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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die Federung des Wagens die Fahrt heil überstehen würden.
    »Gehört der ihm?«, fragte Wield.
    »Hat er von den Guillemards gepachtet.«
    »Denen gehört das meiste Land in dieser Gegend, oder?«
    »Früher mal, ja. Mussten für die Erbschaftssteuer ’ne Menge verkaufen, als der Squire in den Fünfzigern das Gut übernahm. Seit dem Einbruch im Schafmarkt lohnen sich die Viecher nicht mehr, und es gibt hier nur noch drei Höfe, von denen es zweien ziemlich schlecht geht.«
    »Aber Creed macht Gewinn?«
    »Klasse Bauer, unser George. Hat sich nicht nur auf Schafe konzentriert. Hat auch ’ne ansehnliche Rinderherde. Und Schweine. Den besten Schinken weit und breit gibt’s von Georges Mastschweinen.«
    »Mir ist aufgefallen, dass er über das Verschwinden von Bendish Bescheid wusste.«
    Es sollte kein Vorwurf sein, aber Filmer schien es so aufzufassen.
    »Vermutlich hat sich die Sache inzwischen längst rumgesprochen«, sagte er ein wenig gereizt. »Wir sind hier nicht in der Stadt, wo sich niemand um seine Nachbarn kümmert. Und man muss mit den Leuten umgehen können. Ich weiß nicht, was sich Ihr Chef dabei gedacht hat, so ’n Weichei aus der Stadt wie diesen Pascoe hier rauszuschicken. Ein paar Hunde, um das Moor abzusuchen, falls der Junge irgendwo mit einem gebrochenen Bein liegt, das wär echt hilfreich gewesen. Dieser feine Pinkel könnte doch nicht mal Blut von Tomatenketchup unterscheiden, wenn er reintritt.«
    »Ich werde Ihre Überlegungen gerne weitergeben, Terry«, sagte Wield. »Und apropos Pinkel, der Briefträger hat Ihnen gerade an einer prekären Stelle die Hose vollgetropft.«
    Mit einem stillen Lächeln drehte er sich um und folgte dem Buchhändler, der, wie nicht anders zu erwarten, schon ohne ihn losgegangen war.

Vier
    »Welche von all meinen wichtigen Nichtigkeiten wollen Sie als erstes hören?«
    A uch mit Pascoes Hose war zu diesem Zeitpunkt nicht viel Staat zu machen. Sie hatte jenes typische Karo, das man besonders oft bei Pferdewetten sieht, und war im Bund und ums Gesäß so großzügig geschnitten, dass glatt auch noch das Rennpferd mit hineingepasst hätte. Die gute Nachricht war, dass er in einer Kneipe saß und das beste Bier seit langem trank.
    So unversehens hatten sich die Dinge zum Guten gewendet, dass es dem Wortgewaltigsten die Sprache verschlagen hätte.
    Der bedrohliche Messerstecher hatte seine Waffe auf den Tisch gelegt, ihm auf die Füße geholfen, und seine besorgten und entschuldigenden Äußerungen hatten ihn in Sekundenschnelle von Jack the Ripper in den gutgelaunten Thomas Wapshare verwandelt, den Wirt des Morris Men’s Rest. Der Eimer Blut, erklärte er, stammte von einem Schwein und war die wichtigste Zutat zu seiner hausgemachten Blutwurst, für die er sich einen gewissen Ruf zugute hielt. Und die Augen im Beutel gehörten einem großen Rammler, der, zusammen mit ein paar Tauben und einer Ente, für die zweite Säule der kulinarischen Reputation bestimmt war, Mrs. Wapshares Wildpastete.
    Pascoe wollte gerade erklären, wer er sei, wurde aber, wie schon auf dem Landsitz Scarletts, behandelt, als habe man ihn bereits erwartet. Denn in diesem Moment erschien Mrs. Wapshare auf der Bildfläche, die wie ein Abziehbild ihres Mannes in Frauenverkleidung aussah und ihre Besorgnis über den Zustand von Pascoes Hose zum Ausdruck brachte. Sie überhörte seinen schwachen Protest und hatte ihm das gute Stück in einem Tempo vom Leib gerissen, das, wie er nur hoffen konnte, von unverfänglicher Routine zeugte, und zum Auswaschen mitgenommen, während er selbst in eine von Wapshares farbenfrohen Pluderhosen schlüpfte.
    Unterdessen tauchte der blasse junge Mann mit dem Gewehr wieder in der Küche auf und verfolgte Pascoes Ent- und Verhüllung mit diesem beunruhigend richtungslosen Blick. Pascoe fand, dass er ihm ein paar Fragen stellen sollte, fühlte sich aber durch seine Blöße wie auch ein paar juristische Unsicherheiten daran gehindert. Jagdrecht spielte in seinem Ermittlerdasein keine besondere Rolle, sondern war nur einmal zum Examen wie der Tau am Morgen aufgeblitzt und ebensoschnell wieder verdunstet. Er war sich ziemlich sicher, dass die Tauben und das Karnickel in Ordnung gingen, aber bei der Ente hätte er es nicht beschwören können. Wieldy wusste so was bestimmt. Wieldy wusste alles, auch wenn er nicht das geringste Interesse zeigte, sich für eine Beförderung prüfen zu lassen.
    Zumindest könnte er sich den Waffenschein für das Gewehr zeigen

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