Chaotin wie du analysiert mich?«
»Von der Seite habe ich es noch gar nicht gesehen.«
Er nickte. Überlegte. Und machte dann etwas sehr Ted-Beaudine-Untypisches. Er senkte die Augen und unterzog sie einer dreisten Fleischbeschau. Beginnend am Scheitel wanderte sein Blick über ihren Körper und verweilte hier und da. Auf
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