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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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die Schlange in ihrem Bau zu suchen – oder wo auch immer man Schlangen suchte, wenn man besser als Jocko über ihre Lebensumstände informiert war. Aber aufgrund seiner ungewöhnlichen äußeren Erscheinung konnte er nicht einfach in die Stadt sausen, um zu spionieren und zu schnüffeln, Fragen zu stellen und nachzubohren. Er wusste, dass es in ihrem Kampf gegen Victor eine Rolle für ihn geben musste, aber er wusste nicht, worin seine Rolle bestand.
    Während Erika mit ihrem derzeitigen Buch in einem Sessel im Wohnzimmer saß, die Füße auf eine Ottomane gelegt und ein Glas Sahne mit Eiswürfeln in Reichweite, kam Jocko wiederholt an dem Durchgang zum Wohnzimmer vorbei, denn er stampfte im Flur auf und ab, gestikulierte und murrte dabei laut vor sich hin. Manchmal stampfte er nicht, sondern watschelte oder wankte oder schlitterte oder trampelte, aber er war zu übel gelaunt, um Pirouetten zu drehen oder Räder zu schlagen. Er schalt sich für seine Nutzlosigkeit aus, für seine Unfähigkeit, für seine Unbrauchbarkeit. Er beklagte seine Hässlichkeit, die seine Möglichkeiten enorm einschränkte, und er beklagte den Tag, an dem er mehr als ein namenloser und geistloser Tumor geworden war.
    Als Deucalion anrief, weil er eine Aufgabe für Erika hatte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass Jocko in viel höherem Maß als sie das Können und das Temperament für diese Aufgabe besaß. Da ihm bewusst war, dass sie sich mehr oder weniger aufs Computerhacken verstand, nannte ihr Deucalion die Marke, das Modell und das Kennzeichen eines Lieferwagens, der ihn interessierte, und fragte, ob sie vielleicht eine Möglichkeit fände, an die entsprechenden Dateien des Kraftfahrzeugamts heranzukommen und den Besitzer des Fahrzeugs sowie seine Adresse zu ermitteln.
    Erika konnte dem Internet einiges abgewinnen, doch ihre Abneigung dagegen war größer, denn es erschien ihr weniger informativ als vielmehr irreführend und potenziell totalitär. Sie hackte sich nur dann in Systeme ein, wenn es um Websites ging, die zu Hass anstachelten, oder um gefährliche utopistische Gruppen, und sie hackte sich nur ein, um die Daten in Unordnung zu bringen und den Urhebern Kopfschmerzen zu verursachen.
    Jocko dagegen war ein Irrer, der Firewalls sprengte, Codes knackte, sich Hintertüren schuf, den Virenschutz umging und Daten zerstückelte, ein Cyber-Cowboy, der auf einem virtuellen Pferd ritt, wohin er wollte. Er war viel klüger, als er manchmal wirkte, doch sein größter Vorteil als Hacker war weniger seine Intelligenz, als vielmehr seine einzigartige Fähigkeit, sich zu ereifern, sein rasend begeisterungsfähiges Naturell, kombiniert mit seinen unkonventionellen Denkmustern, der Fähigkeit, monatelang wach zu bleiben, wenn er es wollte, und der verblüffenden Geschicklichkeit seiner bizarren Hände und seiner noch bizarreren Füße – er konnte sie alle vier zum Tippen einsetzen, und das auch noch gleichzeitig. Und dazu kam seine glühende Entschlossenheit, alles zu tun, damit seine Adoptivmutter stolz auf ihn war.
    Nachdem sie mit Deucalion gesprochen hatte, kam Erika aus dem Wohnzimmer in den Flur, aus dem Jocko auf seiner Endlosschleife des Sorgenschürens und der schonungslosen Selbstbezichtigungen in die Küche verschwunden war. Sie konnte hören, wie er um den Küchentisch herumstampfte, und im nächsten Moment erschien er in der Tür und schüttelte eine Faust vor seinem Gesicht, als drohte er sich Schläge an.
    Er trug keinen seiner vierzehn lustigen Hüte mit den kleinen Glöckchen. Es war nicht der rechte Zeitpunkt für einen fröhlichen Kopfputz. Es war eine Zeit für härene Hemden, nur besaß Jocko keine härenen Hemden, und Erika weigerte sich, ihm eines zu schneidern, ganz gleich, wie ernsthaft er sie darum bat, einen Ballen härenes Tuch zu kaufen und sich an ihre Nähmaschine zu setzen.
    Als er auf Erika zukam, verspottete und verhöhnte er sich, deutete verächtlich auf sich, drohte sich mit dem Finger, setzte einen Fuß vor den anderen und kam doch kaum voran, weil er sich bei jedem zweiten Schritt mit einem Fuß auf den anderen Fuß trampelte und dies mit Bekundungen seiner Selbstverachtung begleitete: »Du hast es verdient!« und »Dir geb ich Saures!« und »Blödmann!«.
    Als Jocko Erika endlich erreicht hatte und an ihr vorbeizukommen versuchte, trat sie ihm in den Weg und sagte: »Deucalion hat angerufen. Er hat eine dringende Aufgabe, die er keinem anderen als dir anvertrauen würde.«
    Jocko sah nach

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