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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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Und die Leiche des Mädchens war hinter dem Brooklyn Hospital gefunden worden, das etwa in der gleichen Entfernung von seiner eigenen Wohnung auf der Clermont Avenue lag.
    »Frank?«
    »Ja, ich bin noch dran. Holen Sie mich vor dem Revier ab. Wir fahren runter und sprechen direkt mit der Mutter.«
    Janice Duncan war ein Exjunkie. Das war nicht zu übersehen. Der Zustand ihrer Zähne, ihrer Haut, ihrer Haare – verräterische Signale einer Heroinsucht.
    Ihre Reaktion auf die Nachricht vom Tod ihrer Tochter überraschte Frank Parrish nicht. Sie schien der Unausweichlichkeit einer solchen Entwicklung mit passiver Resignation gegenüberzustehen.
    »Scheiße«, bemerkte sie in nüchternem Ton. Dann setzte sie sich aufs Sofa und zündete sich eine Zigarette an. Parrish nahm auf dem einzigen freien Stuhl im Zimmer Platz; Radick blieb stehen.
    »Was ist passiert?«
    »Wir glauben, sie wurde ermordet, Mrs Duncan. Im Augenblick wird gerade eine Obduktion durchgeführt.«
    »Ermordet«, sagte sie, aber es klang nicht nach einer Frage.
    »Das glauben wir, ja«, erwiderte Parrish. »Darf ich Sie fragen, wann Sie sie zuletzt gesehen haben?«
    »Sie kam am Sonntag vorbei«, sagte Janice Duncan. »Sie verbrachte den größten Teil des Tages hier. Sie sagte, es ginge ihr gut. Da schien es kein Problem zu geben.«
    »Sie kam vorbei?«, hakte Parrish nach. »Wohnt sie denn nicht mehr hier?«
    »Sie wohnt überwiegend bei ihrer Grandma«, sagte Janice Duncan. »Wir hatten ständig Streit wegen irgendwas. Sie hing mehr an ihrem Daddy, keine Frage, aber der hat sich ihr gegenüber wie ein Arschloch benommen. Ich wusste nicht, was ich mit ihr anfangen sollte. In der Schule machte sie ständig blau und hing mit Leuten herum, die zu alt für sie waren. Letztes Jahr starb dann ihr Vater, und sie zog zu ihrer Grandma. Ein paarmal die Woche kam sie hier vorbei, aber manchmal sah ich sie auch vierzehn Tage lang überhaupt nicht …« Ihre Stimme verebbte. Sie schaute Parrish an, ohne ihn zu sehen.
    »Also dürfte ihre Großmutter die letzte Person sein, die sie gesehen hat?«
    »Wahrscheinlich. Wollen Sie ihre Adresse?«
    »Bitte, ja.«
    »Falls Sie jetzt zu ihr wollen, komme ich mit. Ich kann bei ihr bleiben. Sie wird es nicht so gut aufnehmen, verstehen Sie?«
    Janice Duncan erhob sich und trat in den Flur, um ihren Mantel zu holen.
    Parrish drehte sich zur Seite und warf Radick einen Blick zu. In Radicks Augen stand alles zu lesen, was es hier zu sagen gab. Wie werden Menschen so? Wie kann das Wohlergehen der eigenen Kinder so unwichtig werden?
    Die Großmutter wohnte drei Blocks entfernt auf der West Ninth. Hier wurden sie mit einer völlig anderen Reaktion konfrontiert. Parrish und Radick blieben eine Stunde lang. Den größten Teil der Zeit hörten sie zu, wie Janice Duncan versuchte, ihre Mutter zu trösten. Alles, was sie aus der Großmutter herausbrachten, war, dass Kelly nach dem Besuch bei ihrer Mutter am Sonntagabend nach Hause gekommen und dann am Montagmorgen wie üblich zur Schule aufgebrochen war. Sie notierten sich den Namen der Schule. Parrish vermutete, dass Kelly dort am Montag nicht erschienen war, aber das würden sie erst am nächsten Morgen verifizieren können. War Kelly am Montag nach der Schule nach Hause gekommen? Nein, das war sie nicht, aber sie hatte angerufen und erklärt, sie würde zu ihrer Mutter gehen und dort übernachten.
    Janice Duncan sagte, eine solche Abmachung hätte es nicht gegeben. Sie war Kelly am Montag nicht mehr begegnet.
    Von wo aus hatte Kelly angerufen? Von ihrem Handy, vermutete die Großmutter.
    Kurz nach acht Uhr brachen die Detectives auf.
    »Verbindungsnachweise«, sagte Parrish, als sie in den Wagen stiegen. »Welches junge Mädchen hat heutzutage eigentlich kein Handy?«
    »Ich kümmere mich als Erstes darum«, versprach Radick.
    »Und nicht bloß für Kelly – auch für Rebecca. Und die anderen gleich auch. Melissa, Nicole und Karen.«
    »Glauben Sie wirklich, dass bei allen derselbe Täter dahintersteckt?«
    »Ich habe keine Ahnung, Jimmy, wirklich keine Ahnung.«
    Radick setzte Parrish an der Ecke Clermont Avenue ab und wünschte ihm eine gute Nacht.
    »Ich will früh anfangen«, sagte Parrish. »Ist halb neun in Ordnung?«
    »Halb neun«, bestätigte Radick und fuhr los.
    Parrish ging das letzte Stück zu seiner Wohnung und betrat das Gebäude genau in dem Moment, als Grace Langham und ihre Mutter die Straße überquerten. Parrish hielt die Tür offen und wartete auf sie.
    Das

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