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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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angewiesen, um aus der Sache rauszukommen, und das machte sie für Jeremys nächsten Schachzug ein Jahr später umso verwundbarer, nämlich, als der alte Jake ins Gras biss. Das Haus hier stand wieder leer. Die meisten Leute haben erwartet, dass Jeremy verkauft. Aber statt dessen …«
    »Eröffnete er einen Pub«, ergänzte Pascoe. »Großartig! Glauben Sie, meine Hose ist schon trocken?«
    »Nö, aber Ihre Kehle«, sagte Wapshare und schenkte noch einmal nach. »Natürlich war die Hölle los, als seine Pläne zur Old Hall durchsickerten. Die Guillemards versuchten, die Lizenz zu verhindern, aber inzwischen gingen ihnen die Gefälligkeiten aus und sie waren allmählich auch ein bisschen knapp bei Kasse. Ja, ja, ich schätze, schon damals waren die Tage der Guillemards gezählt, auch wenn vielleicht noch nich aller Tage Abend war. Am Ende konnten sie nur noch darum streiten, wie der Pub heißen soll.«
    »Wieso? Wie wollte Jeremy ihn denn nennen?«
    »Er hat’s wirklich drauf angelegt! Sein erster Vorschlag war
The Guillotine and Basket
! Niemand war sonderlich erbaut, und die Guillemards haben laut genug Krach geschlagen, um auch seine nächsten beiden Ideen zu Fall zu bringen. Das war, ganz im sozialistischen Geiste, zuerst
The Cobden Arms
und dann
The Tolpuddle Martyrs
. Politisch zu provokativ, sagte der Squire. Und als Jeremy endlich mit
The Morris Men’s Rest
ankam, hätte man meinen können, die Guillemards hätten die Schlacht von Waterloo gewonnen!«
    »Weil sie etwas ganz und gar Feudales und Pastorales statt etwas Radikalem und Provokativem bekamen? Kann ich schon ganz gut verstehen«, sagte Pascoe.
    »Klar. Und sie verstanden ganz gut, was Jeremy meinte, als der sein Schild anbrachte«, sagte Wapshare ausgelassen. »Nich gleich, schätz ich mal. Kann mir vorstellen, dass sie nur erstaunt waren, als da kein Bild von bekloppten Typen mit Glöckchen an den Knien drauf war, die um ’ne Stange tanzen, sondern dieser wohlbeleibte Herr mit dem großen Bart. Aber irgendwann hat es bei ihnen geklickt.«
    Pascoe erwiderte Wapshares erwartungsvollen Blick und hatte das Gefühl, seine Qualifikation als Detective stehe auf dem Prüfstand. Er rang um die Lösung, war schon bereit, sich geschlagen zu geben, und dann passierte es – es machte klick.
    »Morris!«, sagte er. »Nicht die Morris Dancers, sondern William Morris, der Sozialist. Großer Gott, ja, das muss ihnen ein Dorn im Auge gewesen sein. Ich nehme an, das Schild war damals ein bisschen deutlicher? Jetzt ist es ja ganz schön hinüber.«
    »Ging Ihnen nicht anders, wenn man auf Sie schießen, mit der Axt einschlagen und Sie anschließend auch noch überm Feuer rösten würde«, konterte Wapshare. »Natürlich haben die Guillemards ihre Leute aufgehetzt, aber Jeremy ließ das Schild jedesmal von seinen Jungs, beschädigt, wie es war, wieder dranmachen, damit alle sehen konnten, wie idiotisch sich die Guillemards aufführten.«
    Es war eine gute Geschichte, aber selbst als Lokalkolorit bezweifelte Pascoe, dass Dalziel es als ermittlungsrelevant durchgehen lassen würde. Möglicherweise hatte Mrs. Wapshare an der Tür gelauscht, bis ihr Mann zu Ende erzählt hatte, denn jetzt ging die Tür auf und sie erschien mit Pascoes Hose – ausgewaschen und gebügelt und in mindestens so gutem Zustand wie am Morgen, als er sie angezogen hatte.
    Er wartete, bis sie gegangen war, bevor er sich daranmachte, die geliehene Hose auszuziehen.
    »Mr. Halavant, Justin, mein ich, gehört der Pub jetzt ihm?«
    »Sicher das. Es ist nach wie vor seiner. Wie lange noch, wage ich allerdings nicht zu sagen.«
    Plötzlich verschwand die Belustigung aus Wapshares Stimme.
    »Wieso? Steht er zum Verkauf? Und hätte das Einfluss auf Sie als Pächter?«
    »Falls Justin an denjenigen verkauft, von dem ich es glaube … Aber das ist alles noch streng geheim. Uns bleibt nix anderes übrig als abwarten und Tee trinken. Darin sind wir ziemlich gut in dieser Gegend.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Pascoe und legte die Hose ordentlich gefaltet auf die Bar. »Die Fehde zwischen den Guillemards und den Halavants, ist die immer noch im Gange?«
    »Nicht so, dass man viel davon mitkriegt. Sie verkehren nicht miteinander, aber Justin und der alte Squire sind einigermaßen höflich, wenn sie sich mal begegnen. Wenn Master Guy erbt, könnte sich das allerdings ändern.«
    »Ach so? Und warum?«
    »Er ist ein bisschen ungehobelt, der Junge. Hat sich jahrelang nich blicken lassen, und

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