heult, und da hat sie ich weiß nicht in ihr Kissen geschluchzt, und als ich was sagen wollte, ich weiß schon gar nicht mehr, was, hat sie wieder gesagt ich weiß nicht , und dann hat sie mich gebeten zu gehen«, sagte Björg und schaute zu der Tür, die in den Flur führte.
Zweiter Teil
IX
Sonntag bis Montag
Der Sonntag war langweilig und disharmonisch wie der Kirchenchor einer kleinen Gemeinde auf dem Land, und Sveinn saß in der Nordwestecke seiner Werkstatt am Computer. Am Abend zuvor war er mit dem einzigen Taxi im Ort nach Hause geschickt worden, den Arm in einer Schlinge, das Knie in einer engen elastischen Binde und schmerzstillende Medikamente in der Tasche seiner englischen Wachsjacke. Das Schmerzmittel hieß Tramol, und zu den auf dem Beipackzettel aufgelisteten Nebenwirkungen gehörten Verdauungsprobleme, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Angstzustände, Kopfschmerzen, Gemütsschwankungen und Mundtrockenheit. Lárus hatte die Medikamente in der Apotheke besorgt und ihm seine Jacke und Schuhe vorbeigebracht.
Sveinn trug immer noch die gestreifte Unterhose, Schuhe ohne Socken und hatte einen nackten Oberkörper, obwohl er fror. Das Telefon und das Tramol waren in Reichweite, so dass er nicht unnötig aufstehen musste. Er hatte schon mehr als die empfohlene Tagesdosis eingenommen, dabei war der Tag erst halb rum – es war gerade mal zwei Uhr –, und Sveinn spürte die Wirkung: Er sackte vor Müdigkeit in sich zusammen, den Kopf voll schmutziger Wollfusseln.
Bei der Vorstellung, eine ganze Woche nicht duschen zu können, bekam er Platzangst. Nach dem Aufstehen hatte er sich wie ein Greis mit einem nassen Waschlappen gewaschen, aber das reichte nicht – er brauchte einen Schwall heißes Wasser, das sich über ihn ergoss und mit reinigendem Lärm auf den steinernen Badezimmerboden donnerte.
Das Display leuchtete auf, und der weiche Ton, der das Klingeln alter Telefone imitierte, klang schriller als sonst in seinen Ohren. Ein abscheuliches Quietschen schlich sich in den Klingelton ein, tänzelte über ihm und glitt auf Spikes über das gläserne Dach der Wahrnehmung.
Es war Kjartan.
»Ja«, antwortete Sveinn.
»Hehehehe, hallo, Alter.«
»Hallo.«
»Hast du’s geschafft, dich mit einem Fersenhaken selbst zu Fall zu bringen und auf den Boden zu werfen? Irgendwas gebrochen? «
»Tja, sieht so aus«, seufzte Sveinn. »Aber nur ein Knochen.«
»Ich wusste gar nicht, dass du was für Freistilringen übrig hast«, sagte Kjartan. »Ich stehe ja mehr auf Griechisch-Römisch. Man muss schon sagen, dass das ein anständigerer Sport ist. Was du und deinesgleichen da betreibt, ist doch die reinste Sauerei. Da läuft einem ja ein kalter Schauer zwischen Hammer und Amboss. Hehehehehehe, aber ich bin ja auch nur ein unschuldiger Junge vom Land und hab nicht im Ausland studiert wie du.«
»Schön, dass du dich so über mein Missgeschick freust«, konterte Sveinn. »Dann war’s wenigstens nicht umsonst.«
»So ist es. Und wie geht’s dir sonst, Alter? Bist du schon am Verhungern? Soll ich dir was zu essen bringen?«
»Nein, danke, ich brauche nichts.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
»Na, dann will ich dich nicht weiter stören. Soweit ich gehört hab, sollst du dich hinlegen, dich flachlegen lassen, wie man so sagt, hehehe. Aber ruf an, wenn du was brauchst. Du setzt dich doch wohl nicht ans Steuer, wenn du Pillen aus einer Packung mit rotem Dreieck gefressen hast, oder?«
»Nein, nein.«
»Gut, mein Freund, gut. Dann verabschiede ich mich erst mal von dir«, sagte Kjartan und legte auf, bevor Sveinn tschüss und danke sagen konnte.
Ein kalter Schmerz zog sich durch Sveinns Schulter, und er reckte sich instinktiv nach der Tablettenpackung. »Nur noch eine« , dachte er. »Und dann erst wieder nach dem Abendessen. «
Er öffnete sein E-Mail-Programm und machte sich daran, endlose Seiten ungelesener E-Mails zu durchforsten. Seine Augen glitten über ein paar mehr oder weniger kuriose Bestellungen, ohne ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. »Später«, dachte er, »die beantworte ich, wenn es mir besser geht.«
Weitere unbearbeitete Bestellungen lagen auf einem Stapel neben dem Drucker, und zum ersten Mal, seit er den Betrieb aufgenommen hatte, dachte er darüber nach, sich einen Assistenten oder eine Sekretärin zuzulegen.
Die fünfte Mail, die er öffnete, enthielt weder eine Bestellung noch eine Anfrage. Der Absender war
[email protected].
Wie viele Leben hast du, grob geschätzt, wohl