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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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Beweismitteln, was wiegt der?«
    »Ich würde sagen, ungefähr zwei Kilo.«
    »Dann sagen Sie uns doch, Doktor, welche Kraft oder Stärke Ihrer Meinung nach nötig wäre, um die Verletzungen zuzufügen, die Benjamin Stokes erlitten hat, wenn man das Gewicht des Mordwerkzeugs in Rechnung stellt?«
    »Eine ganz erhebliche Kraft.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, dass die nötige Kraft von einem elfjährigen Jungen aufgebracht werden konnte – insbesondere von einem mit der schmächtigen Figur des Angeklagten?«
    Dr. Gault rutschte auf ihrem Stuhl herum. Sie blickte in Sebastians Richtung, und Daniel bemerkte, dass Sebastian ihrem Blick begegnete.
    »Nein, ich hätte mir gedacht, dass die notwendige Kraft eher zu einem erwachsenen Täter passte … aber andererseits … Jemand von kleinerer Statur oder auch ein Kind könnte fähig gewesen sein, diese Verletzungen zuzufügen, wenn das Opfer unter dem Täter lag, sodass die Schwerkraft die fehlende körperliche Kraft aufwiegen konnte.«
    »Ich verstehe.« Richter Baron nickte. »Ich verstehe. Haben Sie noch irgendwelche weiteren Fragen, Miss Clarke?«
    »Ist es Ihre fachmännische medizinische Meinung, Dr. Gault, dass ein Kind wegen des Gewichts des Mordwerkzeugs Schwierigkeiten hätte, diese Verletzungen zuzufügen?«
    »Der Zeugin ist diese Frage gestellt worden, und sie hat sie beantwortet, Miss Clarke«, sagte Baron. Irene setzte sich, eine kurze Röte auf den Wangen. »Mr. Jones?«
    »Wenn ich darf, Euer Ehren, ein Punkt der Klarstellung …«
    Richter Baron flatterte zustimmend mit den Fingern. Irene warf Daniel einen Blick zu.
    Gordon Jones trat noch einmal an das Pult. »Dr. Gault, ganz kurz, wenn bei dem tödlichen Schlag die Schwerkraft zu Hilfe genommen wurde, wäre das mit der Lage des Leichnams vereinbar, als er gefunden wurde – Gesicht nach oben, Hände an der Seite?«
    »Ja …«, sagte Dr. Gault nach einigem Zögern. »Mehrere Positionen wären denkbar, aber wenn das Opfer irgendwie benommen oder verängstigt war, könnte es sicherlich möglich gewesen sein, den Schlag auszuführen, während es am Boden lag, entweder aus einer stehenden Position oder sitzend … rittlings sozusagen. Das wäre leichter gewesen für einen … schwächeren Täter.«
    »Danke, Dr. Gault.«
    Daniel nahm ein paar Zeitungen mit nach Hause und blätterte jede durch, bis er einen Bericht über den Prozess fand. Einige Artikel stellten seine und Sebastians Beziehung zueinander in den Mittelpunkt: Der Junge drängte sich dicht an seinen Anwalt . Einer schrieb über Dr. Gaults Aussage: »Die Pathologin der Staatsanwaltschaft, Dr. Jillian Gault , stellte Vermutungen darüber an, dass der Engelmörder rittlings auf seinem Opfer gesessen haben könnte, um es mit genügend Kraft totzuprügeln, Auge in Auge.«
    Daniel fuhr sich mit der Hand über die Augen. In der Wohnung war es dunkel, aber er brachte es nicht über sich, Licht zu machen. Der Küchentisch war mit seinen Arbeitspapieren bedeckt. Er stand am Fenster und betrachtete den Park in dem schwankenden Mondlicht. Der See wechselte im sich wandelnden Licht wie ein Penny die Farbe. Er fühlte sich müde, aber es war eine ruhelose Müdigkeit, und er wusste, dass er nicht würde schlafen können.
    Er sah, dass der Anrufbeantworter blinkte. Cunningham hatte eine Nachricht hinterlassen. Die Verbindung war schlecht, und Daniel verstand nicht jedes Wort: »Danny, hi, ich habe Ihre Nachricht erhalten … Das Haus ist leer geräumt, und ich habe einen Käufer an Land gezogen. Junges Paar aus der Stadt, das schon eine Weile nach so einem kleinen Bauernhof sucht. Ich habe Ihnen eine E-Mail geschickt. Das Angebot ist gut, also rufen Sie mich an und lassen Sie mich wissen, ob wir zum Verkauf schreiten können.«
    Daniel stieß den Atem aus. Automatisch löschte er die Nachricht. Er war dazu jetzt nicht in der Lage. Er brauchte Zeit, um sich darauf einzustellen. Er legte sich angekleidet auf das Bett und starrte unverwandt an die Decke. Er erinnerte sich, wie er als Kind das erste Mal in Minnies Haus kam. Er erinnerte sich an seine Trotzanfälle und seine Wut. Aber nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, und allem, was sie für ihn getan hatte, erinnerte er sich am deutlichsten an die letzten Worte, die er ihr ins Gesicht geschleudert hatte: Ich wünschte, du wärst tot.
    Jetzt, da sie tot war, hätte er am liebsten gesagt, dass es ihm leidtue. Der Prozess gegen den Jungen zwang ihn, nur noch mehr über sie nachzudenken. Das Verfahren

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