Der schottische Seelengefährte (German Edition)
mehrfach unter Beweis gestellt. Er platzierte Mary zu seiner Rechten, die dankbar ihre zittrigen Knie nicht weiter strapazieren wollte, und erleichtert auf den Stuhl sank. Links neben Iain saß ein stämmiger älterer Mann, der unverkennbar die Züge eines McAllisters trug. Trotz seiner dichten struppigen Augenbrauen konnte sie das gutmütige Funkeln in seinen Augen erkennen, während er Mary beobachtete. Auf dem Platz neben Mary saß bereits Elizabeth, die sie vor Freude anstrahlte. Das beruhigte ihr Nerven leicht, jedoch nur für einen kurzen Moment. „Ich möchte Euch meine Frau Mary McAllister vorstellen. Ihr werdet sie mit Respekt behandeln und in Eurer Mitte willkommen heißen.“ Er nahm einen Becher vom Tisch und prostete in die Halle. „Auf unsere neue Lady McAllister.“
„Auf Lady McAllister“ scholl es laut durch die Halle, als alle Anwesenden ihren Becher hoben und auf ihr Wohl tranken. Rasch erhob Mary sich ebenfalls wieder und stand mit geradem Rücken neben Iain und blickte in die überfüllte Halle. Wie unwirklich ihr das alles vorkam. Unsicher, ob irgendetwas von ihr erwartet wurde, schielte sie vorsichtig zu Iain. Der reichte ihr den Becher und nickte. Sollte sie daraus trinken oder musste sie auch etwas sagen? Warum hatte er ihr nicht vorher gesagt, wie sie sich verhalten sollte? Männer!
Der Becher entglitt fast ihren vor Aufregung nassen Händen. Nur Mut, sprach sie sich selber zu, trank einen Schluck, hob den Becher an und rief genau wie Iain: „Auf Iain, den Laird der McAllisters.“
Verwundert blickten sich einige ratlos an, doch der ältere Mann neben Iain rettete die Situation und tönte laut durch die Halle: „Auf den Laird McAllister“ und prostete ihr übermütig zu. Ihm folgte daraufhin der Rest der Halle und von überallher erklangen Hochrufe. Mary sah sich verlegen zu Iain um. Der aber nahm ihre Hand, drückte sie und nur Mary konnte das leichte Funkeln in seinen Augen in dem sonst ernsten Gesicht sehen. Gemeinsam setzten sie sich hin. Verlegen und mit brennenden roten Wangensah Mary nur auf den Tisch vor sich als sie sich leise vergewisserte: „Das ist wohl sonst nicht üblich?“
Auf Iains leichtes Kopfschütteln hin stöhnte sie innerlich auf. Na prima, Fettnäpfchen tu dich auf. Und wer weiß, wie viele im Laufe des Abends noch folgen werden!
Die Gespräche an den Tischen begannen wieder lebhafter zu werden und mehrere Frauen trugen Bretter mit Essen auf. Iain flüsterte einer Magd etwas zu, worauf diese sofort die Halle verließ und wenige Minuten später mit einem Brett voller Honigkuchen wiederkam. Gerührt über Iains Aufmerksamkeit, griff Mary sich ein kleines Stück und schloss beim süßen Geschmack selig die Augen.
„Wegen dir müssen wir unsere Bienenstöcke noch erweitern“ flüsterte Iain ihr neckend ins Ohr. Schuldbewusst schluckte sie den letzten Bissen hinunter und schaute Iain verlegen an. Dieser schnitt ihr saftige Stücke vom Hasen ab und hielt es ihr hin.
„Vom Messer mit dem Mund nehmen?“ flüsterte sie leise skeptisch und auf Iains Zustimmung zupfte sie vorsichtig das Fleisch von der Klinge. Es fehlte ihr noch, sich den Mund mit einem Schnitt zu verbreitern und für immer so zu grinsen wie Jack Nicholson als Joker in Batman!
Elizabeth beugte sich zu ihr hinüber. „Du siehst wunderschön aus und ich bin so froh, dass du nun bei uns bleibst.“ Mary hatte sie gebeten, da sie ja nun zur Familie gehörte, sich doch informeller anzureden, worauf Elizabeth ihr um den Hals gefallen und vor Freude geweint hatte. „Endlich eine große Schwester, die ich auch noch mag“ woraufhin diesmal Mary mit den Tränen zu kämpfen hatte. Marys Freude wurde nur durch das Unbehagen gedämpft, dass sie Elizabeth nicht die ganze Wahrheit sagen konnte und sie in Kürze wieder verschwunden sein würde. Doch sie zwang sich, das nagende Gefühl zu ignorieren, sie wollte sich diesen schönen Tag dadurch nicht verderben lassen.
Vertraulich flüsterte das aufgeregte Mädchen weiter: „Hast du schon Iains Überraschung gesehen?“ Sie kicherte leise. „Viele halten ihn für verrückt, verrückt vor Liebe zu dir.“
Mary schüttelte unwissend den Kopf und drehte sich fragend zu Iain um. Dieser schaute Elizabeth strafend an und schob Mary ein weiteres Stück Fleisch in den Mund, bevor sie ihn danach fragen konnte. Elizabeth setzte sich wieder richtig auf ihren Stuhl, nicht ohne Mary noch einmal kichernd zuzuzwinkern.
Kaum hatte sie den Mund so weit geleert, dass sie
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