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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sie grenzten beide das Hier und Jetzt aus – eigentlich das einzige, was zählt, weil es das einzige ist, dessen wir sicher sein können. Ich kann das nicht besonders gut erklären, aber was ich eigentlich sagen will, ist, ich war nicht wachsam und, Sie hatten mich ja davor gewarnt, Enscombe hat mich tatsächlich erwischt! Ich glaube, das kommt daher, dass an diesem Ort aus irgendeinem Grund Vergangenheit und Zukunft Teil des Hier und Jetzt sind, so dass man nicht ständig nach vorne blicken oder zurückschauen muss. Oder anders gesagt, was mit mir nicht stimmte, als ich herkam, davon bin ich kuriert. Ich meine, es stinkt immer noch gewaltig in der Welt, und ich habe immer noch nicht aufgegeben, sie zu retten. Aber die Polizei ist was für andere, nicht für mich. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Sarge, ich will den Job nicht schlechtmachen, obwohl Sie zugeben müssen, dass es da eine Menge übler Burschen gibt, die man, offen gesagt, nicht mal mit einer Stimmgabel auf die Leute loslassen sollte, geschweige denn mit einem Schlagstock. Aber nicht alle sind so, und ich kann nur hoffen, dass diejenigen, die in Ordnung sind, auch die anderen auf die Reihe bekommen. Was mich betrifft, so habe ich mich endlich selber auf die Reihe bekommen, oder vielleicht sollte ich besser sagen, Enscombe hat mich auf die Reihe bekommen, und es ist mir jetzt vollkommen klar, dass die Polizei für mich keine Perspektive ist. Also geh ich. Ich muss mich beeilen, wenn ich noch vor der nächsten Leerung an der Post sein will, damit Sie das hier bis morgen auf dem Tisch haben und Ihnen noch ein Tag bleibt, um jemand anders hier rauszuschicken. Oder die hohen Tiere denken, es lohnt sich nicht, wo die Stelle sowieso bald gestrichen werden soll. Ist vielleicht auch besser so. Enscombe ist kein sicherer Ort für einen heranwachsenden Jungen!
    Machen Sie’s gut! Und danke für … na ja, einfach nur danke.
    Mit den besten Wünschen
    Harry.
    »Wenn er die tatsächlich so früh aufgegeben hat, wie er hier schreibt«, sagte Pascoe, indem er Wield den Brief reichte, »wieso sind sie dann nicht gestern morgen angekommen?«
    »Kann hier draußen leicht mal passieren, dass man die Leerung verpasst«, sagte Wapshare, der die Vorgänge mit lebhaftem Interesse verfolgte. »Wenn er es eilig hat, kommt Ernie Paget genausogut mal ’ne halbe Stunde zu früh wie ein andermal zu spät. Zum Ausgleich, sagt er.«
    »Und wenn Bendish ihn vorgestern verpasst hat, dann sind seine Briefe gestern auch nicht weggekommen, weil Paget seinen Unfall hatte«, warf Wield ein, ohne von der Lektüre aufzusehen.
    »So ist das eben am Arsch der W …«, sagte Pascoe.
    »Redet ihr über mich?«, fragte Dalziel, der gerade wieder zur Tür hereinkam.
    »Ich hab nur gerade gesagt, wenn wir diese Briefe so früh bekommen hätten, wie es Bendish wollte, hätte das uns allen eine Menge Angst erspart«, erklärte Pascoe.
    »Angst? Übertreibst du da nicht ein bisschen?«, brummte Dalziel. »Krieg ich mal diese Briefe da, Wieldy? Desperate Dan hat mir erlaubt, sie aufzumachen.«
    Er nahm die Briefe und den Whisky, den Wapshare ihm eingegossen hatte, und ging wieder in die Küche zurück.
    Pascoe, der nicht so recht an Wapshares erpresste Verschwiegenheit glauben konnte, ging mit Wield zum Fenster hinüber und sagte mit gedämpfter Stimme: »Was meinst du?«
    »Ich bin nicht sicher, ob es besser oder schlimmer wird«, sagte Wield. »Irgendwas aus unserem Langohr da rausgekriegt?«
    Er schielte zu Wapshare hinüber, der zurücklächelte.
    Pascoe erklärte Wield in wenigen Worten seine Theorie bezüglich der Gemälde.
    »Hmm, das eine Bild, das er zurückgegeben hat, das Porträt von Tante Edwina, stammt von Digweeds Großvater Ralph«, steuerte Wield seine Erkenntnisse bei.
    »Demnach nicht viel wert. Aber wieso ist es, wie der Squire behauptet, wieder verschwunden?«
    »Sie brauchten den Rahmen für die Kopie?«, schlug Wield vor. »Als sie sich von Ralph malen ließ, wollte Edwina, dass ihr Bild zu dem von Frances aus dem achtzehnten Jahrhundert passt, und so hat sie Ralph dazu gebracht, beide Gemälde, seins und das alte, gleich zu rahmen.«
    »Macht Durst, das viele Reden, nicht?«, suggerierte Wapshare, der sich unbemerkt mit zwei Bier angeschlichen hatte. »Ich vermute mal, ihr beiden habt euch was zu trinken verdient.«
    »Wissen Sie was, ich finde, das haben wir wirklich!«, sagte Pascoe.
    »Zum Teufel«, sagte Dalziel, der wenig später hereinkam. »Da kehrt man euch

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