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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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draußen gegangen, um den Reiz der Sonne auf seiner Haut zu spüren.
    »Beschäftigt?«, fragte Veronica Steele, Daniels Seniorpartnerin, die ihren Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Was gibt’s?«
    Veronica setzte sich auf die Lehne der Couch und wandte ihm das Gesicht zu. »Hab mich gerade gefragt, wie du dich hältst.«
    Daniel warf seinen Bleistift auf den Schreibblock, der mit Gekritzel bedeckt war. Er drehte sich zu ihr um und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    »Mir geht’s gut.« Daniel lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Du hast beschlossen, dranzubleiben?«
    »Ja.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Nicht die beste Karriereentscheidung, da bin ich mir sicher. Ich weiß, es wird vertrackt werden. Zu einer Hälfte bin ich total am Schlingern, und die andere Hälfte will den Versuch machen und … ihn retten.«
    »Er plädiert auf nicht schuldig?«
    »Ja, bleibt konsequent bei seiner Geschichte. Die Mutter stärkt ihm den Rücken.«
    »War es der Gerichtshof Highbury Corner, wo du am Donnerstag warst?«
    »Ja, Kaution abgelehnt, wie vorauszusehen, dann wurde er in die Sicherungseinrichtung Parklands House verlegt.«
    »Gott, wie trostlos. Er ist sicher der Jüngste da drin.«
    Daniel nickte und fuhr sich mit der Hand über das Kinn.
    »Wer ist dein QC – Irene ist doch inzwischen Kronanwältin, stimmt’s?«
    »Ja, sie hat die Zustimmung erhalten. Wurde im März ins Verzeichnis der Kronanwälte aufgenommen.«
    »Ich erinnere mich, ich habe ihr geschrieben, um ihr zu gratulieren.«
    »Mich hat erstaunt, dass sie das angenommen hat, aber sie war ja sogar am Jugendgericht. Trotzdem bin ich sehr froh darüber. Wir haben eine Chance.«
    Das Telefon klingelte. Daniel nahm ab, legte die Hand über den Hörer und warf Veronica einen entschuldigenden Blick zu.
    »Steph«, sagte er, »ich habe dich gebeten, keine Anrufe durchzustellen.«
    »Ich weiß, Danny, tut mir leid. Aber es ist ein persönlicher Anruf für dich. Der Mann sagt, es ist dringend. Ich dachte, ich frage dich, ob du mit ihm reden willst.«
    »Wer ist es?«
    »Ein Anwalt aus dem Norden. Er sagt, es geht um ein Familienmitglied.«
    »Stell ihn durch.« Daniel seufzte und sah Veronica achselzuckend an, die lächelte und das Zimmer verließ.
    Daniel räusperte sich wieder. Die Muskeln seines Körpers waren mit einem Mal gespannt.
    »Hallo, spreche ich mit Daniel Hunter? Mein Name ist John Cunningham, Anwalt von Mrs. Flynn. Daniel, es tut mir leid, ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Ihre Mutter ist verstorben. Ich weiß nicht, ob Sie das gehört haben … aber sie hat Anweisungen hinterlassen …«
    »Sie ist nicht meine Mutter.«
    Daniel gelang es nicht, die Wut aus seiner Stimme herauszuhalten.
    Eine Weile herrschte Stille in der Leitung. Daniel hörte lediglich sein Herz klopfen.
    »Wie ich hörte, hat Minnie … Sie 1988 adoptiert.«
    »Hören Sie, worum geht es? Ich bin eigentlich auf dem Weg zu einer Sitzung.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie störe. Könnte ich denn vielleicht zu einer anderen Zeit anrufen? Es geht erst mal nur um die Beerdigung, und dann ist da noch das Testament.«
    »Ich möchte nichts von ihren Sachen.«
    »Sie hat Ihnen ihren gesamten Besitz hinterlassen.«
    »Ihren Besitz .« Daniel erhob sich. Er versuchte zu lachen, aber es gelang ihm nur, den Mund aufzumachen.
    »Eine schlichte Trauerfeier wird am Dienstag, dem siebzehnten, abgehalten, wenn Sie daran teilzunehmen wünschen.«
    Sein Atem trug fast nicht die Worte, aber er sagte: »Ich habe keine Zeit.«
    »Ich verstehe, aber das Erbe …«
    »Wie gesagt, ich möchte nichts.«
    »In Ordnung, gut, es besteht keine Eile. Es wird wahrscheinlich einige Zeit dauern, das Haus in Ordnung zu bringen. Ich werde mich wieder melden, wenn …«
    »Hören Sie, ich habe im Moment wirklich keine Zeit.«
    »Schön. Soll ich am Mittwoch nach der Trauerfeier wieder anrufen? Ich habe meine Kontaktdaten Ihrem Kollegen genannt, sollten Sie den Wunsch haben, sich zu melden.«
    »Sehr gut. Auf Wiederhören.«
    Daniel legte auf. Er rieb sich die Augen mit Zeigefinger und Daumen, dann holte er tief Luft.
    Daniel musste in Whitechapel umsteigen und mit der Londoner Hochbahn zum Parklands House fahren. Als er in Anerley ausstieg, roch die Straße nach Abgasen und verdunstetem Regen. Daniel fühlte, wie sich Schweiß auf seinem Scheitel und zwischen seinen Schulterblättern bildete. Der tief hängende Himmel bedrückte ihn. Es war Freitagmorgen, nur ein Tag seit der ersten

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