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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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gesagt.«
    Während sie sämtliche Zimtbrötchen aufaßen, bis die Schachtel leer war, berichtete ihm Erika von ihrem Ausflug in die Stadt. Von der angenehmen Fahrt. Dem farbenprächtigen Sonnenaufgang. Und davon, wie die roten Backsteinhäuser von Rainbow Falls im Morgenlicht zu leuchten schienen.
    Sie erzählte ihm von Addison Hawk, dem Cowboy, der ihr Türen aufgehalten hatte und ungewöhnlich zuvorkommend war. Jocko stimmte ihr zu, dass diese Begegnung noch eine zusätzliche Bedeutung hatte, die über den Austausch von Höflichkeitsfloskeln mit einem Ortsansässigen hinausging, doch auch ihm entzogen sich die tieferen Absichten des Cowboys.
    Als der Kleine sein fünftes Zimtbrötchen aß, beschloss Erika, jetzt hätte er sich wieder so weit beruhigt, dass er die schlechte Nachricht verkraften könnte. Sie erzählte ihm, dass sie Victor gesehen hatte.
    Jocko wurde ohnmächtig, und sein Kopf fiel nach vorn auf sein Zimtbrötchen.
    24.
    In Lauf der Nacht hatte er beträchtlich geschwitzt. Sein Bettzeug war noch feucht und roch nicht frisch, aber niemand wollte es wechseln.
    Das Wasser in dem Krug auf seinem Nachttisch war lauwarm. Krankenschwestern und Schwesternhelferinnen versprachen, ihn mit frischem Eiswasser zu füllen, doch sie vergaßen es.
    Obwohl er keine angstlösenden Medikamente wollte, wusste er, dass sie an ihn ausgegeben werden sollten, doch niemand brachte ihm die Tabletten.
    Das Frühstück hatte sich als sättigend und genießbar erwiesen. Aber sein schmutziges Geschirr stand schon seit Stunden auf dem Tablett und wartete darauf, abgeholt zu werden.
    Bryce Walker war nie ein Griesgram gewesen, aber seit vielen Monaten schien es so, als führte ihn das Leben zielstrebig auf diesen Weg. Heute Morgen sah es so aus, als sei das Personal des Memorial Hospitals in Rainbow Falls entschlossen, den Weg vor ihm zu pflastern.
    Bis vor achtzehn Monaten Renata gestorben war, hatte Bryce in den zweiundsiebzig Jahren seines Lebens keinen zänkischen Moment erlebt. Er war von Natur aus so gutmütig, dass Rennie ihn nach dem Moderator der Fernsehsendung für Kinder mit der sanften Stimme und der reizenden Art, die ihm bei Generationen von Kindern Beliebtheit eingetragen hatte, »Mein Mr Rogers« genannt hatte.
    Wenn es ihm und Rennie vergönnt gewesen wäre, Kinder zu haben, hätte sich Bryce vielleicht nicht langsam, aber sicher von einem gutartigen alten Kauz in einen nörgelnden Miesepeter verwandelt. Ein Kind hätte bedeutet, dass ein kleiner Teil von Rennie noch am Leben war. Mehr als alles andere war es die Einsamkeit, die ihn aufrieb, ihm zusetzte und ihn grob werden ließ.
    Um acht Uhr am vorangegangenen Abend war er mit dem Krankenwagen hier eingetroffen, weil er über starke Schmerzen in der Brust klagte. Eine Kernspintomografie in der Notaufnahme gab angeblich keine Hinweise auf eine Herzerkrankung, und andere Untersuchungen ergaben, dass er keinen Herzinfarkt erlitten hatte. Innerhalb von einer Stunde hatten die Schmerzen nachgelassen.
    Joel Rathburn, seit mehr als sechzehn Jahren sein Arzt, wollte, dass er für weitere Untersuchungen noch einen Tag, also den Dienstag, blieb. Ein Sedativum hatte dafür gesorgt, dass Bryce so gut wie schon seit einem Jahr nicht mehr geschlafen hatte.
    Als er wach wurde, fühlte er sich zum ersten Mal seit Monaten dem Leben verbunden, vielleicht weil er gerade erst geglaubt hatte, er würde sterben. Trotz des muffigen Bettzeugs begann Bryce den Tag gut gelaunt.
    Tatsächlich hatte er zum ersten Mal seit Ewigkeiten Lust zu schreiben. Vierzig Jahre lang hatte er als Autor von Western recht passabel verdient. Sechs seiner Romane waren verfilmt worden, alle vor seinem vierzigsten Geburtstag und seitdem keiner mehr.
    Rinderbarone, die Schafzüchtern das Leben zur Hölle machten, Schafzüchter, die sich gegen den Getreideanbau der Siedler stellten. Brave Männer mit einem strengen Ehrenkodex und harte Männer mit unehrenhaften Absichten. Eisenbahnräuber, Bankräuber, Aufgebote von Verfolgern, die von Sheriffs zusammengetrommelt wurden. Weite Prärien, hohes Tafelland, Canyons ohne Ausweg, purpurner Beifuß, glühend heißer Sand, die Knochen schlechter Männer, die von Geiern säuberlich abgenagt wurden. Feuergefechte im Morgengrauen, Machtkämpfe in der größten Mittagshitze, schnelle Pferde und noch schnellere Waffen.
    Wie sehr er dieses Zeug liebte! Er hatte es schon als Kind geliebt und es sein ganzes Leben lang geschrieben, ohne auch nur einen Tag lang eine

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