Der schottische Seelengefährte (German Edition)
zu sein, Iain umzubringen.“ „Aber warum denn?“
Callum zuckte bedauernd mit den Schultern. „Das konnten die beiden uns leider nicht sagen.“
„Oder wollten nicht.“
Ernst schaute Callum sie an. „Seid versichert, sie konnten nicht.“
Allein die Art und Weise wie Callum dies sagte und sie anschaute, ließ es Mary kalt den Rücken hinunterlaufen und ihre Zweifel vergessen. Sie wollte auch lieber nicht weiter nachfragen, was sie sich genau unter einer „gepflegten Unterhaltung“ vorzustellen hatte.
Denn eins war für sie so klar wie jeden Morgen die Sonne aufging: Callum würde alles für Iain tun und keine Gnade walten lassen.
Besorgt betrachtete sie Iains blasses Gesicht. Mairi war so gut wie fertig und als Mary einen kurzen Blick auf die mit Blut getränkten Lappen warf, stieg wieder das vertraute Schwindelgefühl in ihr hoch. Verdammt, schnell schloss sie die Augen und versuchte regelmäßig und tief zu atmen. Sobald ihr Schwindel nachließ, öffnete sie ihre Augen wieder. Und als sie nirgendwo mehr Blut sah, entspannte sie sich noch mehr.
„Wie geht es ihm?“ flüsterte sie leise.
„Er hat viel Blut verloren, wir können nur abwarten und sehen, ob er Fieber bekommt.“
Mit Schrecken dachte Mary an die mangelnde Hygiene und jetzt erst wurde ihr wieder bewusst, wie schwer Iains Verletzungen wirklich waren. Durch ihre eigene Schwäche abgelenkt, hatte sie überhaupt nicht realisiert, dass sie sich nicht im 21. Jahrhundert befand, in dem Antibiotika eine Selbstverständlichkeit war, um gefährlichen Entzündungen vorzubeugen. Eine nie gekannte Verzweiflung stieg in Mary hoch, der Gedanke, Iain verlieren zu können, schnürte ihr regelrecht den Hals zu.
„Was kann ich tun?“ flüsterte sie ohne den Blick von Iains bleichem Gesicht zu lassen.
„Fühl seine Stirn und kühle ihn mit dem kalten Tuch, ich werde nach seinen anderen Wunden sehen. In ein paar Stunden wissen wir mehr.“
Mary wich nicht von Iains Seite. Sie saß neben ihm, kühlte sein Gesicht mit dem nassen Tuch und schaute ihn sonst einfach nur an. Sie fühlte sich so hilflos und wünschte sich, mehr tun zu können.
Mairi schaute zwischendurch immer wieder herein, kontrollierte seine Verbände und ermahnt Mary auch etwas zu essen. Doch die Sorge um Iain hatte ihr den Appetit verdorben. Das Fieber kam unausweichlich und nun versuchte Mary seinen Körper zu kühlen, indem sie ihn immer wieder kalt abwusch. Ihre Versuche, ihm Tee oder Brühe einzuflößen waren schweißtreibend, da Iain sich wehrte und stur den Mund wegdrehte. Nur zu zweit schaffte sie es, ihm etwas Flüssigkeit einzuverleiben, Mairi hielt seine Nase zu und Mary schüttete den Inhalt des Bechers so schnell wie möglich in seinen nach Luft schnappenden offenen Mund. Obwohl er sich dabei natürlich verschluckte, floss dennoch wenigstens etwas Flüssigkeit seine Kehle hinunter. Seine dabei ausgestoßenen derben Flüche standen Callums in Nichts nach und Mary lernt eineMenge neuer Wörter hinzu, die mit Sicherheit in keinem Wörterbuch zu finden waren.
Iain warf sich unruhig im Bett umher und wollte aufstehen, so dass sie ihn oft niederdrücken musste. Unter normalen Umständen hätte sie das niemals geschafft, doch Iain war zu geschwächt, um sich wirklich gegen Mary durchzusetzen. Es rührte ihr Herz, wenn er im Fieberwahn nach ihr rief und sich sofort beruhigte, wenn sie ihm leise tröstende Worte ins Ohr flüsterte und ihn beruhigend streichelte. Es zeigte ihr mehr als alle Worte, wie sehr er an ihr hing, und es wurde ihr deutlich bewusst, dass sie ihn nicht länger im Unklaren lassen konnte, was ihrer beide Zukunft anging. Das war nicht fair. Siespürte, wie sehr es ihn belastete, dass sie einfach so gehen und für immer verschwinden könnte. Unter normalen Umständen hätte er ihr niemals seine Gefühle für sie gestanden. Wahrscheinlich um sie nicht unter Druck zu setzen und sie damit zu vertreiben. Ihre Augen brannten vor unterdrückten Tränen als ihr klar wurde, wie sehr sie ihn liebte und welche Qualen sie ihm dennoch bereitet hatte. Sobald es ihm besser ging, würde sie eine Entscheidung treffen – nahm sie sich jedenfalls fest vor.
Trotz mehrfacher Angebote wollte Mary sich nicht ablösen lassen. Irgendwie hatte sie die fixe Angst, wenn sie nicht bei ihm war, dass er sie für immer verlassen würde. Mairi schimpfte und drohte, aber Mary war nicht von seinem Bett wegzubewegen. Geduldig wusch sie regelmäßig seinen heißen Körper ab und versuchte
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