Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
Gesicht Blutergüsse, und Parrish hatte den Eindruck, dass die rechte Wange unterhalb des Auges geschwollen war.
»Geht es darum?«, fragte Radick. »Mädchen, die entführt werden, um misshandelt, vergewaltigt und zu Pornos gezwungen zu werden?«
Erickson nickte. »Wenn Geldverleihen der erste Beruf der Menschheit war und Prostitution der zweite, dann war Pornografie der dritte. Fragen Sie Parrish. Er hat drei Jahre bei der Sitte auf dem Buckel. Er kann es Ihnen erklären.«
Er deutete auf das Foto in Parrishs Händen. »Das ist Kinderkram, verglichen mit dem meisten Zeug, das wir hier haben.«
»Ich schätze, das war noch vor den Roofies«, sagte Parrish, als spräche er zu sich selbst.
»Wie bitte?«
»Rohypnol. Bei den letzten Opfern fanden wir Spuren von Rohypnol. Dieses Mädchen hier … Scheiße, das Mädchen sieht aus, als hätte man sie mit Schlägen dazu gebracht. Ich vermute, dass der Täter später dazugelernt und angefangen hat, sie zu betäuben.« Er wandte sich an Radick. »Sehen Sie ihre Fingernägel?«
»Rot«, erwiderte Radick, »genau wie bei dem Lange-Mädchen.«
»Soll ich nach weiteren Fotos suchen?«, fragte Erickson.
»Natürlich, ja«, sagte Parrish. Dann fragte er: »Können Sie uns sagen, woher das Bild stammt?«
Erickson schüttelte den Kopf. »So gut wie unmöglich. Auf jeden Fall ein Magazin, aber sie nutzen alle dieselben Labors, die gleiche Papiersorte, die gleichen Drucker. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein Standbild aus einem Film handelt, das dann für ein gedrucktes Magazin verwendet wurde. Zwei für einen Preis, verstehen Sie? Die digitale Revolution hat uns keinen Gefallen getan. Heutzutage gibt es nicht mal mehr Negative oder Filmstreifennummern. Inzwischen kann jeder mit einem Ständer und einem Camcorder diesen Dreck praktisch umsonst produzieren.«
»Das ist toll«, sagte Parrish. »Das ist echter Fortschritt. Können wir das Foto behalten?«
»Lassen Sie mich eine Kopie machen. Ich brauche das Original.«
»Würden Sie mir bitte ein halbes Dutzend machen?«, sagte Parrish und reichte Erickson das Foto zurück.
Zurück auf dem 126sten Revier, sicherte sich Parrish die Unterstützung eines der Uniformierten, die bei der Durchsuchung des Paretski-Hauses geholfen hatten. Sein Name war Landry. Parrish fragte, ob er einen robusten Magen hätte.
»Robust genug wofür?«
Parrish zeigte ihm das Foto. »Wir müssen sämtliche Magazine und DVDs, die wir aus dem Haus der Frau mitgenommen haben, auf Ähnlichkeiten hiermit durchforsten.«
Landry nahm das Foto. Er zuckte weder zusammen, noch runzelte er die Stirn. Er betrachtete es einfach wie ein x-beliebiges Urlaubsbild. »Das kriege ich hin.«
»Sie finden alles in der Asservatenkammer. Sagen Sie, ich hätte Sie geschickt. Sollte es irgendwelche Probleme geben, rufen Sie mich an.«
»Und wohin gehen wir?«, fragte Radick, nachdem Landry sich auf den Weg gemacht hatte.
»Wir besuchen einen alten Freund.«
Larry Temple – dessen Name ihnen von Swede Thorson genannt worden war – zeigte sich wenig erfreut, Frank Parrish und Jimmy Radick erneut zu begegnen.
Er öffnete die Tür mit einem Ausdruck von Niedergeschlagenheit und Resignation. Was auch immer er in der Vergangenheit getan haben mochte, wie auch immer er seine Dämonen besiegt haben mochte – die Schatten seiner Sünden würden ihn in alle Ewigkeit verfolgen.
Parrish glaubte keinen Moment lang, dass Temple sauber war, aber falls er sich kooperativ verhielt, würde er sich den Impuls verkneifen, seine Wohnung gründlich auf den Kopf zu stellen.
»Sie waren vor einer Woche hier«, sagte Temple.
»Vor acht Tagen«, korrigierte Parrish ihn und ging geradewegs ins Wohnzimmer. Wieder überraschte ihn die bemerkenswerte Sauberkeit und Ordnung.
»Ich habe ein Foto bei mir«, sagte Parrish. »Ich möchte, dass du einen gründlichen Blick darauf wirfst. Ich möchte, dass du ein wenig über das Mädchen nachdenkst. Schau dir ihr Gesicht an. Ich muss wissen, ob du das Mädchen erkennst. Außerdem sollst du das Bild auf dich wirken lassen. Sag mir, ob dir der Stil bekannt vorkommt, wer es aufgenommen oder den Film gedreht haben könnte, aus dem es eventuell stammt. Verstehst du, was ich von dir will?«
»Und wie, zum Teufel, kommen Sie darauf, dass ich von diesem Zeug auch nur die geringste Ahnung habe?«
»Was glaubst du denn, was für eine Art Bild ich dir zeigen möchte, Larry?«
»Irgendwelches Pornozeug wahrscheinlich. Vermutlich etwas
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