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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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eine Haarprobe genommen worden war, deren Untersuchung im Lauf der Tages abgeschlossen sein würde.
    Parrish setzte sich an seinen Schreibtisch. Er dachte an den Stapel Akten in seiner Schublade, der weitere Aufmerksamkeit und gründlicheres Nachforschen verlangte. Er musste der Frage nachgehen, ob Jennifer Baumann und Nicole Benedict mit dem Jugendamt zu tun gehabt hatten. Bedenken hinsichtlich der Kompetenz von Hayes, Wheland, Engel und West hatte er keine, aber solche Kleinigkeiten waren allzu leicht zu übersehen, wenn man nicht wusste, wonach man suchen sollte. Das kleinste bisschen Information konnte die Perspektive nachhaltig verschieben.
    Parrish war frustriert darüber, dass er diese Namen bei seinem Besuch im Archiv des Jugendamts noch nicht gekannt hatte. Die Recherchen würden Zeit kosten, doch er wollte Jimmy Radick nicht zu tief hineinziehen. Noch nicht. Nicht, bis er etwas Substanzielleres entdeckt hätte. Zu oft war er auf einen Fall fixiert gewesen und zu wilden Schlussfolgerungen gelangt, die er dann unerbittlich weiterverfolgt hatte – nur um am Ende festzustellen, dass diese sich als Produkte einer allzu fruchtbaren Fantasie entpuppten. Diesen Weg wollte er nicht wieder einschlagen. Diskretion und Taktgefühl hatten nie zu seinen Stärken gehört, und jetzt – im augenblicklichen Klima – war Vorsicht angebracht, wenn er nicht weitere Kritik und Maßregelung heraufbeschwören wollte. Entweder er ging leise zu Werke, oder man würde ihn suspendieren. Die einzigen ihm offiziell zugewiesenen Mordfälle waren Danny und Rebecca Lange, die Nutte, der Tote in der U-Bahn und der Erstochene auf dem Campus. Die drei Letzten würden sich nicht einfach in Luft auflösen, trotzdem fühlte sich Parrish nicht sonderlich verpflichtet, diese Ermittlungen fortzuführen. Einen Moment lang fragte er sich, ob er Radick überreden könnte, sie zu bearbeiten, doch war ihm klar, dass es so nicht funktionieren würde.
    Nichtsdestotrotz blieben es – neben Rebecca – diese früheren Morde, die ihn wirklich interessierten: Karen, Jennifer und Nicole. Zusammengenommen ging es um vier Mädchen, zwei sechzehn- und zwei siebzehnjährige. Das erste – Jennifer – war im Januar 2007 entdeckt worden; das zweite – Nicole – im August desselben Jahres; Karens Leiche fand man im Dezember darauf, und jetzt Rebecca. Karen hatte Kleider getragen, die sie normalerweise nicht angezogen hätte, und bei Rebecca waren das Haar geschnitten und die Nägel lackiert worden. Von den beiden anderen wusste Parrish wenig, außer dass Jennifer in einem Motelzimmer gelegen hatte und Nicole mit gebrochenem Genick in einem Matratzenbeutel. Die Umstände ihres Verschwindens waren ähnlich unspektakulär gewesen wie bei Karen und Rebecca. Sie waren einfach irgendwohin unterwegs gewesen und nicht wieder zurückgekommen. Zwischen einem und drei Tagen später hatte man die Leichen gefunden.
    Parrish wies Radick an, sich mit den verschiedenen Berichtsformularen vertraut zu machen, die für laufende Ermittlungen ausgefüllt werden mussten. Während sich sein Partner damit beschäftigte, verbrachte Parrish zwei Stunden damit, die Akten noch einmal durchzugehen. Whelands unverwechselbares Gekritzel, Engels kryptische Notizen, die außer Engel niemand je verstehen würde. Es handelte sich um die Akten alltäglicher offener Fälle – Haustürbefragungen, vorläufige Berichte, Gespräche mit Freunden und Verwandten. Die Autopsieberichte erweckten Parrishs besonderes Interesse, da sowohl Jennifer als auch Nicole binnen vierundzwanzig Stunden nach dem mutmaßlichen Todeszeitpunkt aufgefunden worden waren. Jennifer war erdrosselt worden, offensichtlich mit den Händen, während in Nicoles Fall ein sauberer Bruch zwischen dem zweiten und dritten Wirbel vorlag. Als wäre sie erhängt worden , berichtete der Rechtsmediziner, doch es fehlten äußerliche Abschürfungen oder Strangulationsspuren am Hals, wie sie beim Erhängen hätten auftreten müssen.
    Eine schwere Prellung an der rechten Seite von Nicoles Kopf legte den Schluss nahe, dass sie mit etwas geschlagen worden war – oder gegen etwas. Und zwar fest genug, um den Genickbruch zu verursachen. Gegen etwas, lautete die Vermutung des Rechtsmediziners, einfach deshalb, weil es keine Einkerbung, keine Ausformung an der fraglichen Stelle gab, wie sie normalerweise auftraten, wenn ein Gegenstand mit großer Kraft gegen den Schädel geschlagen wurde. Die Prellung zeigte nur einen flachen und gleichmäßigen

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