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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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Sagen Sie nichts , bedeutete diese Geste. Noch nicht .
    In dem niedrigen Raum sah es genauso aus, wie Carole es beschrieben hatte. Zur Hälfte waren Dielen verlegt, und alles war staubig und eng. Parrish arbeitete sich zu der Ecke vor, wo das Loch gebohrt worden war. Ohne auf seine Kleidung zu achten, legte er sich hin und schaffte es irgendwie, mit dem Auge nahe genug an das Loch zu kommen, um einen Blick hindurchwerfen zu können. Man sah direkt in das Schlafzimmer des Mädchens. Radick hatte eine Taschenlampe dabei und untersuchte damit die Dachsparren. In regelmäßigen Abständen entdeckte er kleine Ösen.
    »Hier lässt sich ein Kabel durchführen«, sagte er. »Glauben Sie, er hatte hier oben eine Kamera?«
    Parrish war in die Hocke gegangen und hielt den Kopf gesenkt, um nicht gegen die Dachbalken zu stoßen. »Das weiß der Himmel«, sagte er in nüchternem Ton. »Aber langsam glaube ich, dass wir einen Fisch an der Angel haben. Stellen Sie sich nur mal vor, dass er hier gehockt und seine eigene Tochter gefilmt hat, vielleicht auch ihre Freundinnen. Seine Tochter lädt ihre Freundinnen ein, und Dad sitzt hier oben mit einer Scheißvideokamera?«
    Radick sagte nichts. Er bewegte sich zurück zur Bodenklappe und machte sich auf den Weg nach unten. Parrish folgte ihm, nachdem er versucht hatte, den Staub von seiner Kleidung zu klopfen. Er sah aus, als hätte ihn ein Tornado in die Mangel genommen.
    »Was gefunden?«, fragte Carole.
    »Nichts Aufregendes«, erwiderte Parrish, obwohl er ziemlich aufgeregt war. Er spürte es in seinen Eingeweiden, merkte es an der Art, wie er die Fäuste unwillkürlich ballte und wieder lockerte, wie sein Puls schneller ging, wie sich Schweißperlen auf seiner Kopfhaut gebildet hatten. Sein ganzer Körper signalisierte gespannte Erwartung. Er glaubte, er hatte McKee am Wickel – wenn nicht wegen der Morde selbst, dann doch wegen Beihilfe, wie auch immer diese ausgesehen haben mochte.
    »Sie brauchen nicht mehr lange«, sagte Parrish. »Die Kollegen, meine ich. Jimmy wird hierbleiben, bis sie fertig sind, und dafür sorgen, dass sie alles so hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben.«
    Parrish machte sich auf den Weg zur Treppe. Radick blieb zurück, aber Carole folgte Parrish hinunter in die Küche. An der Hintertür trieb sie ihn in die Enge.
    »Glauben Sie, dass er …«
    Parrish lächelte schief und schüttelte den Kopf. »Ich glaube gar nichts, Ms Paretski, ich glaube gar nichts. In diesem Spiel weiß ich entweder Bescheid, oder ich weiß nichts.«
    »Aber Sie haben Ihre Verdachtsmomente. Die müssen Sie schließlich haben, ehe Sie anfangen, nach irgendwelchen Spuren zu suchen.« Sie wirkte besorgt, vielleicht nicht um ihr eigenes Schicksal, aber doch um das ihrer Kinder. Schon der Verdacht oder vage Gerüchte, dass ihr Vater in eine solche Geschichte verwickelt war, konnten verheerende Folgen für ihr Wohlergehen und ihre Sicherheit nach sich ziehen. Dies war die Sorte Vorfälle, die Familien dazu trieben, in einen anderen Staat zu ziehen und einen neuen Namen anzunehmen.
    Parrish zögerte einen Augenblick, ehe er sagte: »Können wir uns einen Moment hinsetzen?«
    Carole Paretski trat zurück und nahm auf einem Stuhl am Küchentisch Platz. Parrish folgte ihrem Beispiel. Er atmete tief ein und ließ die Luft langsam wieder entweichen. »Manchmal«, begann er, »kann man etwas Bestimmtes sagen, und sobald die Worte heraus sind, gibt es kein Zurück mehr. Ich könnte im Augenblick eine Menge sagen, aber ganz ehrlich: Nichts davon würde wirklich etwas nützen.«
    Er lächelte und blickte einen Moment zur Seite. »Meine Frau hat mir immer vorgeworfen, nicht zuzuhören. Aber das stimmte nicht. Ich tue es von morgens bis abends. Ich schaue hin, und ich höre zu. Ich achte auf alles, was um mich herum passiert, und manchmal dauert es eine ganze Weile, bis ich etwas sehe oder höre, das zu etwas anderem passt.« Parrish hielt kurz inne; in Carole Paretskis Augen standen Tränen. »Ich weiß nicht, ob er etwas verbrochen hat, Carole. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass ich eine Reihe ermordeter Mädchen habe und dass die Art und die Umstände, wie sie ums Leben gekommen sind, stark darauf hindeuten, dass eine Verbindung zwischen diesen Morden besteht. Von diesen äußeren Ähnlichkeiten abgesehen, gibt es nur eine einzige andere Verbindung, und die führt uns zur Jugendbehörde. Nun, möglicherweise hat Richard mit alldem nichts zu tun – im Augenblick habe ich

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