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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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fünf oder vor zehn Jahren gesagt?«
    »Weil er mir ein Versprechen abgenommen hatte. Dein Vater ließ mich versprechen, dass ich dir niemals ein Wort davon sagen würde.«
    »Warum? Aus welchem Grund hätte ich nichts erfahren sollen?«
    »Um dich zu schützen. Aus demselben Grund, aus dem er über all die Jahre hinweg unrechte Dinge getan hatte … um dich zu schützen.«
    »Wovor? Wovor, zum Teufel, wollte er mich beschützen?«
    »Vor dir selbst, Frank.« Briley hielt kurz inne und beugte sich vor. »Kennst du den alten Spruch über die Rache? Dass man, wenn man loszieht, um Rache zu üben, zwei Gräber schaufeln soll?«
    »Ja, den kenne ich.«
    »Er wusste, dass du diese Leute jagen würdest. Er wusste, dass du in der Lage warst herauszufinden, mit wem Santos vor all den Jahren zusammengearbeitet hatte. Du hättest herausgefunden, was immer du wissen wolltest. Denn du warst ein Cop wie er, und alles, was du über die Task Force und das OCCB wissen musstest, lag direkt vor deiner Nase. Er wollte nicht, dass du Bescheid weißt, weil er nicht wollte, dass du dein Leben damit vergeudest, nach Rache zu trachten. Er wusste, dass du binnen vierzehn Tagen tot wärest, sobald du dich für diesen Weg entschieden hättest.«
    Parrish schüttelte den Kopf. »Das ist zu viel. Ich kann nicht … mein Gott, das ergibt einfach keinen Sinn …«
    »Und ob es Sinn ergibt, mein Sohn. John war nicht der Mann, für den du ihn hieltest. Er war dein Vater, zuerst und vor allem anderen war er dein Vater, und auch wenn er manche schlechte Entscheidung traf, war er jedenfalls fest entschlossen, Schaden von dir abzuwenden. Er wusste, dass er sich ins Unrecht gesetzt hatte. Er wusste, dass das, was er getan hatte, falsch war. Aber er stand zu seinem Wort als Vater. Das gehörte zu den letzten Dingen, die er mir gegenüber äußerte. Er sagte, dass, sollte die Wahrheit jemals herauskommen, er wenigstens seine Integrität als Vater bewahrt hätte.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen und undurchschaubarer Miene erhob sich Parrish.
    »Ich muss jetzt gehen«, erklärte er. »Ich muss noch arbeiten. Ich habe noch einige Dinge zu erledigen.«
    »Frank, im Ernst …«
    »Genug jetzt«, unterbrach Parrish ihn. »Bitte, Father, ich habe genug davon gehört. Das reicht mir jetzt. Er war nicht der Mann, für den Sie ihn halten. Er war gefährlich. Er war übergeschnappt. Das ist die Wahrheit, und von etwas anderem werden Sie mich nicht überzeugen.«
    Briley erhob sich. »Frank, hör mir zu …«
    »Nein, Father, ich habe alles gehört, was ich hören wollte. Sie müssen jetzt gehen. Wirklich.«
    Briley schwieg einen Moment. In seinem Blick lagen Schmerz und Enttäuschung, vielleicht auch eine Spur von Versagen, weil ihm nicht gelungen war, was er sich vorgenommen hatte.
    »Ich wollte, dass du Bescheid weißt, damit du aufhörst, dich wegen deiner Schuldgefühle kaputtzumachen«, sagte er. »Es gibt nichts, wofür du dich schuldig fühlen müsstest. Was dein Vater getan hat, hat er für dich getan.«
    Parrish schaute nach unten. Ohne den Kopf zu heben, sagte er: »Ich möchte Sie nicht noch einmal bitten, Father. Mein Respekt vor Ihnen hindert mich daran, Sie rauszuwerfen. Aber einer von uns beiden wird jetzt diesen Raum verlassen, und ich denke, Sie sollten derjenige sein.«
    »Also gut, Frank«, erwiderte Briley. »Es tut mir alles sehr leid. Vielleicht hätte ich es dir früher sagen sollen …«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich wusste mehr über deinen Vater als jeder andere, und er war nicht so, wie du glaubst.«
    Parrish schaute auf. Sein Blick war wie Stein.
    Briley nickte, dann drehte er sich um und verließ den Raum.
    Frank Parrish rührte sich minutenlang nicht vom Fleck. Er atmete flach, seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt, und an seinem Haaransatz hatte sich Schweiß gebildet.
    Schließlich zwang er sich aus seiner Starre, zwang sich zu vergessen, was Briley gesagt hatte. Doch in ihm kochten Anspannung, Widerspruch und die Ahnung, betrogen worden zu sein. Er merkte, wie wütend er wurde. Daher schloss er die Augen, atmete tief durch, wieder und wieder, und zwang sich zur Konzentration auf das, was er vorhatte. Er musste etwas erledigen. Etwas Wichtiges. Etwas Richtiges. Etwas Positives. Er hatte schon zu viel Zeit damit verbracht, in seiner Vergangenheit zu graben, in seinen Gedanken zu wühlen. Wohin hatte ihn das gebracht? Nirgendwohin. Er hatte Dinge zerstört, bei dem Versuch, in sie hineinzublicken, und daraus war

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