Der schottische Seelengefährte (German Edition)
begleiten, damit sie hier erst einmal aus der Schusslinie ist.“
Iain kniff argwöhnisch die Augen zusammen und fixierte seinen angeheirateten Onkel.
„Wir können doch verlauten lassen, dass ich sie nach Eurem Tod hier nicht schutzlos alleine lassen wollte und ich sie deshalb vorerst zu mir als nächsten Verwandten genommen habe.“
Ungehaltene Ausrufe der McAllister ließen ihn innehalten.
„Mylady ist hier nicht schutzlos“ polterte es erbost von allen Seiten.
„Wir würden sie mit unserem Leben beschützen.“
Iains Augen wurden immer schmaler.
„Außerdem“ fügte Kyle hastig an Mary gewandt hinzu, „gäbe es Euch die Gelegenheit, mich und meine Familie besser kennenzulernen. Ich kann Euch viel über Eure Mutter erzählen, was sonst keiner weiß.“
Mit diesem Köder hatte er Mary an der Angel und mit einem Blick in ihr Gesicht wusste Iain es. Er verfluchte seinen neuen Verwandten innerlich und wünschte ihm die Pest an den Hals.
So wurde entschieden, dass Mary noch am gleichen Tag mit Kyle zurück reiten und bis zur vollständigen Genesung Iains auf seiner Burg bleiben sollte. Bis dahin würde man die Verbündeten informieren und das weitere Vorgehen ausarbeiten.
Dann ging alles auf einmal sehr schnell. Kyle drängte zum Aufbruch. Mary schafft es noch so gerade, sich von Mairi zu verabschieden und bevor sie es sich versah, saß sie auf einem Pferd und ritt neben Kyle her. Das erste Stück nahm sie durch ihre tränenverschleierten Augen gar nicht wahr, so sehr schmerzte sie der Abschied von Iain. Nach einer heftigen Umarmung und einem fast schmerzhaften Kuss war er gegangen und war ohne sich noch einmal umzudrehen in der Halle verschwunden.
Selber Schuld, was denkst du dir auch so einen bescheuerten Plan aus haderte Mary mit sich selber. Ein Gefühl des Zweifels machte sich in ihr breit. Bisher war sie in dieser Zeit nur in Iains Burggewesen, geschützt, umsorgt und respektiert. Wie würde sie nun ohne seine und Mairis Hilfe zurechtkommen? Doch auch Neugierde blitzte ein klein wenig durch den Nebel der Unsicherheit. Sie hatte die Gelegenheit, noch mehr des alten Schottlands kennenzulernen, was die Historikerin in ihr geradezu vor Aufregung kribbeln ließ.
Mach das Beste draus versuchte sie sich selber zu ermutigen und wischte entschlossen die letzten Tränenspuren mit ihrem Ärmel weg. Ihr Onkel war bis dahin taktvoll schweigend neben ihr her geritten und reichte ihr nun ein kleines Tuch. Dankbar nahm sie es leicht lächelnd entgegen und trocknete ihr Gesicht. Dann setzte sie sich gerade hin, soweit es das schaukelnde Pferd zuließ, und sah sich erstmals bewusst um. Sie waren eine kleine Truppe von gut einem Dutzend Männer, wovon ein Teil vor und der Rest hinter ihnen ritt. Alle waren gut bewaffnet und blickten mit ernsten Gesichtern und wachen Augen ihre Umgebung ab. Unbehagen stieg in Mary auf.
„Ist es gefährlich hier zu reisen?“
Kyle zuckte die Schultern.
„Man sollte nie gedankenlos und unvorsichtig in der Gegend herumreiten. Es könnten überall Späher oder sogar Räuber lauern. Aber hier auf McAllister Land ist man im Allgemeinen sehr sicher und bis zu meiner Burg ist es nicht mehr weit.“
Hoffentlich dachte Mary, deren Allerwertester ihr bereits jetzt schon wegen der ungewohnten Beanspruchung zu schaffen machte. Zwar konnte Mary sich zuerst noch mit der außergewöhnlich schönen Landschaft ablenken, doch zum Schluss war ihr Schmerz am Ende des Rückens nicht mehr zu ignorieren. Unbeachtet ritten sie durch frische grüne Wälder, die nach Moos und Laub dufteten und vorbei an hügeligen Weiden, auf denen Schafe friedlich grasten. Als sie näher kamen, drängte sich eine Herde Schafe bereit zum Scheren am äußersten Ende der Wiese zusammen. Sie blökten wie eine in Aufruhr geratene Schar Gänse. Sie beruhigten sich erst wieder, als die Reitergruppe außer Sichtweite war.
Das Gelände wurde zunehmend bergiger, je weiter sie sich von der Küste entfernten. Obwohl es mittlerweile Frühsommer war, schaffte es die Sonne nicht, den kühlen Wind zu erwärmen und sie war froh über ihren Mantel, den Mairi ihr noch vorsorglich übergeworfen hatte. Dennoch dauerte es noch bis zum frühen Abend, bevor sie endlich durch das mittlerweile heißersehnte Burgtor ritten.
Die Burg der McKinnon war irgendwie enttäuschend. Viel kleiner und gedrungener als sie gedacht hatte. Vielleicht war sie aber auchdurch Drumrudha Castle einfach schon verwöhnt und hatte angenommen, dass das ehemalige
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