Der schottische Seelengefährte (German Edition)
schwerem Druck auf ihre Schultern legten.
„Aber das ist nicht möglich“ stotterte sie völlig verwirrt und blickte immer noch regungslos in die Halle unter sich und platzte mit dem Erstbesten heraus, was ihr in den Sinn kam. „Es gibt ja ein Dach.“
Sie fuhr sich mit einer Hand über die Stirn und massierte ihre wieder schmerzhaft pochende Schläfe. „Das muss alles ein schreckliches Missverständnis sein oder ein schlechter Traum.“
„Kommt, ich bringe Euch zurück in Eure Kammer, dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“ Sanft aber bestimmt wurde sie herumgedreht und wie in Trance ließ sich Mary wortlos wieder zurückführen. Sie war völlig geschockt und nahm nichts von ihrer Umgebung wirklich wahr. Erst als sie einen Becher in ihrer Hand spürte, merkte sie, dass sie wieder auf einem Stuhl in ihrem Zimmer saß, aus dem sie ein paar Minuten zuvor noch geflüchtet war. Benommen schwankte sie hin und her wie ein betrunkener Matrose auf hoher See.
„Trinkt, es wird helfen, Euch zu fassen.“
Sprach der Teufel zur armen Seele, schoss es ihr durch den Kopf. Ohne ein Wort schüttete sie den Inhalt des Bechers in einem Zug hinunter, worauf ihr unvermittelt Tränen in die Augen schossen und sie wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappte.
„Himmel, ist der stark“ krächzte sie und schüttelte sich. In der Annahme, es handele sich um den Gewürzwein vom Essen, hatte sie den Inhalt des Bechers in einem Zug hinuntergeschluckt. Der Kerl vor ihr zog kurz amüsiert einen Mundwinkel nach oben, doch das verschwand so schnell, dass Mary es sich auch eingebildet haben konnte. Seine dunklen Augen blickten wachsam auf sie hinunter.
„Ihr müsst nicht so gierig trinken. Whisky muss man genießen und nicht einfach nur runterkippen.“
Der scharfe Geschmack in ihrem Mund und das nachhaltige Brennen in ihren Eingeweiden rüttelten sie wieder wach.
„Wer zum Henker sind Sie eigentlich?“ fuhr sie ihn rau an, nachdem sie endlich wieder in der Lage war, einigermaßen gleichmäßig zu atmen. Leider bemerkte sie, dass er auch noch Recht hatte und der Whisky seine versprochene Wirkung tat, und sie langsam wieder ruhiger wurde.
„Ich bin Iain McAllister, Laird von Drumrudha Castle und Ihr seid auf meinem Land gefunden worden.“
Das Schweigen, das daraufhin folgte, hing schwer in der Luft. Mary schaute mit ausdruckslosen Augen in Iains Gesicht, der ihren Blick ernst erwiderte. Langsam schüttelte sie den Kopf und schloss die Augen, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und legte den Kopf in denNacken. Mehr vor sich hinmurmelnd dachte Mary über ihre Situation nach.
„Das kann nicht sein. Unmöglich. Hätte ich die Halle unten nicht mit meinen eigenen Augen gesehen, würde ich denken Sie wollen mich für dumm verkaufen. Nichts desto trotz ist das hier einfach nicht möglich. Mmh, gibt es vielleicht eine weitere Burg mit dem gleichen Namen hier in Schottland? Vielleicht ein zweiter Wohnsitz? Aber wie wäre ich dann dahin gekommen?“ Nachdenklich betrachtete sie Iains ausdrucksloses Gesicht. Ein plötzlicher Gedanke ließ sie sich abrupt aufsetzten.
„Was haben Sie mit mir gemacht, als ich geschlafen habe? Haben Sie mich etwa hierher verschleppt? Wollen Sie Lösegeld für mich einfordern? Da werden Sie kein Glück haben, es gibt niemanden, der zahlen wird.“
Iain schüttelte nur den Kopf.
Argwöhnisch betrachtete sie den stummen Koloss, der wie eine steinerne Statue mit verschränkten Armen einfach nur ruhig dastand und kein Ton sagte.
„Ist das hier vielleicht so eine verrückte Sekte, die wie im schottischen Mittelalter lebt, um die guten alten Zeiten aufrechtzuerhalten?“
Die einzige Reaktion darauf war Iains rechte Augenbraue, die hochfuhr.
Nervös tippte sie unbewusst mit ihrem Fuß immer wieder auf den Boden. Denk nach, denk nach.
Mary sprang auf. Sie konnte nicht mehr still sitzen, sie musste sich einfach bewegen, am Liebsten aus der Tür und weit fort. Doch wusste sie, dass sie keine zwei Schritte kommen würde. Auf Hilfe warten? Wen denn? Mairi würde ihr keine Hilfe sein, und Elizabeth erst recht nicht. Ihn niederschlagen? Sie schielte kurz in seine Richtung. Mission impossible! Schreien? Sinnlos, keiner würde sie aufgrund der dicken Mauern hören. Verflixt, es musste doch eine Lösung geben. Umgarnen? Wir erweicht man denn einen Marmorblock, fragte sie sich sarkastisch.
Wie hatte sie nur in so eine vertrackte Situation geraten können? Nur wegen dieses verflixten Versprechens. Vielen
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