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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Scheiße wühlte. Ganz sicher war er sich nur, dass man bei dem Dicken immer die Wahl hatte. Entweder machte man sofort, was er wollte, oder man machte es ein bisschen später.
    Daphne Wylmot erkannte, was Sache war, und sagte in einem Ton, der plötzlich so ruhig war wie das Meer an einem warmen Sommertag: »Das wird nicht nötig sein. Ja, Guy und ich sind ein Liebespaar. Bitte fahren Sie fort.«
    »Und letzte Nacht ist Guy Guillemard vorbeigekommen, nachdem Ihr Mann schlafen gegangen war.«
    »Ja.«
    »Nicht ein bisschen riskant?«
    Daphne lachte melodisch.
    »Nein, ich gehe keine Risiken ein, Superintendent. Dudley trinkt zuviel. Wenn er einen sitzen hat, sackt er ins Bett, und das war’s dann für mindestens sechs Stunden.«
    Wield, dem ihre Schorle und Dudleys große Gin Tonics wieder einfielen, dachte grimmig, dass sie wirklich nichts dem Zufall überließ.
    »Sie haben also die Alarmanlage abgestellt, die Hintertür aufgemacht und Guy reingelassen. Und als er fertig war, haben Sie ihn wieder rausgelassen und vergessen, die Alarmanlage wieder einzuschalten.«
    »Nein, ich hab’s nicht vergessen. Ich war nur selber ziemlich … müde, als wir fertig waren, und hab mir gesagt, dass er ja allein rausfindet. Ich wusste, dass ich als erstes auf bin, und wollte dann die Tür abschließen und die Alarmanlage einschalten. Aber als ich sah, dass jemand eingebrochen hatte, dachte ich, es wäre dumm, was an der Anlage zu verändern.«
    »Sehr umsichtig«, strahlte Dalziel. »Na sehn Sie, hat doch kaum weh getan, oder, Missus? Danke für Ihre Kooperation.«
    »Und im voraus vielen Dank für ihre Diskretion«, erwiderte sie.
    »Sie können sich auf mich verlassen«, sagte Dalziel galant. »Aber so ein gutaussehendes Mädel wie Sie – ich wette, Sie könnten was Besseres kriegen als diesen Windbeutel.«
    »Meinen Sie? Dann haben Sie also auch schon mit Guy gefickt?«, fragte sie mit lebhaft interessiertem Augenaufschlag.
    Es war ein seltenes Vergnügen, Dalziel um eine Antwort verlegen zu sehen, aber sie hüteten sich, es ihn merken zu lassen.
    Er funkelte sie beide misstrauisch an, als er aus dem Laden trat, und sagte: »Das wäre dann eines von zwei Jahrhundertverbrechen, die du aufgeklärt hast, Wieldy. Vielleicht stellst du erst mal sicher, dass die Bücher da wirklich aus Digweeds Laden sind, bevor du wegen des zweiten in Siegerjubel ausbrichst.«
    Er wies mit einem Kopfnicken die Straße hinauf, wo Digweed gerade aus der Galerie gekommen war. Der Buchhändler blickte in ihre Richtung und verschwand dann eilig in seinem Geschäft.
    »Ich seh euch dann im Pub«, sagte Wield, der froh war, sich rasch verkrümeln zu können.
    »Armer alter Wieldy!«, lachte Pascoe und sah ihm nach.
    »Du hättest ihm geglaubt, stimmt’s?«, brummte Dalziel. »Und du hast nicht seine Entschuldigung. Dann wollen wir mal zum Morris runter, wie? Mal sehn, was für Scheiße du heute gebaut hast!«
    Und plötzlich fühlte Pascoe, dass alle seine neuentdeckten Gewissheiten zerbröselten wie der Streuselkuchen von Dora Creed.

Fünf
    »Wie schnell sich doch bei Kindern die Unterschiede im Temperament erweisen!«
    K ee Scudamore hatte an der Kasse gesessen, als Digweed die Galerie betrat.
    »Du siehst so nachdenklich aus«, sagte er. »Ich wusste gar nicht, dass du Finanzen so spannend findest.«
    »Geld regiert die Welt«, sagte sie. »Ich würde sagen, die Versammlung gestern abend hat daran keinen Zweifel gelassen. Dieser warme Regen, von dem Larry so geheimnisvoll redete, hast du eine Ahnung, was das sein könnte?«
    »Ich hatte angenommen, dass eher du seine Vertraute bist als ich«, antwortete er mit einem Lächeln.
    »Was soll das nun wieder heißen?«, fragte sie ärgerlich.
    »Hoppla. Tut mir leid. Du scheinst seine Gesellschaft zu mögen, das war alles, was ich sagen wollte. Vergib mir, falls ich mich zu einer Indiskretion habe hinreißen lassen.«
    »Zu einer Fehleinschätzung jedenfalls«, sagte sie ziemlich bitter. »Ich kann dir versichern, dass nicht ich es bin, auf die er ein Auge hat.«
    »Dann hast du es also bemerkt?«
    »Hat das nicht jeder?«
    »Schon. Hat er etwas gesagt?«
    »Nicht direkt, das heißt, ich habs nicht dazu kommen lassen.«
    »Verstehe. Oder vielmehr, ich verstehe es nicht. Wieso sollte er mit dir statt mit Caddy selber reden? Ich weiß zwar, dass du gewissermaßen
in loco parentis
bist, aber solch altmodische Vorstellungen hegt ja wohl heutzutage niemand mehr, nicht einmal in klerikalen Kreisen!«
    »Kann

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