Der schottische Seelengefährte (German Edition)
völlig entsetzt gewesen, dass sie als Iains Frau mit anpacken wollte. Doch hatte sie sich nicht beirren lassen und zu verstehen gegeben, dass sie noch nie nur herumgesessen hatte und jetzt bestimmt nicht damit anfangen würde. Zwar war sie mehr als froh, keine Handarbeiten erledigen zu müssen, was sowohl besser für ihre Finger als auch für die Stoffe war. Besonders nachdem Lindsay ihr ein gutes Dutzend Slips gebracht hatte, die alle mit sehr feinen Stichen genäht waren. Vor lauter Freude und Dankbarkeit hatte sie Lindsay kurz umarmt, was diese aber zur Salzsäure erstarren ließ. Doch von Mairi hatte sie später erfahren, dass Lindsay vor Rührung über diese unübliche Geste ganz ergriffen gewesen war.
Sie hatte sich mit Mairi geeinigt, ihr im Garten und etwas in der Küche zu helfen. Heute sollte Brot gebacken werden, da waren zwei kräftige Hände zum Kneten immer willkommen. Außerdem, wie sollte es anders sein, war die Küche schon immer der Ort für den neusten Klatsch und Tratsch, so auch hier. Und nach anfänglicher Zurückhaltung plauderten sie nun offen über die claninternen Ereignisse. Für Mary war das zusätzlich eine gute Gelegenheit, mehr über die Menschen, die hier lebten, zu erfahren.
Leicht außer Atem wischt sie sich mit dem Ärmel ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und hinterließ prompt ein Spur Mehl auf ihrer Wange. Sie war verschwitzt, was zum einen von der Bearbeitung des Brotteiges herrührte, und zum anderen vom Herd, der heiß befeuert wurde und die Küche in eine Sauna verwandelte. Aber sie fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Beim Anblick der fröhlichen Gesichter um sie herum wurde ihr warm ums Herz. Es war ein ungewohntes Gefühl, ständig Clanmitglieder um sich zu haben, und niemals wirklich alleine zu sein. Doch es fühlte sich großartig an, ein Teil einer großen Gemeinschaft zu sein, zu wissen und zu fühlen, dass man dazugehörte und selbstverständlich Hilfe bekam, wenn es nötig war.
Nie hätte sie gedacht, dass es so viel körperliche Arbeit bedeutete, Brot für die Bewohner zu backen, solche Unmengen an Mehl, das zuerst gemahlen werden musste bevor es nun verarbeitet werden konnte. Ihre Achtung vor den schwer arbeitenden Menschen stieg immer mehr und immer deutlicher wurde ihr der Luxus in ihrer Zeit bewusst, einfach in einen Supermarkt zu gehen und alles problemlos zur Verfügung zu haben. Dennoch gefiel ihr diese Situation hier besser. Denn zusätzlich zu dem geselligen Plausch war sie richtig stolz, als das frisch gebackene Brot schließlich herrlich duftend aus dem Ofen kam.
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, ein Knabe stürmte herein und keuchte außer Atem. „Mairi, macht schnell und holt euren Korb und lauft zum Laird“ und war sofort wieder verschwunden.
Der Junge hatte kaum zu sprechen begonnen, als Mairi schon alles von sich warf und aus der Tür lief. Mit einem Schlag herrschte Totenstille in der Küche. Mary stand verwirrt da und schaut die Frauen unsicher an. „Was hat das zu bedeuten?“
Rodina, eine Küchenmagd, kam auf sie zu und nahm ihr die Schüssel Mehl aus dem Arm. „Lauft nach oben, Mylady, Euer Laird braucht Euch“ und schob sie zur Tür.
Unruhig säubert sie schnell ihre Hände und eilte mit klopfenden Herzen nach oben in ihr Schlafgemach. Eine bange Vorahnung ließ sie mehrere Stufen auf einmal nehmen. Die Wache vor der Tür sah sie kommen und öffnete sofort die Tür. Sein mitleidiger Blick ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Auf den ersten Blick sah sie nur eine Traube von Menschen um ihr Bett herumstehen und hörte Mairis Stimme, die Anordnungen gab. Ungeduldig bahnte sie sich einen Weg mit den Ellenbogen durch die Menge, bis sie vor dem Bett stand. Fast augenblicklich wäre sie in sich zusammengebrochen, hätten nicht geistesgegenwärtig zwei Männer zugegriffen und sie festgehalten.
Blut! Schoß es Mary durch den Kopf und das ihr bekannte Rauschen in den Ohren übertönte alle anderen Geräusche. Iain lag bewusstlos auf dem Bett und war blutüberströmt. Der Rest eines Pfeils ragte aus seiner linken Schulter, woran Mairi sich schon zu schaffen machte. Sie nahm wahr, dass Callum und Onkel Rory laut fluchten, konnte aber nichts verstehen, da das Getöse in ihren Ohren es nicht zuließ.
Blut, so viel Blut!
Die Umstehenden dachten, Mary wäre wegen der Verletzungen so erschrocken, was im gewissen Sinne auch stimmte. Doch allein beim Anblick von Blut setzte es bei Mary aus. Ihre beiden Helfer führten
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