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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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eine rein geschäftliche Auseinandersetzung, die auch den strengsten Kritiker nicht zum Erröten bringen konnte. Ich sagte: ›Geben Sie mir das Kollier!‹ Und sie gab es mir, und dann kam ihr Mann und holte sie ab.«
    »Hörst du?« fragte Mr. Waddington.
    »Nein«, antwortete seine Frau.
    »Also, dann laß dir von mir sagen, daß dieser prächtige junge Mann aus dem Westen so rein ist wie frisch gefallener Schnee. Und jetzt wieder zu dir. Warum hat der Polizist dich eingesperrt?«
    »Wir hatten ein kleines Mißverständnis.«
    »Wieso?«
    »Ja, ich – äh –, ich habe ihm ein bißchen Pfeffer ins Gesicht geworfen.«
    »Bei allen süßen Artischocken Jerusalems! Warum?«
    »Er fand mich in Mr. Finchs Wohnung und wollte mich verhaften.«
    »So? Also das setzt der Kuh den Schwanz auf! Wenn du nicht im Osten leben kannst, ohne Polizisten Pfeffer ins Gesicht zu werfen, wirst du mit mir in den Westen kommen, noch bevor du mit der Axt auf sie losgehst. Das ist mein endgültiger und unabänderlicher Entschluß. Komm in den Westen, Weib, wo die Herzen rein sind, und versuche ein neues Leben zu beginnen.«
    »Ja, Sigsbee, ja. Morgen werde ich schon die Übersiedlung einleiten.«
    »Nein, meine Liebe! Ich werde morgen die Übersiedlung in die Wege leiten. Es wird dich vielleicht interessieren, zu hören, daß ich infolge geschäftlicher Transaktionen, dank meinem fabelhaften Geschäftskopf, jetzt wieder ein sehr wohlhabender Mann bin und für alles, was die Familie braucht, sorgen kann. Ich bin jetzt der Herr. Jawohl, ich – Sigsbee Horatio …« Der Kübel kippte um, und der stolze Triumphator taumelte in die Arme des Wachtmeisters Garroway, der auf das Dach kam, um nach seinen Gefangenen zu sehen. »… Waddington«, schloß Sigsbee H.
    Der Polizist musterte ihn kalt. Der giftige Haß, den er gegen ihn gehegt hatte, war vergangen, aber als Freund konnte er ihn niemals betrachten. Überdies war Mr. Waddington bei seinem Abstieg vom Kübel ihm schwer auf den rechten Fuß getreten, und das war so ziemlich der einzige Teil seines Leibes, der in den Abenteuern dieser Nacht bis jetzt unverletzt geblieben war.
    »Was heißt denn das Ganze hier?« fragte Wachtmeister Garroway. Sein Blick fiel auf George, und er ließ ein heiseres Knurren vernehmen.
    »Da sind Sie also!« Er schwang seinen Gummiknüppel in der Hand und bewegte sich langsam vorwärts. Mit einem Schrei warf Molly sich ihm in den Weg.
    »Halt!«
    »Miss«, sagte der Polizist, höflich wie immer gegen Vertreterinnen des schönen Geschlechts, »haben Sie die Liebenswürdigkeit, sich zum Teufel zu scheren.«
    »Garroway!«
    Der Polizist fuhr herum. Nur ein Mann auf Erden konnte seine fruchtbaren Absichten in diesem Augenblick vereiteln, und dieser Mann war jetzt gekommen.
    »Was geht hier vor, Garroway?«
    »Ja, Mr. Beamish …«
    Ein Stimmengewirr unterbrach ihn.
    »Er wollte George umbringen.«
    »Er hat meine Frau da drin eingesperrt.«
    »Der Rohling!«
    »Verdammt frecher Bursche!«
    »George hat ihm gar nichts getan.«
    Hamilton Beamish erhob beschwörend eine Hand.
    »Aber, aber, bitte! Garroway, erklären Sie.«
    Er lauschte aufmerksam.
    »Öffnen Sie die Tür«, sagte er, als alles erzählt war.
    Der Schutzmann öffnete die Tür. Mrs. Waddington trat, gefolgt von Lord Hunstanton, heraus. Lord Hunstanton warf einen ängstlichen Blick auf Mr. Waddington und schlenderte, anscheinend gleichgültig, auf die Treppe zu. Als er in die Nähe der Tür gekommen war, beschleunigte er sein Tempo und verschwand plötzlich. Lord Hunstanton war ein wohlerzogener Mann, der Szenen haßte, und alles sagte ihm, daß dies eine sei.
    »Halten Sie den Mann auf!« rief Wachtmeister Garroway. »Jetzt ist er weg!« sagte er düster. »Und man hat ihn gesucht.«
    Sigsbee H. Waddington schüttelte den Kopf.
    »Das war Willi,, der Kavalier, und ich wollte ihn gerade auf die Wache bringen.«
    »Sie irren sich, Garroway«, sagte Hamilton Beamish. »Das war Lord Hunstanton, ein Bekannter von mir.«
    »Sie kennen ihn, Mr. Beamish?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie die?« fragte der Schutzmann, auf Mrs. Waddington zeigend.
    »Sehr gut.«
    »Und den?« fragte Wachtmeister Garroway, auf George weisend.
    »Das ist einer meiner besten Freunde.«
    Der Polizist seufzte traurig auf und schwieg verblüfft.
    »Die ganze Sache«, sagte Hamilton Beamish, »scheint die Folge eines törichten Mißverständnisses zu sein. Diese Dame, Garroway, ist die Stiefmutter dieser jungen Dame hier, die Mr. Finch

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