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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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Daniel an ein zermatschtes Hühnerei. Geschworene zuckten entsetzt zurück. Richter Philip Baron betrachtete seinen Monitor ohne Gefühlsregung. Daniel beobachtete sein Gesicht, in dem das Gewicht der Haut den Mund nach unten zog. Jill Gault zeigte mit einem Laser auf den Punkt des Aufpralls und sprach über die Kraft, die notwendig war, an Schädel und Backenknochen einen derartigen Schaden anzurichten.
    »Und konnten Sie den Zeitpunkt des Todes feststellen, Dr. Gault?«, fuhr Gordon Jones fort.
    »Ja, etwa um sechs Uhr fünfundvierzig abends am achten August.«
    »Und würde das einen Angriff früher an diesem Tag ausschließen, zum Beispiel am Nachmittag entweder um zwei oder sogar um vier Uhr, als der Angeklagte zuletzt gesehen wurde, wie er sich mit dem Opfer prügelte?«
    »Ganz und gar nicht. Bei einem akuten subduralen Hämatom ist es nur möglich, den Zeitpunkt des Todes annähernd zu bestimmen, nicht aber den Zeitpunkt der Verletzung. Die Art dieser Verletzung ist so, dass der Tod kurz danach eintreten kann oder erst nach mehreren Stunden. Die Blutung übt einen Druck auf das Gehirn aus, aber es kann von Minuten bis zu Stunden dauern, ehe der Druck tödlich wird.«
    »Ben kann also erst einige Stunden, nachdem er mit dem Backstein ins Gesicht geschlagen wurde, gestorben sein, ist das korrekt?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Könnte er während dieser Zeit bei Bewusstsein gewesen sein?«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich … aber möglich.«
    »Möglich. Danke, Dr. Gault.«
    Richter Baron räusperte sich geräuschvoll und beugte sich zu seinem Mikrofon vor.
    »Ich denke, angesichts der Uhrzeit könnte das der geeignete Zeitpunkt für eine Pause sein.« Er drehte sich in Richtung Geschworene. »Zeit, sich zu verdrücken und eine Tasse Kaffee zu trinken. Ich erinnere Sie daran, außerhalb Ihres Kreises nicht über diesen Fall zu reden.«
    Allgemeiner Aufbruch .
    Daniel blieb, bis Sebastian nach unten eskortiert wurde, dann ging er nach draußen. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und beobachtete die Leute in den prunkvoll bemalten Korridoren des Zentralen Strafgerichtshofs: Scharen verlorener Seelen, die Kummer, Armut und Unglück vor sich herschoben. Glück und Elend wurden hier entschieden, nicht gefunden. Er fühlte sich einsam, auch er eine der verlorenen Seelen, die in ihrer Leere herumtaumelte, und er holte sein Handy hervor und rief Cunningham an. Er war bei einem Mandanten, und Daniel hinterließ eine Nachricht, in der er sich nach dem Verkauf von Minnies Haus erkundigte.
    Jemand tippte ihm auf die Schulter. Es war Irene.
    »Alles okay?«
    »Sicher – warum fragst du?«
    »Jedes Mal, wenn ich da drinnen zu dir hinsah, hast du die Stirn gerunzelt.«
    »Hast oft zu mir hingesehen?«, flirtete er, obgleich ihm klar war, dass dafür nicht die richtige Stimmung war.
    Sie tippte ihm mit ihrem Kugelschreiber strafend auf den Arm. »Was bekümmert dich?«
    »Hast du die Gesichter der Geschworenen gesehen, als diese Fotos gezeigt wurden?«
    »Ich weiß, aber wir werden beweisen, dass Sebastian nicht schuld ist.«
    »Und Jones, als er fragte, ob Ben während der denkbaren Stunden, bevor er starb, noch bei Bewusstsein gewesen sein könnte. Gott …« Daniel schüttelte den Kopf, aber Irene legte ihm eine Hand auf den Arm. Er spürte ihre Wärme.
    »Nicht den Glauben verlieren«, flüsterte sie.
    »Nicht an dich«, sagte er, als sie sich von ihm abwandte und ins Gericht zurückging.
    »Dr. Gault, Sie nannten das subdurale Hämatom ›eine Gehirnblutung‹«, fragte Irene im Kreuzverhör. »Können wir also erwarten, dass der Blutverlust beträchtlich ist?«
    »Nun ja, auf ein Trauma hin sammelt sich Blut im Gehirn. Bei jedem subduralen Hämatom dehnen sich und reißen winzige Äderchen zwischen der Oberfläche des Gehirns und seiner Außenhaut, der Dura, sodass sich Blut ansammelt. Es ist dieser Druck, der zum Tod führt.«
    »Danke für diese Klarstellung, Doktor. Aber sagen Sie, wür den Sie bei dieser Art von Gesichtstrauma nach stumpfer Gewalt nicht erwarten, dass ein Angreifer mit dem Blut des Opfers … über und über besudelt wäre?«
    »Ja, wahrscheinlich hätte ein Gesichtstrauma dieser Art den Täter erheblich mit Blut bespritzt.«
    Irene zögerte und nickte. Daniel beobachtete, wie ihr melonenkernförmiges Gesicht sich nachdenklich zur Seite neigte.
    »Eine letzte Frage – wie viel wiegt ein Backstein, Dr. Gault?«
    »Wie bitte?«
    »Ein Backstein, ein normaler Backstein, wie der bei den

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