Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
leben. Sein Gesicht trug einen ganz speziellen Ausdruck – die stille und unaufhörliche Frage, ob jeder weitere Tag ihm sowieso bloß eine neue Variante Scheißdreck präsentieren würde. Wenn man diesen Lebensweg einmal einschlug, wurde man von ihm beherrscht. Entweder man zog sich heraus und hörte auf, oder man machte sich für die unausweichliche Kollision bereit.
»Swede!«
»Hey, Mann, es reicht.« Swede blickte wieder auf. Schmerz, Wut und Hass flackerten in seinen Augen auf. »Sie können mich nicht einfach unter Druck setzen. Wenn man jemanden immer weiter unter Druck setzt, geht er irgendwann kaputt.«
»Ich bin ein Jahr lang nicht hier gewesen, vielleicht sogar länger«, erwiderte Parrish. »Nun mach mal halblang. Ich versuche nur herauszufinden, wer deinen Kumpel getötet hat.«
»Er war nicht mein Kumpel. Ich kannte ihn eigentlich bloß vom Sehen. Wir hatten nicht unbedingt eine enge Beziehung, kapieren Sie das nicht?«
Parrish seufzte resigniert. »Swede, jetzt sag mir endlich, was du weißt, sonst nehme ich dich mit.«
»Was?« Swede wollte aufstehen, doch Radick trat in aggressiver Haltung auf ihn zu, sodass er sich wieder setzte.
»Weswegen sollten Sie mich wohl mitnehmen?«
»Beleidigendes Verhalten. Verdacht auf Drogenbesitz. Wir sind wegen hinreichenden Verdachts hier aufgetaucht. Dann rochen wir das Gras im Treppenhaus und versuchten, mit dir zu reden, aber du reagiertest gleich gewalttätig, stimmt’s, Jimmy?«
Radick nickte, sagte aber kein Wort.
»Sie sind ein Schwanzlutscher, Frank Parrish, ein böser, abgefuckter …«
»Sag mir, was du weißt, Swede, sonst nehmen wir dich mit.«
»Der Porno«, sagte er plötzlich.
»Der was?«
»Dannys Schwester. Ich hab gehört, sie wollte einen Porno drehen.«
»Hat Danny dir das erzählt?«
»Na klar. Er sagte, sie wollte einen Porno drehen. Sie war kein nettes Schätzchen, wie alle glaubten. Sie war kein adrettes Schulmädchen von nebenan. Sie war eine dreckige Schlampe, Frank. Sie wollte einen Porno drehen, und Danny hatte schon diese Sache mit dem Typen laufen …«
»Welche Sache?«
»Danny hatte einen Nebenverdienst, verstehen Sie? Jedenfalls hat er das behauptet. Irgendwas zusammen mit einem Kerl, der immer auf der Suche nach jüngeren Mädchen war, mit denen es gerade noch illegal war. Fünfzehn, sechzehn, ganz egal.«
»Und Danny wollte seine kleine Schwester einen Porno mit diesem Kerl drehen lassen?«
»Er war scharf auf das Geld, Mann. Sie war auch scharf darauf, aber sie plante gleich den großen Wurf. Ihr lag viel mehr daran als ihm. Sie hatte keine verdammte Ahnung, worauf sie sich einließ. Sicher hatte sie irgendeine naive Idee von Hollywood oder so. Sie wollte irgendeinem Typen einen blasen, damit alle sie für die verdammte Carmen Electra hielten. Sie war verdammt entschlossen, das durchzuziehen.«
»Hat Danny das behauptet?«
»Danny und seine Schwester. Als ich sie zuletzt gesehen hab.«
»Und du bist nicht auf die Idee gekommen, dass diese Geschichte etwas mit Dannys Tod zu tun haben könnte?«
»Hey, Mann, Sie wissen doch, wie es läuft. Sie machen Ihren Job, und ich mache meinen. Glauben Sie ernsthaft, ich renne zur Telefonzelle und rufe Sie an, weil ich vielleicht irgendeinen winzigen Hinweis zu einem Mistkerl von Junkie aus Brooklyn hab? Wir stehen auf unterschiedlichen Seiten, Detective Parrish, das muss ich Ihnen doch wohl nicht erklären?«
»Wer war der Typ?«
»Ich habe nicht die allergeringste Idee«, erklärte Swede mit Nachdruck.
Parrish nickte und warf Radick einen Blick zu. »Legen Sie ihm Handschellen an«, sagte er. »Wir nehmen ihn mit.«
Swede stand blitzartig auf. »Was, zum Teufel, haben Sie vor? Ich hab Ihnen doch gesagt, was ich weiß, ich hab alle Ihre Fragen beantwortet.«
Radick stand mit den Handschellen direkt vor ihm.
»Sag uns, wer der Typ ist, Swede«, verlangte Parrish.
»Ich kenne den Kerl nicht, okay? Ehrlich, Mann, ich hab keine Ahnung, wer er ist. Danny sagte bloß: so ein Typ . Das war alles. Einfach so ein Typ.«
Parrish schaute Swede direkt in die Augen. Swede blinzelte nicht, schaute nicht weg, blieb unerschütterlich vor ihm stehen.
»Na gut«, lenkte Parrish schließlich ein. »Kennst du irgendwen, der etwas über den Mann wissen könnte?«
»Nein, ich kenne keinen«, entgegnete Swede zu schnell.
Jimmy Radick trat einen Schritt vor und streckte den Arm aus, um Swedes Hand zu packen.
»Ich würde dir nicht raten, mich auf die Probe zu stellen«, sagte
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