Der schottische Verfuehrer
betreten, während sie ihren Gedanken nachgehangen hatte.
Das Zimmer war leer.
Sie blickte sich um. Nur die Elfen über ihr beobachteten sie. Rechts von ihr schimmerte etwas, ihr war, als würde der Saphir in der Schale beim Bett leuchten.
Isabel zögerte. Als sie den Stein zum ersten Mal erblickt hatte, hatte sie auch geglaubt, er würde leuchten. Immer stärker zog sie eine unerklärliche Kraft vom Fenster zum Stein. Je mehr sie sich der Schale näherte, umso heller leuchtete der Saphir. Es war irgendwie unwirklich.
Ein kalter Schauer jagte ihr über die Haut. Das alles musste eine Einbildung sein, sicher reflektierte der Stein nur das Mondlicht. Allerdings bedeckten draußen dicke Wolken den Nachthimmel. Und der Schein des Feuers reichte nicht bis in diese Ecke des Zimmers.
Mit zitternden Fingern hob sie den Stein auf und legte ihn sich in die Handfläche. Ihr wurde warm, ein Gefühl des Trosts durchlief sie, so sanft, dass sie es sich nicht erklären konnte. Tränen brannten ihr in den Augen. Sie wiegte den halben Saphir in der Hand. Wenn sie auch Duncan nicht haben konnte, so hatte sie mit dem Stein zumindest einen Teil von ihm.
Isabel wischte die Tränen fort und packte alles, was ihr gehörte, in einen kleinen Beutel. Den Saphir legte sie vorsichtig obenauf. Da klopfte es leise an der Tür. Schnell verstaute sie alles unterm Bett, strich die Laken glatt und ging zur Tür.
Eine ältere Frau mit einem Tablett senkte vor ihr das Haupt. „Da Ihr das Abendmahl versäumt habt, hat Sir Duncan mir aufgetragen, Euch etwas zu essen zu bringen.“
„Stellt es bitte auf den Tisch.“
Die Frau schaute sie mit mütterlicher Fürsorge an. „Ihr fühlt Euch nicht wohl?“
„Ja.“ Das war keine Lüge. Ihre momentane Traurigkeit mochte bald Vorbeigehen, aber die Aussicht auf das Leben, das ihr bevorstand, und die Angst, ihren Vater nicht retten zu können, reichten allemal aus, um sich nicht besonders wohlzufühlen.
„Kein Wunder nach Eurem Erlebnis heute.“ Die Frau seufzte. „Man sollte die Händler hängen. Wenn sie erst einmal einige Zeit im Verlies verbracht haben, werden sie bereuen, dass sie Euch entführen wollten.“
Benommen nickte Isabel. Sie wollte nicht an den Vorfall erinnert werden. „Würdet Ihr mich zum Frühmahl bitte nicht wecken? Ich brauche noch Ruhe.“
Die Magd nickte. „Ich verstehe, Ihr müsst Euch erst wieder stärken, nachdem Ihr Euch so sehr um Sir Duncan gekümmert habt.“ Die Frau strich Isabel über den Arm. „Macht Euch keine Sorgen. Hier seid Ihr in Sicherheit.“
Isabel konnte darauf nichts antworten. Für sie gab es schon lange keine Sicherheit mehr.
Die grauen Augen der Magd schauten Isabel warm an, während sie ihr weiter über den Arm strich. „Wenn Ihr erst einmal gegessen habt, werdet Ihr friedlich wie ein Baby schlafen. Und ich werde mich darum kümmern, dass Euch morgen früh niemand stört.“
„Ich danke Euch.“
Die Frau verbeugte sich und ging.
Isabel wartete einige Augenblicke, um sicherzugehen, dass die Magd wirklich fort war. Dann eilte sie zum Bett und zog den Beutel mit ihren Sachen hervor. Das Essen wickelte sie ein und legte es dazu. Um sich gegen die Kälte zu wappnen, zog sie mehrere Lagen Kleider übereinander, die Nichola ihr geliehen hatte, als Letztes noch den warmen Umhang mit Kapuze, die sie nicht nur vor der Kälte schützen, sondern unter der man sie auch kaum erkennen würde. Sie öffnete die Tür.
Die meisten Bewohner der Burg hatten sich zum Schlaf zurückgezogen, daher konnte Isabel den großen Saal ohne Probleme durchqueren. Draußen stellte sie erleichtert fest, dass weiterhin Wolken den Himmel verdeckten und der Hof von Lochshire Castle in Dunkelheit getaucht war.
Dennoch wartete sie zunächst bei der Eingangstreppe, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beim Verlassen der Burg gesehen hatte. Ein Windstoß wirbelte vor ihr den Schnee auf. Einige Flocken drangen durch die Öffnung ihrer Kapuze und landeten kalt auf ihrer Haut. Sie zog die Kapuze enger um den Kopf.
Nachdem sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, ging Isabel mit vorsichtigen Schritten über den schneebedeckten Boden, immer in der Nähe der Hofmauer. Der böige Wind hatte auch sein Gutes, würde er doch ihre Fußspuren verwehen.
Vom Stall vernahm sie das Scharren von Pferdehufen und leise, kurz angebundene Stimmen. Die Eingangstür des Wohnturms öffnete sich und Seathan, Duncan und Alexander traten heraus. Energisch schritten sie zu dem wartenden
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