Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
»Es sagte, er hätte ein dickes Ding laufen. Er behauptete, er wollte etwas tun, das alles verändern würde.«
»Und was bringt dich auf die Idee, dass es etwas damit zu tun haben könnte, was dann mit ihm und seiner Schwester geschah?«
»Das, was er danach noch sagte.«
Parrish zog die Augenbrauen hoch.
»Er sagte, er hätte jemanden organisiert, um in einem Sexfilm zu spielen. Und dafür würde er ordentlich Geld kassieren.«
»Und da hast du eine Verbindung gesehen?«, fragte Parrish sarkastisch.
»Hey, das ist einen Monat her. Der Typ und ich quatschen bloß ein bisschen herum, und dann erzählt er, er hätte jemanden für einen Sexfilm. Er redete nicht direkt von seiner Schwester, nur das, was ich gerade gesagt hab. Erst als ich hörte, dass er ermordet wurde – und dass auch seine Schwester ermordet wurde –, fragte ich mich, ob sie vielleicht diejenige war, die er organisiert hatte.«
»Und wenn sie es war?«
»Dann … na ja … dann muss etwas schiefgelaufen sein.«
»Wenn das keine verdammte Untertreibung ist, Larry.«
Wieder senkte Larry Temple den Kopf.
»Zu wem wäre Danny Lange gegangen, wenn er seine Schwester für diesen Dreck hätte verkaufen wollen?«
»Da wissen Sie so viel wie ich«, erwiderte Temple.
»Hier geht es nicht um irgendeine kleine Leuchte, Larry. Hier geht es um jemanden, der tief genug drinsteckt, um zwei Menschen zu töten.«
»Woher, zum Teufel, soll ich das denn wissen?«
»Weil es deine Welt ist, Larry. Du gehörst dazu. Du hängst mit diesen Leuten herum, mit den anderen kranken Wichsern, die sich dieses Zeug anschauen.«
»Es ist eine Krankheit«, warf Temple ein. Er wirkte bestürzt und verletzt. »Es ist eine seelische Krankheit. Man wird damit geboren. Man kann es nicht einfach an- und abschalten, wie man gerade Lust hat.«
»Komm mir nicht mit dieser Tränendrüsen-Geschichte, Larry, sag mir einfach, an wen Danny Lange sich hätte wenden können.«
»Ich weiß es nicht, Detective Parrish, ich weiß es wirklich nicht. Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß, und das war alles , was ich weiß. Ich hab nicht mehr so viel mit diesen Leuten zu tun. Die Dinge haben sich verändert.«
Parrish schwieg eine Weile. Er glaubte Larry Temple. Wegen etwas in seinem Gesichtsausdruck, etwas in seinen Augen; Parrish hatte genügend Lügner getroffen, um zu wissen, wie sie aussahen. Und er hatte Danny Lange gekannt und kannte viele, die waren wie er. Große Pläne, großes Mundwerk. Ich mache dies, ich mache das, heute wird sich alles ändern, heute habe ich diese Sache laufen, heute komme ich raus aus diesem Leben. Was sie nie taten und niemals tun würden. Sucht blieb Sucht.
Konnte Parrish sich vorstellen, dass Danny Lange seine Schwester für einen Porno verkauft hätte? Ja. Konnte Parrish sich vorstellen, dass Rebecca mitgemacht hätte? Dass Danny ihr irgendwie eingeredet hätte, es wäre eine coole Sache, die ihr viel Geld bringen und ihren Namen berühmt machen würde? Natürlich. Es veränderte seinen Blickwinkel auf das Mädchen, aber solche Dinge waren ihm nicht fremd. Solche Scheiße passierte ständig. Und was kommt letztlich bei alldem heraus? Sie stirbt, Danny will entweder sein Geld, oder er geht zu den Cops, und dann wird auch er erledigt.
Parrish erhob sich.
Temple sah, wie er aufstand, und machte sich auf Prügel gefasst. Doch die Schläge blieben aus.
»Wenn du irgendwas Neues hörst, lass es mich wissen«, sagte Parrish. »Du weißt, wie du mich erreichst. Ich habe noch eine andere Spur in dieser Sache. Und wenn ich dabei zufällig herausfinde, dass du mir etwas verschwiegen hast … nun, dann komme ich einfach zurück. Und dann werde ich nicht an die Tür klopfen, falls du verstehst, was ich meine.«
Temple antwortete nicht, aber seine Augen verrieten, dass er Parrish genau verstanden hatte.
Parrish ging voran nach draußen und sagte kein Wort, ehe sie das Treppenhaus erreichten. Dann war es Radick, der zu sprechen begann.
»Glauben Sie, er hat uns alles erzählt?«
»Ja, ich glaube schon. Er kennt dieselben Namen wie ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen großen Fisch gibt, den er kennt, von dem wir aber nichts wissen.«
»Mit wem fangen wir an?«
»Zuerst will ich zurück ins Revier«, entschied Parrish. »Als Allererstes brauche ich die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung.«
26
Die toxikologische Untersuchung von Rebecca Langes Blut und Urin war ohne Befund geblieben, doch aus einer Notiz ging hervor, dass außerdem
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