Der schottische Seelengefährte (German Edition)
Dank, Mom ! Sofort schämte sie sich für ihre unschönen Gedanken und bat ihre Mutter mental um Verzeihung. Aber ihre Nerven waren auf ein Minimum zusammengeschrumpft und ihr wollte partout keine zündende Idee einfallen.
Mary überkam auf einmal ein furchtbarer Gedanke. Sie traute sich fast nicht zu fragen, weil es zu abenteuerlich und verrückt klang und kaltes Grauen stieg ihr den Rücken hoch. Langsam spulte siehoch einmal alles vor ihren geistigen Augen ab, was sie seit ihrem Erwachen auf dem Hügel erlebt hatte. Ein Puzzleteil fügte sich ins andere, doch ihr Verstand lehnte es kategorisch ab. Doch wenn sie alle Indizien unter diesem Aspekte betrachtete, war auf einmal alles stimmig. Ihre analytische Denkweise war nicht zu täuschen. Benommen rebellierte ihr Verstand gegen die Wahrheit. Wie vor den Kopf geschlagen ließ sie sich schwankend wieder auf dem Stuhl nieder. In ihren Ohren rauschte es wie bei einem schlecht eingestellten Radiosender und kalter Schweiß bildete feine Tröpfen auf ihrer Stirn.
„Welches Jahr?“ schoss sie vorsichtig ihren Versuchsballon ab.
„1253“ kam es ruhig von der anderen Seite des Raumes.
Mary fühlte, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich. Schnell steckte sie ihren Kopf zwischen die Knie, weil sie das unbändige Bedürfnis spürte, sich vor lauter Übelkeit zu übergeben. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken wie Schneeflocken im Wirbelsturm umher und ließen sie vor lauter Schwindel die Augen schließen.
Oh mein Gott, oh mein Gott wiederholte sie immer wieder, ohne sich bewusst zu sein, dass sie den Singsang laut sprach. Ich glaub' das einfach nicht löste die Gottesanbetung ab, während sie sich mit den Armen umfasste und vor- und zurückwiegte. Plötzlich fühlte sie, wie sie vom Stuhl hochgerissen und ihr links und rechts eine saftige Ohrfeige verpasst wurde.
„Was zum Teufel fällt Ihnen eigentlich ein“ schnauzte sie Iain lautstark an während sie ihn von sich stieß und sich die brennenden Wangen hielt.
„Ich wollte lediglich vermeiden, dass Ihr hysterisch werdet und Euch immer weiter in Euer Gejammer hineinsteigert“ erwiderte Iain regungslos.
„Was sind Sie doch für ein gefühlloser Klotz“ fauchte sie ihn an, doch schon strömten ihr die Tränen wie eine Sintflut über die Wangen, so dass sie nichts mehr klar sehen konnte. Ihr Körper wurde von unkontrollierten Schluchzern geschüttelt und ihre Beine versagten ihren Dienst. Doch noch bevor sie zu Boden gehen konnte, wurde sie von starken Armen aufgefangen, die sie sanft hochhoben und an eine warme Brust drückten.
Iain setzte sich auf das Bett und hielt die heftig schluchzende Frau in seinen Armen. Sein Hemd war schon nach kürzester Zeit durchweicht, aber das interessiert ihn nicht. Nach dem Gespräch mit Mairi hatte er versucht, wieder einen klaren Kopf zu bekommen und war mit seinem Pferd gnadenlos über die Hügel gejagt. Allein diese seltsamen Dinge hier in Betracht zu ziehen, geschweige denn sie zu akzeptieren, hatte ihn einige Überwindung gekostet.Den Ausschlag hatte Marys Reaktion und ihr Verhalten ihm gegenüber gegeben. Ursprünglich hatte er sich nur mit ihr unterhalten wollen, um sie zu prüfen und sich selber eine Meinung zu bilden. Doch allein beim Gedanken, wie sie ihn angefahren und zurechtgestutzt hatte ließ ihn innerlich schmunzeln. Keine andere Frau aus seinem Umfeld, geschweige denn aus seiner Zeit, hätte es gewagt, so mit ihm zu sprechen. Weitere Indizien, wie ihre Beinkleider aus dem ungewöhnlichen Stoff oder ihre Wortwahl, von denen er einiges nicht verstanden hatte, fügten das Puzzle zu einem Ganzen. Auch er hatte lange mit Mairi gestritten und argumentiert, musste sich aber letztendlich den Tatsachen beugen. Marys Glück war, dass Iain durch seine zahlreichen Reisen auf seinen Schiffen viel gesehen hatte und aufgeschlossener war, als die meisten seiner Nachbarclans. Hätte jemand anderer sie früher gefunden als seine jungen Burschen, wäre es ihr sehr schlecht ergangen. Manche waren viel zu schnell mit einer Verurteilung dabei, wenn etwas ungewöhnlich oder fremdartig war. Oftmals aus Angst und Unwissenheit geboren, verdammten sie die betroffenen Menschen. Viele wurden gefoltert und getötet, und gerade Hexenverfolgungen waren noch immer ein großes Thema. Und hier hielte er ein besonders schönes Exemplar dieser Gattung in den Armen, das er aus für ihn unerklärlichen Gründen nicht auf dem Scheiterhaufen sehen wollte.
Beim Gespräch mit Mairi waren sie
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