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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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als eine Stunde lang beobachtete er das Haus. Er sah niemanden kommen oder gehen. Um kurz vor drei Uhr wollte er gerade aufgeben, als zwei Mädchen, die sich von der Ecke President Street her näherten, seine Aufmerksamkeit weckten. Er trat ein paar Schritte zurück, dichter an die Hauswand heran, und ließ sie nicht aus den Augen. Als sie sich bis auf zwanzig Meter genähert hatten, war er sicher, dass es sich bei dem Mädchen rechts um Amanda Leycross handelte. Sie hatte sich gegenüber dem Foto in der Akte nicht verändert. Schultasche, Handy, Turnschuhe mit bunten Schnürsenkeln, eine blaue Strähne in ihren blonden Haaren. Ein ganz gewöhnliches Mädchen von sechzehn Jahren. Sie bestritt den größten Teil der Unterhaltung. Das andere Mädchen schien mit der Rolle der Zuhörerin zufrieden zu sein. Sie gingen direkt an Parrish vorbei in den Gemischtwarenladen. Dort blieben sie nur wenige Minuten, dann überquerten sie die Straße zum Haus der Coopers, und Amanda verabschiedete sich von ihrer Freundin, die ihren Weg die Henry Street entlang fortsetzte und schließlich links abbog.
    Amanda sah aus wie die anderen. Diese Erkenntnis überfiel Parrish mit aller Macht und Gewissheit. Sie sah aus wie die anderen, und es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, woran das lag. Sie alle waren normale Mädchen. Das war es. Sie waren nicht außergewöhnlich hübsch oder groß oder klein oder dünn oder dick oder irgendetwas. Sie waren blond und wirkten ganz normal.
    Parrish spürte, wie sein Herz raste und sein Puls in den Schläfen hämmerte. Er ließ die leere Coladose in den Mülleimer vor dem Laden fallen und machte sich auf den Weg zurück zur U-Bahn-Station. Er wusste Bescheid. Falls er jemals einen Augenblick gezweifelt hatte, dann war jetzt jede Unsicherheit komplett verflogen. Er wusste , dass McKee der Täter war, und er wusste, dass Amanda Leycross das nächste Opfer sein sollte.
    Um vier Uhr traf Parrish wieder auf dem Revier ein. Radick begrüßte ihn mit den Worten: »Valderas ist mit dem Papierkram zu Haversaw gegangen. Er sagt, wir dürften wohl mit der Unterstützung aus L. A. rechnen.«
    »Und nichts über ein oder zwei Wochen in der Sonne für uns?«
    »Träumen Sie weiter«, erwiderte Radick.
    »Haben Sie es wenigstens vorgeschlagen?«
    Radick antwortete nicht. Er rollte bloß mit den Augen. Dann erkundigte er sich nach Parrishs Zahnarztbesuch.
    »Ich benutze meine Zahnseide nicht oft genug«, sagte Parrish.
    Sie warteten auf eine Antwort von Valderas, doch bis sechs Uhr hörten sie nichts. Radick sagte, er hätte noch eine Verabredung, und Parrish schickte ihn nach Hause.
    In der Stille des Büros, nachdem Radick sich aufgemacht hatte und die anderen Detectives unterwegs zu irgendwelchen Einsätzen waren, kehrten Parrishs Gedanken zu Caitlin zurück. Er würde ihr eine Brücke bauen müssen. Diesen Teil würde sie ihm nicht abnehmen. Was sie betraf, war eine Zeit ohne ihren Vater eine Zeit ohne lästige Fragen darüber, wo sie später arbeiten wollte. Wann würde er endlich akzeptieren, dass sie erwachsen war, ihr eigenes Leben führte und eigenständige Entscheidungen traf, an denen er nichts ändern konnte? Niemals, wenn er ehrlich war. So lief es zwischen Vätern und Töchtern. Das Strahlendste seiner Tage, das Düsterste seiner Nächte.
    Er griff nach dem Telefon, um sie anzurufen, entschied sich aber dagegen. Zuletzt hatte er sie vor sechs Tagen gesehen. An jenem Donnerstagabend, an dem er Radick attackiert hatte, ehe er schließlich das mitgebrachte Essen mit einem Tritt über die Treppenstufen verteilte. Er schloss die Augen und spürte, wie ein leises Schamgefühl sich in ihm ausbreitete.
    Noch einmal griff Parrish nach dem Telefon und wählte eine andere Nummer. Diesmal ging sie an den Apparat.
    »Eve.«
    »Frank. Wie geht es dir?«
    »Gut, Eve, mir geht’s gut. Ich habe ein paar Mal angerufen.«
    »Ich weiß, Frank, ich habe deine Nummer gesehen. Ich hatte viel zu tun, weißt du? Schrecklich viel. Heute Abend habe ich noch etwas vor. Ich muss ungefähr in einer Stunde los.«
    »Könnte ich vorbeikommen?«
    »Fährst du wieder Auto?«
    »Nein.«
    »Wenn du die U-Bahn nimmst, Frank, dann muss ich dich gleich wieder rauswerfen, kaum dass du hier ankommst.«
    »Ich könnte ein Taxi nehmen.«
    »Ich muss mich fertig machen, Frank. Ich muss duschen, meine Haare föhnen, mich umziehen.«
    »Und morgen?«
    »Morgen arbeite ich, Frank, und am Freitag fahre ich in den Norden, um ein bisschen Zeit bei

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