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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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das willst. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass du deine Rechte kennst.«
    Charlottes Parfüm wehte noch vor ihr in den Raum. Sie setzte sich auf die andere Seite von Sergeant Turner. Daniel war sich sicher, dass man sie gebeten hatte, entfernt von ihrem Sohn Platz zu nehmen und zu schweigen.
    Als der Sergeant mit Sebastians Vernehmung fortfuhr, sagte sie nichts, sah ihn auch nur selten an. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihr Armband, dann auf ihren Rock, dann auf ihre Nagelhäute und dann auf Daniel. Er fühlte, wie sie ihn beobachtete, während er die Fragen des Sergeants und Sebastians wortkarge Antworten notierte.
    Auf seinem eigenen Notizblock strich Sergeant Turner etwas aus und unterstrich etwas anderes. »Okay. Kehren wir zu dem Punkt zurück, an dem wir waren. Kehren wir auf den Abenteuerspielplatz zurück. Erzähl mir noch mal von dem Streit, den du mit Ben hattest.«
    »Hab ich doch schon«, sagte Sebastian und ließ wieder seine unteren Schneidezähne sehen. »Es war kein Streit; es war eine Diskussion . Ich sagte, ich wollte nach Hause, aber er wollte mich nicht gehen lassen.«
    »Erzähl mir noch mal von eurer Diskussion .«
    Daniel nickte Sebastian zu, um ihn zu drängen, die Fragen zu beantworten. Er wollte, dass sich der Junge beruhigte. Wenn er in Wut geriet, ließ ihn das schuldig erscheinen, und Daniel wollte nicht, dass er sich selbst belastete. Wie die Polizisten wunderte auch er sich über die plötzliche Gereiztheit des Jungen, aber er wollte, dass er in seiner Geschichte logisch blieb. Daniel beschloss, um eine Pause zu bitten, sollte der Junge noch aufgeregter werden.
    »Wir sind über die Autoreifen in dem hölzernen Klettergerüst ganz nach oben gestiegen«, fuhr Sebastian fort. »Es ist wirklich hoch da oben. Ich wurde müde und dachte an meine Mum und ihr Kopfweh. Ich sagte, ich wollte nach Hause gehen, aber Ben wollte es nicht. Er versuchte, mich zum Bleiben zu überreden. Dann wurde er wütend und schubste mich, und ich sagte, er soll damit aufhören.«
    » Er hat dich geschubst?«
    »Ja, er wollte, dass ich blieb und mit ihm spielte.«
    »Machte dich das wütend, als er dich schubste? Hast du ihn auch geschubst?«
    »Nein.«
    »Hast du ihn vielleicht von dem Klettergerüst runtergeschubst?«
    »Sie hatten Ihre Antwort, Sergeant«, sagte Daniel, und seine Stimme klang laut in dem kleinen Vernehmungszimmer.
    » Ich hab ihn nicht runtergeschubst , aber Ben sagte, er wollte runterspringen. Er wollte Eindruck auf mich machen, verstehen Sie? Ich wollte nach Hause, und er wollte, dass ich blieb und ihm beim Springen zusehe.«
    »Ben war ein kleiner Junge, nicht so groß wie du. Ihr wart wirklich hoch oben. Bist du sicher, dass er zu springen entschlossen war?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Sergeant?«, fragte Daniel.
    Der Sergeant senkte den Blick und legte seinen Kugelschreiber hin.
    »Ist das wirklich so passiert, Sebastian?«
    »Ja.« Er war jetzt bockig und ließ sich in den Stuhl sacken.
    »Bist du sicher, dass du ihn nicht runtergeschubst hast? Hast du ihn runtergeschubst und dann vielleicht mit ihm zu raufen angefangen?«
    »Nein!« Wieder schien Wut auf den Lippen und Wangen des Jungen aufzublitzen.
    »Wirst du allmählich wütend, Seb?«
    Sebastian verschränkte die Arme und kniff die Augen zusammen.
    »Bist du wütend auf mich, weil ich es rausgefunden habe? Hast du Ben runtergeschubst?«
    »Ich nie.«
    »Wenn Leute wütend werden, versuchen sie manchmal, etwas zu verbergen. Verstehst du?«
    Sebastian rutschte plötzlich von seinem Stuhl und fiel auf den Boden. Er lag in dem Vernehmungszimmer auf seinem Rücken und begann zu schreien. Daniel sprang auf. Sebastian schrie und heulte, und als er Daniel das Gesicht zuwandte, war es verzerrt und tränenüberströmt.
    »Ich hab ihn nicht geschubst. Ich hab ihn nicht geschubst.«
    »Wie ist er sonst deiner Meinung nach da runtergekom men?«
    »Ich weiß nicht, ich hab ihm nicht wehgetan. Ich … ich hab ihn nicht …« Sebastians Schreie waren so schrill, dass Turner sich mit einer Hand das Ohr zuhielt.
    Er dauerte einige Augenblicke, bis Daniel bemerkte, dass er den Jungen mit offenem Mund anstarrte. In dem stickigen Raum war ihm plötzlich sehr kalt – er geriet ins Schlingern, trotz seiner Erfahrung.
    Turner unterbrach die Vernehmung, damit Sebastian sich beruhigen konnte. Mit spitz hervorstehenden Ellenbogen näherte sich Charlotte zaghaft ihrem Sohn. Das Gesicht des Jungen war rot vor Wut und

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