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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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Motiven, wohingegen …«
    »Wohingegen Sie es aus den richtigen Motiven tun?«
    »Ja.«
    »Ihnen ist aber klar, dass er genauso argumentiert hätte?«
    »Vielleicht, aber er hätte unrecht gehabt.«
    »Seien Sie vorsichtig, Frank.«
    »Hat Vorsicht jemals irgendwem genützt?«
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    »Unter welchem Vorwand?«, fragte Radick.
    »Ganz egal, unter welchem Vorwand. Verdammt, erzählen Sie ihm einfach, es wären ein paar neue Fragen aufgetaucht. Höchstwahrscheinlich die letzten, mit denen wir ihn behelligen, aber wir hätten das Gefühl, wir wären Young ein Stückchen nähergekommen. Sagen Sie ihm, dass wir immer stärker glauben, Lester Young könnte Jennifer Baumann tatsächlich ermordet haben.«
    »Und darauf springt er an?«
    Parrish lächelte wissend. »Wenn er auch nur annähernd der Mann ist, für den ich ihn halte, springt er darauf ganz sicher an.«
    Radick rief in der Jugendbehörde an und ließ sich direkt mit McKee verbinden. Sie telefonierten kaum eine Minute.
    »Er kommt nach der Arbeit vorbei.«
    »Wie hat er es aufgenommen?«
    »Verwirrt. Protestiert hat er nicht, aber ich hatte den Eindruck, er ist eher neugierig als schuldbewusst.«
    Parrish erhob sich von seinem Stuhl und trat ans Fenster. Er wirkte abwesend. Schließlich drehte er sich langsam zu Radick um. »Wissen Sie, was, Jimmy? Wenn er nicht der Täter ist, kündige ich.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich richtig verstanden. Wenn McKee nicht der Täter ist, kündige ich. Ich gehe allen auf den Sack, verstehen Sie? Die da oben behalten mich wegen meiner früheren Lorbeeren hier, nicht weil sie ohne mich nicht klarkämen. Sie behalten mich hier, weil sie wissen, dass ich mir früher oder später etwas leisten werde, was nicht wiedergutzumachen ist. Und dann müssen sie mich rauswerfen. Das ist viel billiger als der Versuch, mich mit einer frühzeitigen Pensionierung oder so was loszuwerden.«
    »Ich glaube nicht, dass man so über Sie denkt, Frank.«
    Parrish setzte sich wieder hin. Er lächelte geduldig. »Ich tanze diesen Ärschen seit Jahren auf der Nase herum, Jimmy. Ich erledige den Job nicht auf die Art, wie sie es wollen. Und das wissen sie selbstverständlich. Hier werden Leute wie Sie gebraucht. Clevere, organisierte, methodisch arbeitende Menschen, die wissen, wo die Grenzen liegen, und diese Grenzen nicht überschreiten. Leute, die den Job innerhalb des Systems erledigen. Ich habe versucht, meinen Job trotz des Systems zu machen.«
    »Verdammt, Frank. Wir alle leiden unter denselben Frustrationen …«
    »Ja, ich weiß. Aber Leute wie Sie nehmen das nicht persönlich. Genau das ist der Unterschied. Ich nehme es mit nach Hause. Es hängt an mir wie ein verdammter Mantel. Ich habe es an meinen Kindern und an meiner Frau ausgelassen. Und wissen Sie, so ziemlich alles ist den Bach runtergegangen. Wissen Sie, wo ich gestern war?«
    Radick hob abwehrend die Hand. »Sagen Sie nichts, Frank. Ich will es nicht wissen.«
    »Jimmy, Sie wollen es wissen, glauben Sie mir.«
    Radick beugte sich vor und betrachtete Parrish. »Frank. Hören Sie zu, und zwar ganz genau! Ich will es nicht wissen. Sagen Sie mir nichts. Ansonsten werden Sie es bereuen, klar?«
    »Was, zum Teufel, soll das jetzt heißen?«
    »Frank, vertrauen Sie mir einfach, wenn ich Ihnen sage: Ich will es nicht wissen. Okay?«
    »Ganz wie Sie wünschen.«
    »Danke, Frank.«
    »Was tun wir also, bis unser Goldjunge auftaucht?«
    »Ich gehe noch mal ins Archiv«, sagte Radick. »Ich suche weiter nach Bildern dieser Mädchen.«
    »Guter Mann. Ich warte hier, gehe die Notizen noch mal durch und überprüfe, ob wir etwas übersehen haben. Und dann mache ich Valderas ein bisschen Dampf wegen dieser L.A.-Geschichte.«
    Radick stand auf, ging zur Tür, blieb dort stehen und wandte sich langsam um. »Und darf ich Sie bitten, sich im Rahmen des Erlaubten zu bewegen, Frank?«
    »Bitten dürfen Sie, Jimmy.«
    »Dann tue ich das hiermit. Ich bitte Sie, Frank, in Ihrem eigenen Interesse und um dieser Ermittlung willen. Halten Sie sich im Rahmen des Erlaubten.«

    Radick war mehr als drei Stunden fort. Als er zurückkehrte, sah er beschissen aus.
    »Irgendwas läuft ernsthaft schief auf diesem Scheißplaneten, Frank. Das Zeug da drüben im Archiv …« Er zog die Jacke aus und ließ sie auf seinen Stuhl fallen.
    »Ich kenne das alles«, erwiderte Parrish. »Ich habe schon vor Jahren aufgehört zu fragen, wie Menschen so kaputt sein können.«
    »Aber dieser ganze Dreck, Mann. Mein Gott, was steckt

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