Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
dieser Übertreibung wenig beeindruckt. »Hat er’s gemeldet, oder wie?«
    »Nein, Sir, trotzdem eine ernste Sache.«
    »Nicht für mich, Sergeant. Ich hab in einem Bordell in Bangkok mehr Widerstand erlebt.«
    »Dann geben Sie also zu, dass Sie einen Polizeibeamten tätlich angegriffen haben?«, sagte Wield.
    »Nein, tu ich verdammt noch mal nicht. Ich bekenne mich schuldig, einen unangenehmen Typen, der sich danebenbenommen hat, zurechtgewiesen zu haben. Er wusste, dass er es verdient hatte, sonst hätte er mich wegen versuchten Mordes angeschwärzt, oder?«
    »Und wieso erzählen Sie mir das?«, fragte Wield.
    »Um Staatsausgaben zu sparen und die Polizei nicht unnötig zu bemühen. Ich hab dem Typen gesagt, wenn ich das nächste Mal nach Enscombe käme, würde ich keine halben Sachen machen. Ich bin gestern hergekommen. Ich würde Ihnen daher empfehlen rauszufinden, wie weit ein Angsthase in vierundzwanzig Stunden kommt, und dort nach ihm suchen! Weshalb ist Wapshare plötzlich so von der Rolle, verflucht?«
    An der Bar war ein gewaltiges Krachen zu hören gewesen, dem prustendes Gelächter und laute Stimmen folgten, die der Wirt mit dem Ruf übertönte: »Okay, das war’s. Raus mit euch, alle. Ihr habt Hausverbot!«
    Guillemard steuerte auf die Bar zu, die Hände in einer Geste ausgebreitet, die wohl versöhnlich sein sollte. Wield konnte sehen, dass der ursprüngliche Lärm dadurch ausgelöst worden war, dass jemand die Münzpyramide umgestoßen hatte.
    »Wappy, wo liegt das Problem?«, sagte Guy in einem Ton, als ginge es darum, ein tobendes Kleinkind zu beschwichtigen.
    »Kein Problem, und mein Name ist Wapshare, Mr. Guillemard«, sagte der Wirt. »Ich mache gerade von meinem Recht Gebrauch, jemanden nicht zu bedienen und dieses Pack des Hauses zu verweisen.«
    »Sicher, sicher, das ist nur verständlich, aber wir wollen doch nichts überstürzen, oder? Sie sind nur ein bisschen zu gut drauf, was ihnen aufrichtig leid tut, stimmt’s nicht, Jungs und Mädels? Es tut euch aufrichtig leid.«
    »Ja, Guy, es tut uns aufrichtig leid«, wiederholten sie in gespielter Reue.
    »Sehen Sie? Irgendein Schaden? Wir kommen dafür auf. Und sie bauen Ihre Pyramide wieder auf, nur diesmal viel, viel höher. Tut ihr doch, Kinder, nicht?«
    »Ja, Guy, diesmal viel, viel höher«, brüllten seine Freunde, die das Spiel lustig fanden, im Chor.
    »Also, was sagen Sie, Mr. Wapshare? Vergeben und vergessen?«
    Wapshare sprach sehr langsam.
    »Ich sage, ich will weder ihr Geld noch ihre Gesellschaft. Ich will, dass sie hier verschwinden, und ich will sie hier nicht wiedersehen.«
    »Ach du liebes bisschen«, sagte Guillemard. »Wenn sie gehen, muss ich auch gehen, das verstehen Sie doch?«
    »Verstehen? Verdammt, ich bestehe drauf!«, donnerte Wapshare.
    Wield juckte es in den Fingern, ihm Beifall zu klatschen.
    Guy der Erbe sah sich im Raum um, sein Gesicht immer noch zu einem Lächeln verzogen, das nunmehr allerdings nur knapp den Zorn überdecken konnte.
    »Bitte, wenn Sie meinen, Wappy. Ihr Schaden, nicht meiner. Ich meine, Sie sind nicht gerade, wie soll ich sagen, dick im Geschäft. Meine Vorfahren hätten sich die Mühe sparen können, hier dichtzumachen, der Pub ist schon vor geraumer Zeit eines natürlichen Todes gestorben, und es hat ihn nur noch niemand zu Grabe getragen. Kommt, Jungs. Verlassen wir das Mausoleum, bevor wir am Staub ersticken.«
    Er wandte sich zur Tür. Die anderen marschierten hinter ihm her.
    Wapshares Gesicht entspannte sich zu seiner gewöhnlichen Gutmütigkeit.
    »Also«, sagte er. »Wer kann am besten Geld aufsammeln?«
    Es folgte allgemeines Gelächter, das im Hurrageschrei von draußen unterging, auf das ein Krachen folgte, als ob irgend etwas gegen die Hauswand geschleudert worden wäre.
    Wield erhob sich halb und warf Wapshare einen fragenden Blick zu, der aber nur den Kopf schüttelte.
    »Essen Sie ruhig zu Ende, Sergeant. Sie lassen es nur am Schild aus. Das haben die Guillemards seit hundert Jahren so gemacht, und es hat uns bis jetzt noch nicht geschadet!«
    Draußen heulte ein Motor auf, und Wield sah aus dem Fenster, wo er die Erbengemeinschaft im GUNG - HO -Landrover die Hauptstraße hochbrausen sah, vermutlich um das fröhliche Treiben in der Hall fortzusetzen. Die meisten Gäste bückten sich, um die Münzen vom Boden aufzulesen. Wylmot, immer eifrig bemüht zu demonstrieren, dass er dazugehörte, gab sich besondere Mühe, doch die Gins forderten ihren Tribut, und hätte ihn seine

Weitere Kostenlose Bücher