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Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Titel: Der schottische Seelengefährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Wyler
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Wein, sondern eher ein starker, süßer Likör, an dem sie nun ganz vorsichtig nippte und fühlte, wie er ihr warm die Kehle hinunter brannte und ihren Magen erwärmte.
    Das reichhaltige Essen und der viele Wein, gepaart mit der gemütlichen Wärme des Feuers und den zahlreichen Aufregungen der letzten Tage forderten ihren Tribut und Mary konnte ihre Augen immer schwerer offenhalten. Direkt wie immer posaunte Onkel Rory laut durch die Halle: „Schaff dein Weib nach oben, sonst landet es noch mit dem Gesicht auf der Tischplatte.“
    Trotz Müdigkeit warf Mary ihm einen vernichtenden Blick zu und straffte die Schultern, sie wollte nicht als Weichei gelten und versuchte krampfhaft, ihre Augen offen zu halten und das hartnäckige Gähnen zu unterdrücken. Doch Iain bemerkte ihre Erschöpftheit und zog sie vom Stuhl hoch und wandte sich an die Gäste.
    „Wir danken Euch allen für Euer Kommen und die guten Wünsche. Für uns ist es nun an der Zeit, sich zurückzuziehen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er Mary rasch hoch und hinter sich heraus der Halle, so dass sie fast laufen musste. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen, während sie hinter Iain herhastete, der erst an der Treppe nach oben das Tempo drosselte.
    Iain führte Mary, der noch immer die Wangen glühten von den zotigen Sprüchen, die ihnen hinterher gerufen worden waren, hinauf in ihre gemeinsame Kammer. Kurz vor der Tür blieb Mary stehen.
    „Es tut mit leid, aber ich muss noch mal Atemübungen machen“ kam es genervt aus ihrem Mund. Iain musste sich zusammenreißen, um nicht übers ganze Gesicht zu grinsen. Er lächelte nicht, doch der Drang war beinahe überwältigend. Wie süß sie war, wenn sie ihn so mürrisch wie jetzt anfunkelte.
    Wortlos zog er sie nur eine Tür weiter. Erstaunt blickte sie Iain an. „Ich dachte, es gibt nur den einen Abort weiter oben, wo ich bisher war.“
    Iain deutete nur stumm auf die Tür und Mary trat langsam näher. Da entdeckte sie das kleine hölzerne Schild: Marys Refugium. Ungläubig starrte sie zuerst auf das Schild, dann auf Iain. Sollte es wirklich das sein, was sie dachte?
    Iain räusperte sich. „Um dir weitere Atemübungen zu ersparen, die meines Erachtens auch nicht wirklich gesundheitsförderlich sind, haben wir dir einen eigenen Abort eingerichtet Er darf nur von dir genutzt werden und wird täglich gereinigt. Ich warte auf dich nebenan“ fügte er noch knapp hinzu, bevor er sich umdrehte und mit weit ausholenden Schritten zurück ging.
    Wie benommen starrte Mary noch immer auf dieses Schild, was aber durch die aufsteigenden Tränen in ihren Augen schwer wurde zu erkennen. Mit zittrigen Fingern zog sie die Tür auf und befand sich in einem fast identischen Raum wie dem, den sie bisher benutzt hatte. Sie blinzelte die Tränen weg und ihr dringendes Bedürfnis ließ ihr keine Wahl, sich zuerst noch alles genau anzuschauen. Anschließend saß sie auf einem kleinen Hocker und betrachtete den kleinen Raum, in dem sich jemand zweifellos sehr viel Gedanken und Mühe gemacht hatte. Hier konnte sie getrost tief Luft holen, denn fast überall waren getrocknete Kräuter verteilt, sogar auf dem Boden. Es duftete intensiv nach Heidekraut und Lavendel. Die Toilettenkonstruktion erinnerte sie an eine Art Plumpsklo, mit einer hölzernen Sitzbank und er entsprechenden Öffnung, die aber mit einem Deckel verschlossen wurde. Darunter befand sich ein mit Sägespänen und Kräutern ausgestreuter Eimer, in den man anschließend mit der Kanne Wasser, die rechts in einer Nische stand, nachgießen konnte. Daneben lagen in kleine Stücke geschnittene Stofftücher zum abwischen, die sie in denunten am Boden stehen Korb werfen konnte. Zusätzlich zu einem winzigen Fenster, eher ein Schießschacht, erleuchteten mehrere Kerzen den kleinen Raum und verbreiteten sogar fast eine heimelige Atmosphäre. Mary war zu Tränen gerührt. Dieser Raum zeigte ganz deutlich, dass Iain ihr sehr genau zugehört hatte, als sie ihm von den Bequemlichkeiten ihrer Zeit erzählt hatte. Viel mehr noch zeigte es, dass er sich bemühte, es ihr so behaglich wie möglich zu machen, trotz des Gespötts seiner Leute. Ihr fiel Elizabeths Kommentar am Tisch wieder ein. Wie wahr, was für eine rührende Überraschung. Aber verrückt vor Liebe? Mary wurde ganz warm ums Herz, wenn sie sich umschaute und sah, wie rücksichtsvoll Iain gewesen war. Ohne dass sie etwas gefordert hatte, war er von sich aus hingegangen und hatte ihr einen Gefallen getan. Er musste in der

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