Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
stand Father Briley.
»Alles klar«, sagte Parrish zu dem Diensthabenden und legte auf.
»Father …«, begann er.
Beschwichtigend hob Briley die Hände.
»Fünfzehn Minuten«, sagte er. »Ich brauche nur fünfzehn Minuten deiner Zeit. Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber aus welchen Gründen auch immer sind meine Nachrichten nicht weitergegeben worden.«
Parrish konnte den Mann nicht anlügen. »Ihre Nachrichten wurden weitergegeben, Father, ich habe einfach nicht geantwortet.«
Briley nickte. »Ich verstehe. Vielleicht sind wir nicht auf die freundlichste Art voneinander geschieden.«
Parrish lächelte. »Verglichen mit den Unterhaltungen, die Clare und ich in letzter Zeit geführt haben, würde ich sagen, wir sind als beste Freunde voneinander geschieden.«
»Ich muss mit dir reden. Über …«
»Meinen Vater?«, fiel Parrish ihm ins Wort. »Das kann ich nicht, Father, das kann ich wirklich nicht. Ich habe die beiden letzten Wochen damit zugebracht, mit einer Therapeutin hier im Haus über meinen Vater zu sprechen, und irgendwie habe ich genug davon.«
»Es gibt Dinge, die du nicht weißt, Frank.«
»Und ich bin sicher, Father Briley, dass es auch Dinge gibt, von denen Sie nichts wissen.«
Briley schaute auf seine Schuhe. »Darf ich mich setzen, Frank? Darf ich mich für eine Minute setzen?«
»Hören Sie, ich weiß Ihre Mühe zu schätzen, aber ich muss wirklich los.«
»Wie gesagt, Frank, fünfzehn Minuten. Fünfzehn Minuten, um dir etwas zu erzählen, obwohl ich deinem Vater schwören musste, dir gegenüber niemals ein Wort darüber zu verlieren.«
Automatisch hob Parrish zu einer Entgegnung an; dann wurde ihm bewusst, was Briley gerade gesagt hatte, und er deutete auf einen Stuhl. Beide nahmen Platz, und einen Moment lang betrachteten sie einander schweigend.
»Es hat mit Santos angefangen«, sagte Briley. »Vielleicht erinnerst du dich nicht. Jimmy Santos? Du musst zu der Zeit fünf, sechs, sieben Jahre alt gewesen sein.«
»Ich erinnere mich an den Namen«, sagte Parrish. »Er war ein schmutziger Cop. Bewaffneter Raubüberfall. Er wurde verhaftet, saß seine Zeit ab, kam raus und wechselte auf die dunkle Seite.«
»Er war derjenige, der geholfen hat, am Flughafen abzukassieren«, sagte Briley. »Er nannte Namen, wusste genau, welche Polizisten die Gangster an Ort und Stelle brauchten, und dein Vater nahm Geld von ihm, um die entsprechenden Versetzungen in die Wege zu leiten.«
Parrish schüttelte den Kopf. »Ich möchte das nicht hören, Father, wirklich nicht.«
»Doch, das willst du, Frank, das willst du. Du weißt es nur nicht.«
»Er war ein Gauner, okay? Was muss man sonst noch wissen? Er nahm Geld, er ließ sich bestechen, er ließ Akten und Beweisstücke verschwinden, er war in bewaffnete Raubüberfälle verwickelt und weiß Gott was sonst noch. Ich weiß genug. Genug, um zu begreifen, dass er und ich so verschieden sind …«
»Liebst du deine Kinder, Frank?«
Parrish hielt inne und musterte Briley.
»Du brauchst die Frage nicht zu beantworten. Ich weiß, dass du deine Kinder liebst. Und dein Vater liebte dich. Mehr, als du glaubst. Mehr, als du dir vorstellen kannst. Er machte Fehler. Er überschritt die Grenze und nahm Geld von Jimmy Santos, und von diesem Moment an hatten sie ihn in der Hand. Santos war ein böser Mann, durch und durch. Er hätte sein Wort halten können. Er hätte die Anonymität deines Vaters schützen und es dabei belassen können, dass durch ihn die gewünschten Polizisten an den Flughafen versetzt wurden. Aber nein, Jimmy Santos wollte den großen Mann markieren. Er wollte bei allen beliebt sein. Also erzählte er den Leuten, für die er arbeitete, von deinem Vater, und sie ließen ihn nicht mehr in Ruhe. 1967 war dein Vater Sergeant. Er war ein guter Cop. Er machte Eindruck. Er nahm ein paar hundert Dollar, um irgendwelchen Papierkram zu beschleunigen, aber davon abgesehen war er ein guter Polizist. Er hatte den Job im Blut und konnte sich nicht vorstellen, jemals etwas anderes zu machen. Und genau das begriffen diese Leute. Sie beobachteten, wie er von Dienstrang zu Dienstrang aufstieg, bis er schließlich in der Lage war, in ihrem Interesse Ermittlungen einzustellen, Beweismittel verschwinden zu lassen, Berichte aus den Akten zu entfernen, ehe sie beim Staatsanwalt landeten.«
»Was erzählen Sie mir da?«, fragte Parrish. »Woher, zum Teufel, wissen Sie überhaupt davon?«
»Weil er es mir gesagt hat, Frank. Er kam regelmäßig zu mir,
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