Der schottische Verfuehrer
bevor er sie traf, dann hätte er dir sicher zugestimmt. “
Isabel zog die Brauen hoch, stumm um eine Erklärung bittend.
„Er hat sie vor einem Jahr entführt, um die Kassen der Rebellen zu füllen.“
„Aber jetzt sind sie verheiratet“, meinte Isabel verwirrt. „Das ergibt doch keinen Sinn.“
„Aye, da hast du recht. Aber ergibt das Leben überhaupt einen Sinn?“
„Nein“, flüsterte sie, „das tut es ganz gewiss nicht.“ Die düstere Stille wurde unterbrochen von einem Holzstück, das im Feuer barst. Isabel runzelte die Stirn. „Vor einem Jahr? Starb da nicht Patrik?“ Plötzlich verstand sie. „Oh Gott.“ Sie konnte es nicht glauben. „Bitte sag mir, dass es da keinen Zusammenhang gibt!“
Trotz der seither vergangenen Zeit bedrückte die Erinnerung an den Tod seines Adoptivbruders Duncan noch immer. „Aye. Alexander hatte eigentlich Lord Monceaux aus England entführen sollen. Aber dann brachte er stattdessen Nichola, die Schwester des Lords, als Gefangene hierher, in die er sich unterwegs bereits halb verliebt hatte.“ Er verzog das Gesicht, weil ihm wieder vor Augen trat, wie sehr sein Bruder dagegen angekämpft hatte. „Er wollte es wahrhaft nicht - aber das Schicksal war stärker.“
„Und wie hängt Patriks Tod damit zusammen, dass Alexander Nichola als Geisel auf die Burg verschleppte?“
„Erinnerst du dich, wie mein Vater Patrik als kleinen Jungen adoptiert hat?“
Isabel nickte.
„Nur wenige wissen, warum er das getan hat. Patriks ganze Familie war vor seinen Augen von den Engländern niedergemetzelt worden. Auch wenn er entkam, hatte sich doch die Erinnerung an das Geschehen unauslöschbar in ihn eingebrannt. Seitdem war sein Durst nach englischem Blut unstillbar. Als er nun merkte, dass Alexander sich in Nichola verliebt hatte, behauptete er, sie wäre eine englische Spionin, wenngleich die Lügengeschichte Alexanders Liebe nichts anhaben konnte. Und sobald Patrik das merkte, versuchte er, Nichola zu töten.“
Entsetzt hielt Isabel sich die Hand vor den Mund. „Gott im Himmel.“
Duncan nickte. Noch immer zerriss ihm die Trauer um den geliebten Bruder das Herz. „Es entbrannte ein Kampf zwischen Alexander und Patrik, in dem Patrik sein Messer entglitt. Es wurde zwischen zwei Steinen eingeklemmt, und er rollte auf seine eigene Klinge.“
„Wie furchtbar“, murmelte sie.
„Ja, sein Tod liegt noch immer wie ein dunkler Schatten über uns.“ Duncan rieb sich müde die Stirn, traurig von der Erinnerung an den unglücklichen Vorfall. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, als die sie begleitenden Ritter Patriks Leichnam fortgetragen hatten. Das war das letzte Mal, das er ihn gesehen hatte. Als die Brüder Stunden später nach Hause kamen, hatte man ihn schon bestattet, sodass sie nur noch zum stillen Gedenken an ihn zusammengekommen waren.
„Aber aus der Tragödie erwuchs schließlich auch noch Glück, denn bald darauf kam Lord Monceaux hierher, auf der Suche nach seiner Schwester. Er sah sie gemeinsam mit Alexander und glaubte, sie wäre in Gefahr. Um ihr Leben zu retten, griff er Alexander an.“
„Ein Engländer hat sich so weit auf schottisches Gebiet getraut?“
Duncan zögerte. Obwohl Symon Isabel einiges über die Rebellen verraten hatte, war sie noch immer Frasyers Geliebte. Darum durfte er ihr nicht sagen, dass Lord Griffin Monceaux nicht nur der Berater König Edwards für Schottland war, sondern zugleich unter dem Decknamen Wulfe ein schottischer Spion.
„Er und seine Schwester stehen sich sehr nahe.“
„Und das Lösegeld?“
„Wurde bezahlt.“ Duncan ging nicht auf die Einzelheiten der Bezahlung ein, eine Vorsicht, die er früher Isabel gegenüber gewiss nicht hätte walten lassen. „Es dauerte nicht lange, und Nichola heiratete mit dem Segen ihres Bruders Alexander.“
„Es fällt schwer zu glauben, dass der Lord einer solchen Verbindung wirklich zugestimmt hat, besonders bei seiner engen Verbindung zu König Edward.“
„In der Tat.“
„Bisher hatte ich nur von einem Engländer gehört, der sich zurzeit von Patriks Tod hier aufhielt“, meinte sie nachdenklich.
Duncan nickte. Beide schwiegen, doch die Stille lastete nun nicht mehr drückend auf ihnen. Wie er diese Nähe vermisst hatte! Aber er wusste, es wäre ein Fehler, zu lange mit ihr alleine zu bleiben und ihre Nähe wieder zuzulassen.
Er schaute sie an und wünschte sich, er wäre selbst davon überzeugt, einfach nur neben einer Frau zu stehen, mit der er gemeinsam
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