Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
meiner Mutter zu verbringen.«
»Du gibst mir einen Korb.«
»So klingt es vielleicht, Frank, aber so meine ich es nicht. Es wäre schön, dich zu sehen, aber in letzter Zeit war alles ein bisschen verrückt …«
»Für mich auch, Eve, für mich auch.«
»Aber es geht dir gut? Alles in Ordnung mit dir?«
»Alles prima.«
»Den Ton kenne ich, Frank.«
»Geh zur Arbeit, Eve. Ruf mich an, wenn du wieder hier bist.«
»Du würdest mir nie etwas anvertrauen, stimmt’s?«
»Du möchtest nichts von meinen Sorgen wissen, Eve. Himmel, ich verstehe nicht mal, wie du es überhaupt mit mir aushalten kannst.«
»Weil ich dich kenne. Ich weiß, was du vorhast. Ich habe doch gesehen, was mit dir passiert ist, als Mike getötet wurde.«
»Das reicht. Lass uns dieses Gespräch nicht schon wieder führen.«
»Das sagst du jedes Mal, Frank. Nur ist es leider so, dass wir dieses Gespräch noch nie geführt haben .«
»Geh zur Arbeit, Eve. Und hab eine schöne Zeit bei deiner Mutter. Ruf mich an, wenn du zurück bist.«
»Wer gibt jetzt wem einen Korb?«
»Pass auf dich auf, okay?«
Parrish beugte sich vor und legte auf. Er spürte wieder diesen Schmerz in seinen Eingeweiden. Er wusste, wie er dieses Gefühl loswerden und wo er das Gegenmittel bekommen würde.
66
Donnerstag, 18. September 2008
»Wie viel haben Sie getrunken?«
»Wer behauptet, dass ich überhaupt etwas getrunken hätte?«
»Ich bin kein Idiot, Frank. Schauen Sie sich doch an. Man erkennt sofort, wenn Sie eine schlechte Nacht hatten.«
»Eine halbe Flasche vielleicht.«
»Und was war der Auslöser? Sie hatten doch angefangen, sich ein bisschen zurückzuhalten.«
»Ich dachte daran, Caitlin anzurufen, aber ich konnte es nicht. Dann rief ich eine Freundin an und hoffte, sie treffen zu können, aber sie hatte schon etwas vor.«
»Einsamkeit?«
»Weiß der Himmel. Irgendwas. Ich fing an, über meinen Vater nachzudenken. Ich dachte darüber nach, wie viel Falsches etwas Richtiges ergibt. Ich fragte mich, ob dieser Fall jemals gelöst wird.«
»Wie ist denn der aktuelle Stand?«
»Eigentlich sind wir nicht weitergekommen. Wir müssen in sein Haus. Wir müssen sein Konto einsehen. Wir müssen verdammt viel näher heran, als wir es im Augenblick sind, so viel steht jedenfalls fest.«
»Aber dafür haben Sie keine Handhabe?«
»Nein, noch nicht.«
»Haben Sie etwas getan, das Sie nicht hätten tun sollen?«
»Zum Beispiel?«
»Haben Sie eine Grenze überschritten, Frank? Haben Sie mit jemandem gesprochen, mit dem Sie nicht hätte sprechen dürfen? Haben Sie sich irgendwoher Informationen besorgt …«
»Alles, worüber wir hier sprechen, ist vertraulich, oder?«
»Natürlich ist es vertraulich. Das wissen Sie doch.«
»Obwohl Sie für die Polizei arbeiten?«
»Ja, obwohl ich für die Polizei arbeite.«
»Geben Sie mir darauf Ihr Wort?«
»Sie brauchen mein Wort nicht, Frank. Das ist gesetzlich klar geregelt.«
»Trotzdem will ich Ihr Wort.«
»Dann haben Sie es.«
»Dann lautet die Antwort auf Ihre Frage: Ja, ich habe mir Informationen beschafft.«
»Von irgendwoher, wo Sie es nicht gedurft hätten?«
»Ja.«
»Das sollten Sie besser lassen.«
»Daran muss mich niemand erinnern.«
»Ihr Vater …«
»Mein Vater und ich, das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, Marie. Lassen Sie uns objektiv bleiben.«
»Also glauben Sie nicht, dass es bei ihm damit angefangen hat, dass er irgendetwas tat, was er nicht hätte tun sollen? Beweismittel untergeschoben; einen Unbewaffneten erschossen und ihm ein Messer in die Hand gedrückt. Sie glauben also nicht, dass es bei allen so anfängt?«
»Sie denken also, mein Vater hätte etwas Derartiges getan, und dann wäre es immer schlimmer und schlimmer geworden?«
»So fängt es an, Frank.«
»Nicht bei meinem Vater. Wie gesagt, er war der schlimmste Kerl, den man sich vorstellen konnte, und das vom ersten Moment an.«
»Gut, reden wir nicht mehr über Ihren Vater.«
»Er und ich sind verschieden, okay?«
»Das ist kein Grund, aggressiv zu werden.«
»Sagen Sie es.«
»Was soll ich sagen?«
»Sagen Sie, dass mein Vater und ich verschieden sind.«
»Natürlich sind Sie verschieden. Zwei Menschen sind niemals …«
»Sie wissen, was ich meine, Marie. Sagen Sie es.«
»Okay, Frank, okay. Sie und Ihr Vater sind verschieden.«
»Gut. Also, wie lautete Ihre nächste Frage?«
»Diese Informationen, die Sie sich beschafft haben, mal davon abgesehen, woher sie stammen: Ist dadurch etwas
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