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Der schüchterne Junggeselle

Der schüchterne Junggeselle

Titel: Der schüchterne Junggeselle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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war ihm mitgeteilt worden, Molly scheine nicht im Hause zu sein. Sie war also auf dem Rückweg nach New York, und er konnte sie jetzt jeden Augenblick erwarten. Er vergaß ganz die Vorsicht, die für ihn geboten war, und begann freudig zu singen.
    »He, Pinch!«
    George, der in den höchsten Regionen geschwebt hatte, kehrte erschrocken zur Erde zurück. Sein erster Impuls war, ins Schlafzimmer zu laufen und unter das Bett zu kriechen, dann aber fiel ihm ein, daß es in seiner Bekanntschaft nur einen Mann gab, der ihn ›Pinch‹ nennen konnte.
    »Mr. Waddington?« murmelte er, die Tür des Wohnzimmers öffnend und hineinlugend.
    »Natürlich bin ich es. Haben Sie denn kein Licht hier?«
    »Sind Polizisten in der Nähe?«
    »Es ist nur ein Polizist da, in der Wohnung des jungen Beamish«, erwiderte Mr. Waddington vergnügt kichernd. »Er hat mir eben alle seine Anteile an der ›Schöneren und Besseren Filmgesellschaft Hollywood‹ für dreihundert Dingerchen verkauft, und ich bin hergekommen, um das zu feiern. Schenken Sie ein«, sagte Mr. Waddington, der offenbar in überaus festlicher Stimmung war.
    George machte Licht. Wenn der Feind so weit war, konnte man auf alle Vorsicht verzichten.
    »Das ist recht«, sagte Mr. Waddington. Er lehnte an einem Bücherregal, den Hut auf dem Hinterkopf, zwischen den Lippen eine Zigarre. Seine Augen leuchteten. »Ich habe einen fabelhaften Geschäftskopf, Pinch«, sagte er, die Zigarre mit einer einzigen Bewegung der Oberlippe von einem Mundwinkel in den anderen schiebend.
    Obgleich alles, was George im Verlauf seiner Bekanntschaft mit Sigsbee H. erfahren hatte, das gerade Gegenteil dieser Behauptung bewies, dachte er nicht daran, zu widersprechen. Er hatte wichtigere Dinge im Kopf als eine akademische Diskussion über die geistigen Fähigkeiten dieses erbärmlichen Geschöpfes.
    »Ich habe das Mädel«, sagte er.
    »Was für ein Mädel?«
    »Das Mädel, das das Kollier gestohlen hat. Und das Kollier habe ich auch.«
    Mr. Waddington verzichtete auf weitere Betrachtungen über seine Geschäftstüchtigkeit und wurde interessiert. Er riß die Augen auf und blies eine Wolke Giftgas aus.
    »Nicht möglich!«
    »Da ist es.«
    »Geben Sie her!« sagte Mr. Waddington.
    George spielte unentschlossen mit dem Kollier.
    »Ich glaube, ich sollte es eigentlich Molly übergeben.«
    »Sie werden es mir übergeben«, rief Mr. Waddington entschlossen. »Ich bin das Haupt der Familie, und von jetzt an werde ich auch als solches handeln. Zu lange, Pinch, habe ich mich unter der eisernen Faust geduckt und mir mit Nagelschuhen ins Gesicht treten lassen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Jetzt aber wird das anders. Von heute an bis zu dem Tag, an dem meine Freunde und Verwandten an meiner Bahre stehen und flüstern werden: ›Er sieht doch friedlich aus‹, gilt mein Wort. Geben Sie mir das Kolher. Ich werde es neu fassen lassen, oder irgend so etwas. Oder ich werde es verkaufen und Molly den Erlös geben. Auf jeden Fall, und der kann sein, wie er will, geben Sie mir das Kollier!«
    George reichte es ihm. Sigsbee H. hatte etwas Gebieterisches.
    »Pinch«, rief Mr. Waddington.
    »Finch«, verbesserte George.
    »George«, sagte eine Stimme am Fenster, mit einer Plötzlichkeit, die Mr. Waddington veranlaßte, sich die Zigarre in das Auge zu stoßen.
    Tiefe Rührung erfaßte George.
    »Molly! Bist du es?«
    »Ja, Liebling. Ich bin wieder da.«
    »Das ist aber rasch gegangen.«
    »Ich habe mich sehr beeilt.«
    Mr. Waddington war noch immer sehr erschüttert.
    »Wenn mir jemand gesagt hätte, daß meine eigene Tochter mich so von hinten anschreien würde«, sagte er zanksüchtig, »hätte ich es nicht geglaubt.«
    »Ach Vater! Du bist da. Ich habe dich nicht gesehen.«
    »Das ist gut. Du hast mich zu Tode erschreckt.«
    »Oh, entschuldige.«
    »Jetzt ist es zu spät zu Entschuldigungen«, sage Mr. Waddington. »Du hast die beste Zehn-Cent-Zigarre ruiniert, die es in Hempstead gibt.«
    Er betrachtete die Trümmer traurig, dann warf er sie fort, holte eine andere Zigarre aus der Westentasche und biß ihr die Spitze ab.
    »Molly, mein Engel«, rief George mit bebender Stimme, »daß du wirklich wieder bei mir bist!«
    »Ja, Georgie. Richtig, was ich sagen wollte, ich glaube, es ist jemand in deiner Schlafveranda.«
    »Was!«
    »Ich habe Stimmen gehört.«
    Kein Instinkt ist so fest in der Natur des Menschen verwurzelt wie die Achtung vor dem Besitz – vor seinem eigenen Besitz natürlich. Mit einem

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