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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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zu quieken wie ein Schwein.«
    »Wenn du jetzt gleich eins isst, bekommst du nur eines, nicht sechs«, sagte sie, während sie zwei Liter Sahne auf den Tisch stellte.
    Als Erika erst für sich ein Glas aus ihrer Literpackung einschenkte und dann Jockos Glas aus seiner Packung füllte, sah er ihr zu und schmatzte mit den Hautlappen, die er anstelle von Lippen hatte. Sie nahm ein pralles Brötchen mit schimmernder Glasur aus der Schachtel und legte es auf ihren Teller und dann auch eines auf seinen.
    Er ahmte Schnarchgeräusche nach.
    »Wage es bloß nicht.« Sie setzte sich ihm am Tisch gegenüber, faltete ihre Serviette auseinander, strich sie auf ihrem Schoß glatt und sah ihn erwartungsvoll an.
    Jocko stopfte sich einen Zipfel der Serviette in den Ausschnitt seines T-Shirts mit der Abbildung von Buster Steelhammer, strich sie über dem Gesicht des Catchers glatt und setzte sich auf seinem Stuhl gerade hin. Offensichtlich war er stolz auf sich.
    »Sehr gut«, sagte Erika. »So ist es brav.«
    »Du bist eine gute Mutter«, sagte er.
    »Danke, mein Liebling.«
    »Du hast Jocko Manieren beigebracht.«
    »Und warum sind Manieren wichtig?«
    »Sie zeigen, dass wir Respekt vor anderen Leuten haben.«
    »Stimmt. Sie zeigen, dass du deine Mutter respektierst.«
    »Und sie lehren uns Selbstbeherrschung.«
    »Genau.«
    Als Erika ihre Gabel benutzte, um einen mundgerechten Bissen von ihrem Zimtbrötchen abzuteilen, schnappte sich Jocko sein Zimtbrötchen vom Teller und zwängte das ganze Ding auf einmal in seinen Mund.
    Im Verhältnis zu seiner Körpergröße war sein seltsam geformter Kopf größer als der irgendeines Menschen, und im Verhältnis zu seinem missgestalteten Kopf war sein Mund größer, als die Natur ihn jemals gemacht hätte, aber als Jocko erschaffen worden war, hatte die Natur ihre Hand nicht im Spiel gehabt. Das Brötchen aus der Bäckerei wog zweihundertfünfzig bis dreihundert Gramm, und es verschwand vollständig in seinem Mund, ohne auch nur eine Spur von Zuckerguss auf den Hautfalten zu hinterlassen, die seine Mundöffnung umgaben.
    Doch dann begann der Ärger.
    Das Brötchen füllte den gesamten Platz von einer Wange bis zur anderen aus, vom Gaumen bis zu seiner Zunge, nahm seine Mundhöhle mit seiner festen Masse vollständig ein und machte es Jocko unmöglich, mit geschlossenem Mund zu kauen. Wenn er den Mund aufmachte, würde der Kauvorgang jedoch mindestens ein Drittel der Masse nach vorn drängen, und sie würde auf den Tisch oder auf den Boden fallen.
    Unter anderem, um derartige Anfälle von Gefräßigkeit zu unterbinden, hatte Erika eine strenge Regel aufgestellt, die es verbot, das, was auf den Tisch oder den Boden gefallen war, wieder in den Mund zu stecken.
    Da er sich dieser Regel sehr klar bewusst war, war Jocko entschlossen, sich unter keinen Umständen einen beträchtlichen Teil seines Zimtbrötchens entgehen zu lassen. Einen Moment lang saß er mit weit aufgerissenen Augen da, stellte Überlegungen zu seinem Dilemma an und atmete dabei so geräuschvoll und kräftig durch seine seltsam asymmetrische Nase, dass er problemlos eine Fliege eingeatmet hätte, wenn eine in der Küche herumgeschwirrt wäre.
    Seine ebenso schaurigen wie faszinierenden gelben Augen wurden wässrig, als hätte sich sein ganzer Kopf mit Speichel gefüllt. Vielleicht glaubte er, das Zimtbrötchen sei derart eingeweicht, dass es sich in einen süßen Strom auflösen würde, während es durch seinen Schlund glitt, denn nun versuchte er zu schlucken.
    Offenbar bewegte sich ein Teil der Masse tief in seinen Rachen, aber nicht bis in die Speiseröhre. Da der Klumpen jetzt dort festsaß, war sein Kehldeckel gezwungen, sich teilweise zu schließen, und daher bereitete ihm das Atmen Schwierigkeiten.
    Natürlich konnte Erika nur Vermutungen darüber anstellen, was gerade geschah, denn man konnte mit ziemlich großer Sicherheit voraussetzen, dass Jockos Innenleben genauso merkwürdig war wie seine äußere Erscheinung. Sie hatte einmal versucht, den Heimlich-Handgriff bei ihm anzuwenden, aber ihre Bemühungen hatten nicht etwa dazu geführt, dass er den Fremdkörper herauswürgte, sondern selbigen ganz im Gegenteil gezwungen, den Weg durch seine Speiseröhre zurückzulegen, was bewirkt hatte, dass eine eigentümliche, aber zum Glück geruchlose grüne Flüssigkeit aus seinem rechten Ohr gespritzt war und er mehr als eine Stunde lang in unbekannten Sprachen redete, ehe er seine Fähigkeit, Englisch zu reden,

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