Der schottische Verfuehrer
selbst, was das Beste für mich ist“, erwiderte er scharf.
In Isabel loderte weiter die von ihm entfachte Leidenschaft, daher wirkte Duncans kalte Wut wie eine Abkühlung, die sie in die grausame Wirklichkeit zurückholte - und die sie trennte. Sie wollte ihn davon überzeugen, nicht aufzubrechen, und ihm erklären, dass sie ihre Unschuld gerade eben nicht vorgespielt, dass sie immer nur ihn begehrt hatte.
Und dann?
Zuversicht durchströmte sie wie ein Hoffnungsstrahl. Vertrau ihm, flüsterte eine Stimme leise in ihr.
Wie gern sie es tun würde! Jeder Schritt, den er nun zur Tür machte, drohte sie zu zerreißen. Ohne sich umzudrehen, stürmte Duncan aus dem Zimmer, und Isabel konnte ihm nur hinterherschauen. Ihr Herz schien in tausend Teile zu zerfallen. Hinter ihm knallte die Tür zu, und seine wütenden Schritte wurden leiser, während er die Treppe hinablief.
Sie schloss die Augen, schmerzerfüllt. Drei Jahre lang hatte sie sich selbst getäuscht und geglaubt, sie könne die Rolle der Geliebten spielen. Jetzt, da sie auf ihrer Haut noch Duncans Berührungen spürte wie ein nicht eingelöstes Versprechen auf mehr, wusste sie, wie sehr sie sich geirrt hatte.
Wie aber konnte sie die verhasste Rolle hinter sich lassen? Selbst wenn es ihr gelang, ihrem Vater das Leben zu retten, würde man ihn in den Schuldturm sperren, wenn sie nicht zu Frasyer zurückkehrte. Es gab keine Alternative. Und nachdem sie von Duncans Liebe gekostet hatte, würde ihr auf Moncreiffe Castle noch weitaus stärker auffallen, wie sehr ihr Gemach dort einer Zelle in einem grausamen Gefängnis glich. Ohne Gitter und ohne Liebe warteten in ihrer kargen Kammer nur ein tristes Leben und eine herzlose Zukunft auf sie.
Isabel zog ihr Nachtgewand über und wankte zum Bett, wo sie sich unter den Decken zusammenrollte. Sie vergoss keine einzige Träne. Um zu einer solch armseligen Gefühlsäußerung Zuflucht zu nehmen, war sie viel zu tief verletzt und sehnte sich zu sehr nach Duncan.
Sie hatte ihre Hände unter die Wange geschoben und schaute hoch zu den Elfen an die Decke. Vorhin hatten sie noch so nahe geschienen, als müsste sie nur den Arm ausstrecken, um sie zu berühren. Jetzt aber waren sie so weit entfernt wie ein schwer erreichbarer Traum.
So wie die Zeit mit Duncan.
Isabel würde sich ihr Leben lang zu ihm hingezogen fühlen, es konnte gar nichts anders sein, liebte sie ihn doch. Und nur weil sie eine Närrin war, hatte sie geglaubt, sie könne in seiner Nähe bleiben und ihm trotzdem widerstehen. Es war unmöglich, und sei es nur für eine kurze Zeit.
Seathan mochte ihr verboten haben, Lochshire Castle zu verlassen. Aber er und Nichola wussten, dass sie Duncan noch immer liebte, daher würden sie sie nicht in Ruhe lassen. Isabel musste die Burg verlassen, ehe sie nachgab und Duncan die Wahrheit erzählte. Da er sich am Morgen mit seinen Brüdern auf einen Ausritt begeben wollte, verlief seine Heilung offenbar schnell, sodass sie sich keine Sorgen mehr machen musste. Und wenn es eines weiteren Beweises für seine Erholung bedurft hätte, dann hatte diesen die Art und Weise geliefert, wie er kurz zuvor aus dem Zimmer gestürmt war.
Wenn sie ihn doch liebte, wie konnte sie seine Bitte nicht befolgen, nie wieder zu Frasyer zurückzukehren? Tränen stiegen in ihr auf. So gern hätte sie es ihm versprochen, doch nun war es nur ein weiterer Wunsch, der nicht in Erfüllung gegangen war.
In ihr Schicksal ergeben schlüpfte Isabel aus dem Bett und trat zum Fenster.
Das Pferd des Boten stand im Hof. Man hatte die Zugbrücke unten gelassen, während das Fallgitter hochgezogen blieb; der Bote würde also wohl bald wieder aufbrechen.
Ihr Herz pochte. Das war ihre Gelegenheit. Die Dunkelheit bot ihr Schutz, während die Brüder beschäftigt waren. Daher würde man ihre Abwesenheit erst in einigen Stunden entdecken - was ihre Chancen erhöhte. Außerdem wollten die Brüder die Burg früh am Morgen verlassen, wodurch ein weiterer Tag vergehen würde, bis man die Suche nach ihr begann.
Es würde Duncan rasend machen, dennoch musste sie gehen. Er hatte sein Versprechen gegenüber Symon erfüllt, und länger durfte sie sein Leben nicht gefährden, sonst wären die letzten drei Jahre, die sie an Frasyers Seite durchlitten hatte, ohne jeden Sinn gewesen. Sie würde alleine die Bibel finden müssen, ihr blieb gar keine andere Wahl. Plötzlich strich ein warmer Lufthauch über sie.
Isabel fuhr herum, in Erwartung, ein Dienstbote hätte das Zimmer
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