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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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hatte er eine Flasche Bushmills geleert und verließ noch einmal das Haus, um Nachschub zu besorgen.
    Nach seiner Rückkehr sah er fern. Er dachte kurz daran, Caitlin anzurufen, entschied sich aber dagegen. Sie würde merken, dass er getrunken hatte, und ihm gut gemeinte Vorwürfe machen. Wenn sie so gut gemeint waren, warum fühlte er sich danach dann jedes Mal so schlecht?
    Er versuchte, sich im Fall Rebecca auf Motive, Methoden und Gelegenheiten zu konzentrieren. Er versuchte, sich vorzustellen, was sie dazu bewogen haben mochte, die Schule zu schwänzen und nach Brooklyn zu kommen. Er wusste, dass nicht bloß ihr Bruder der Grund gewesen war, sondern noch etwas anderes.
    Kurz nach elf schlief er auf dem Sofa ein. Als er morgens um fünf Uhr wieder aufwachte, lief der Fernseher noch.
    15
    Freitag, 5. September 2008
    »Und wie kommen Sie darauf, dass sie in etwas verwickelt war?«
    »Wegen ihres Bruders und der Tatsache, dass sie die Schule nicht besuchte und stattdessen hier nach Brooklyn kam. Deswegen, und wegen ihrer Aufmachung … ihrer Nägel, ihrer Frisur. Ihr Vormund, diese Helen Jarvis, sagte, sie hätte niemals Nagellack benutzt und ihr Haar immer lang getragen. Aber als sie starb, waren ihre Haare kurz geschnitten. Ich hab letzte Nacht lange darüber nachgedacht. Dabei kam mir eigentlich nur die Idee, dass Danny sie mit jemandem zusammengebracht haben könnte. Jemandem mit Geld. Vielleicht hat er sie auf irgendeine Art benutzt …«
    »Hätte er das seiner eigenen Schwester angetan?«
    »Sie wissen nicht viel über Junkies.«
    »Gut, aber warum glauben Sie nicht an eine Entführung?«
    »Weil Entführungsopfer meistens gefesselt und geschlagen werden. Und der Sex geschieht nicht einvernehmlich, sondern unter Zwang. Es geht um Vergewaltigung, aber Rebecca wurde nicht vergewaltigt. Sie hatte Sex, aber es gab keine Anzeichen von körperlicher Gewalt und nichts, was darauf hindeutete, dass sie gegen ihren Willen festgehalten wurde. Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was ich denken soll. Vielleicht hatte sie einen älteren Liebhaber, einen Mann mit Geld … vielleicht gab es jemanden, der es sich leisten konnte, ihr den Friseur und eine Maniküre zu bezahlen.«
    »Sie tappen noch im Dunkeln, richtig?«
    »Ich tappe im Dunkeln, allerdings.«
    »Und jetzt?«
    »Radick und ich … wir werden die Schönheitssalons und Friseure und Nagelstudios in Brooklyn und Williamsburg abklappern. Wir nehmen ein Foto mit und fragen, ob irgendwer sie erkennt.«
    »Wie läuft es mit Ihrem neuen Partner?«
    »Er ist in Ordnung.«
    »Ein anderer Typ als sein Vorgänger.«
    »Sie sind alle verschieden. So ist das mit den Menschen.«
    »Ihr letzter Partner ist gestorben, richtig?«
    »Ja, er ist gestorben.«
    »Wollen Sie etwas darüber erzählen?«
    »Nein, darüber will ich nicht reden.«
    »Gut, Frank, ich verstehe. Also, Sie wollten heute über den Lufthansa-Raub sprechen.«
    »Das wollte ich. Aber erst muss ich Ihnen noch ein bisschen über das Flughafensystem und die Saints selbst erklären. Sie brauchen ein paar Hintergrundinformationen, sonst hat es keinen Zweck.«
    »Dann los.«
    »Nun, die komplette Industrie an der Ostküste hängt davon ab, dass die Waren über den JFK-Airport verteilt werden und dass die Firmen ausreichend Nachschub an Material bekommen, klar? Dafür sind die Spediteure wichtig, die Fluggesellschaften natürlich, die Frachtunternehmen, die das Geschäft zwischen den Kunden und den Fluggesellschaften vermitteln, und die Gewerkschaften. Bei den Gewerkschaften geht es im Wesentlichen um zwei Teamster-Locals, 295 und 851. Allein 295 hat zweitausend Mitglieder – LKW-Fahrer, Männer an den Verladerampen, Gabelstaplerfahrer, Mechaniker, Werkstattpersonal und Tankwarte. Local 851 vertritt das Büropersonal, also die Disponenten und Schreibkräfte. Drücke ich mich verständlich aus?«
    »Natürlich.«
    »Dann nehmen wir mal an, Sie besitzen eine Firma. Zum Beispiel produzieren Sie Schuhe. Und diese Schuhe liefern Sie in die ganze Welt. Sie haben soundsoviel Tausend Paare und rufen einen Agenten an, der Sie mit einem Frachtunternehmer zusammenbringt. Der übernimmt den Job und kümmert sich ums Einpacken, Umpacken, Beschriften, Wiegen, alles. Insgesamt gibt es dort dreihundert solcher Frachtunternehmen, von denen die Mehrzahl ihre eigenen LKWs und Fahrer einsetzt, um die Ware von dort, wo sie produziert wird, zum Flughafen zu transportieren. Diese Unternehmen verdienen ihr Geld damit, dass Sie Ihnen eine

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