Der schottische Verfuehrer
und wie er verwundet worden war, als er die Bewohner der Burg ablenkte, damit er die Suche mit ihr fortsetzen konnte.
Sie kamen an der dunklen Einbuchtung hinter der Treppe vorbei. Und plötzlich entsann sich Isabel an etwas, nämlich an die Tür, vor der sie sich umgezogen hatte.
Die Kerze flackerte in einem kalten Windzug, ihr Schein wanderte über die Wände und erleuchtete die finstere Ecke hinter der Treppe.
„Warte.“ Duncan hob die Kerze hoch. Das gelbliche Licht fiel auf die Tür unter der Treppe. „Dort, siehst du, wo du dich umgezogen hast, bevor ich die Kleidung wechselte. Vielleicht ist es eine weitere Zelle.“
„Als ich die Tür das erste Mal sah, fiel mir auf, dass sie kein Gitter hat. Darum habe ich geglaubt, dass Frasyer dort seine Gefangenen auspeitschen lässt oder noch Schlimmeres.“
„Möglicherweise ist es dann gar keine Zelle“, sagte Isabel, ohne sich allzu viel Hoffnung machen zu wollen.
„Möglicherweise.“ Er trat in die schmale Einbuchtung, um zur Tür zu gelangen.
Von oben hörten sie ein Knarren und gleich darauf die Stimmen von Männern.
Duncan riss die Tür auf, die sich ohne ein Geräusch öffnete. „Schnell!“
Er musste es Isabel nicht noch einmal sagen. Ihre Furcht überwältigte sie fast, als sie in den Raum huschte, gefolgt von Duncan.
Im Kerzenlicht wurde ein mächtiger Tisch sichtbar, Karten von Schottland, Claymore-Schwerter sowie unzählige andere Gegenstände, die alle etwas mit Krieg zu tun hatten.
Die polternden Schritte der Wachen auf der Treppe näherten sich. Duncan schloss die Tür hinter ihnen und griff nach ihrer Hand.
Draußen hallten die Rufe der Wachen wider.
Duncan zog Isabel hinter den Tisch. „Runter.“
Mit klopfendem Herzen ließ sie sich nieder, Duncan kniete sich neben sie und blies die Kerze aus. Der Geruch der verloschenen Kerze lag schwer in der Dunkelheit.
„Ob sie wohl das Licht gesehen haben?“, flüsterte Isabel. „Oder jetzt den Rauch riechen?“
„Psst.“
Stille umgab sie, nur gelegentlich durchdrungen vom Geräusch ihres Atems oder einer Bemerkung der Wachen.
Einige Augenblicke verstrichen, dann wurde unweit von ihnen scharrend eine Zellentür geöffnet, ehe sich die Stimmen entfernten.
Isabel sank zurück. „Sie haben uns nicht wahrgenommen.“
„Aye. Aber jetzt müssen wir abwarten, bis sie wieder verschwinden.“
Isabel entspannte sich. Die Dunkelheit schärfte ihre Sinne. Duncans Atem strich sanft und vertraut über ihren Hals. Er saß so nahe, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte. Seine Muskeln strahlten eine beruhigende Stärke aus. Auch wenn sie sich selbst stark gab, wünschte sie sich von ihm nur zwei Dinge: Er sollte ihr versichern, dass sie die Bibel finden und ihren Vater noch rechtzeitig erreichen würden. Und er sollte ihr vergeben. Ein törichter Gedanke, das wusste sie. Nach all dem, was sie ihm zugemutet hatte, verdiente sie nicht, dass er ihr verzieh - sie verdiente nur seine Verachtung.
Das vom Gang kommende Geräusch scharrender Türen und gedämpfter Stimmen schien nicht enden zu wollen. Isabel ertrug es nur, weil sie Duncan an ihrer Seite hatte.
Ihre Gedanken wanderten zum Turmzimmer, in dem sie beide beinahe die Erfüllung gefunden hatten. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie sich daran erinnerte, wie seine Hände über ihre Haut strichen und wie sehr seine Berührungen sie erregt hatten. Noch einmal schien sie seine Küsse zu schmecken.
Nein, sie hatten nicht die höchste Lust genossen, aber eine Zeit lang hatte er sie mit einer Leidenschaft angeschaut, von der sie angenommen hatte, dass sie sie nie wieder bei ihm sehen würde.
„Sie gehen“, sagte Duncan und holte sie aus ihren Träumereien zurück.
Isabel war froh, als sie die schwächer werdenden Stimmen hörte, während die Wächter treppauf gingen.
Duncan glitt neben sie. „Warte hier.“
Sie fasste nach seinem Arm. „Wohin gehst du?“
„Nur zu einer der Fackeln, um die Kerze wieder anzuzünden. Bleib hier, bis ich zurückkomme.“ Sie vernahm kaum seine fast geräuschlosen Schritte. Leise öffnete sich die Tür, und sehr schwach brach das Fackellicht in die Dunkelheit ein, ehe es wieder vollkommen finster war.
Bei jedem Geräusch, das sie nicht zuordnen konnte, zuckte sie zusammen.
Es dauerte lange, bis die Tür wieder geöffnet wurde und Duncan eintrat. Das plötzliche Kerzenlicht erschien ihr hell wie ein Signalfeuer.
Sie atmete zitternd aus.
Duncan spürte nicht ihre Furcht. Er deutete auf die
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