Der schottische Verfuehrer
aufschaute und sah, welche Angst in ihrem Ausdruck lag.
„Schon gut“, beruhigte er sie. „Du wirst es genießen.“
„Es ... es geht nicht darum. Ich ...“
Es lief ihm kalt den Rücken herunter. Dachte sie an Frasyer? Wünschte sie sich, mit ihm zusammen zu sein? Verdammt! Er wollte kein Ersatz für den Mann sein, den sie liebte.
Duncan riss sich von ihr los und stand auf. Er zitterte vor Wut.
Isabel erbleichte.
Die Schuldgefühle auf ihrem Gesicht machten ihn noch wütender. „Zieh dich an.“„Was hast du?“ Sie wirkte verwirrt.
Er lachte höhnisch. „Das weißt du nicht?“
„Ich ...“
„Warum stellst du dich so an, wenn ich dich berühre?“ Er hasste seine eigene Frage. Seine Stimme bebte vor Zorn, und ihm war bewusst, dass hinter seinen Worten die Eifersucht steckte. Aber er musste es erfahren. „Warum führst du dich jetzt wie eine Jungfrau auf, obwohl du dich Frasyer drei Jahre lang bedenkenlos hingegeben hast?“
Sie riss entsetzt ihre braunen Augen auf. „Ich verschwende doch keinen Gedanken an Frasyer, wenn ich mit dir zusammen bin.“
„Immerhin das nicht.“ Aber er konnte die Zweifel nicht verdrängen. Was so schön hätte werden sollen, endete nun offenbar in einer Katastrophe. Duncan warf ihr einen Blick zu, fassungslos über das, wozu er sich fast hatte hinreißen lassen. Seine Begierde hatte ihn überwältigt, und für einen Moment hatte er ihren Betrug vergessen. Und wofür? Für ein bedeutungsloses Abenteuer? Nein, für ihn war es alles andere als bedeutungslos. „Hättest du dich mir hingegeben?“
Sie senkte den Blick. „Ja.“
Ihre beschämte Antwort verletzte ihn. Er war verärgert, weil er sie trotz allem noch immer liebte. Ihn überkam eine flüchtige Hoffnung. „Wir beweisen die Unschuld deines Vaters, und danach kehrst du nicht zu Frasyer zurück.“
Das Blut wich aus Isabels Gesicht, und sie wandte sich ab. „Ich kann es nicht versprechen.“
„Kannst du es nicht, oder willst du nicht?“
„Du verstehst mich nicht.“
„Mir scheint, als hätte ich das schon häufiger gehört, seit ich dich aus dem Verlies gerettet habe.“
Auf seinen Vorwurf hin fuhr sie herum. Schmerz zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, aber auch Entschlossenheit. „Ich habe dich nicht gebeten zu bleiben, nachdem du mich aus dem Verlies befreit hast.“
„Nay“, entgegnete er und richtete sich zu voller Größe auf. „Das hast du nicht. Wenn das alles hier vorbei ist und du dich entscheidest, wieder in Frasyers Bett zu schlüpfen, dann werde ich dich bestimmt nicht aufhalten.“ Um sich nicht noch länger lächerlich zu machen, schnappte er ihr Nachtgewand und warf es ihr zu. „Zieh dich an.“
Isabel versteckte sich hinter dem zerknüllten Stoff wie hinter einem Schild, als wollte sie das verbergen, was sie ihm noch kurz zuvor freimütig dargeboten hatte. Sie hielt ihren Blick gesenkt, während Duncan sich wünschte, dass sie ihn anschaute. Sie sollte ihm mit erhobenem Haupt schwören, dass Frasyer ihr nichts bedeutete. Dass sie sich immer nur nach ihm gesehnt hatte und nur Umstände, die er nicht kannte, dafür verantwortlich waren, dass sie das Verlöbnis gebrochen hatte.
Sie blieb stumm.
Von draußen war ein Schrei zu vernehmen.
Duncan löste sich aus Isabels Bann und ging mit großen Schritten zum Fenster, wo er aufmerksam beobachtete, was draußen geschah. In einiger Entfernung ächzte die Zugbrücke, als sie herabgelassen wurde. Es folgten die klirrenden Ketten des Fallgitters. „Ein Bote kommt. Hoffentlich bringt er gute Nachrichten.“
Isabels Herz schlug heftig, als sie an seine Seite eilte. Der Bote galoppierte über den engen Weg, der mitten durch die zugefrorenen und schneebedeckten Wasserflächen führte, die die Burg umgaben.
„Glaubst du, ob er etwas Neues über meinen Vater bringt?“
„Nein. Wegen des Sturms der letzten Tage ist frühestens morgen mit Nachrichten von Lord Monceaux zu rechnen. Es ist vermutlich ein Bote, den wir wegen etwas anderem erwarten.“ Er blickte sie nüchtern an. „Ich muss gehen. Zieh dein Nachtgewand wieder an und leg dich schlafen.“ Er machte eine Pause, als müsste er seine Worte abwägen. „Am Morgen werde ich gemeinsam mit meinen Brüdern von Lochshire Castle aufbrechen. Wir werden einen, höchstens zwei Tage wegbleiben. Währenddessen bist du hier in Sicherheit.“
Sie schaute ihn besorgt an. „Du bist keineswegs völlig genesen. Mindestens einen Tag solltest du dich noch ausruhen.“
„Ich entscheide
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